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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
25. Auf Grund eines Senatsbeschlusses wurde der Concordia an der Stätte des blutigen Aufstandes ein Tempel errichtet.
Ein feiner Senatsbeschluß in der Tat war es, auf Grund dessen an derselben Stelle, wo dieser verlustreiche Zusammenstoß vor sich gegangen war, wo soviele Bürger jeglichen Standes den Tod gefunden hatten, der Concordia ein Tempel errichtet wurde, damit er als Denkmal der Bestrafung der Gracchen den Volksführern warnend vor Augen stehe und ihnen das Gedächtnis auffrische. Das war doch eigentlich eine Verspottung der Götter, dieser Göttin einen Tempel zu erbauen. Wäre Concordia im Staate gewesen, so hätte sich Rom nicht in solchen Zwistigkeiten zerfleischt und heruntergebracht. Aber vielleicht war gerade Concordia schuld an diesem Verbrechen, dadurch, daß sie aus den Herzen der Bürger gewichen war, und sollte sie nun in dem Tempel wie in einem Strafgefängnis eingesperrt werden. Warum hat man nicht lieber, wenn man der Band 1, S. 176Lage gerecht werden wollte, der Discordia einen Tempel erbaut? Oder läßt sich irgend ein Grund angeben, weshalb Concordia eine Göttin sein soll und Discordia keine, daß nach der Unterscheidung, die Labeo macht1, die eine eben gut, die andere schlimm wäre. Und auch er scheint dabei gerade auf seine Bemerkung anzuspielen, daß man in Rom der Febris so gut wie der Salus einen Tempel errichtet habe. Darnach hätte man also nicht nur die Concordia, sondern auch der Discordia einen solchen entrichten sollen. Eine Gefahr bedeutete es demnach für die Römer, unter dem Zorne einer so schlimmen Göttin leben zu wollen, und sie erinnerten sich auch nicht, daß der Untergang Trojas in letzter Linie auf ihre Beleidigung zurückzuführen sei. Sie war es ja, die, weil sie nicht mit den übrigen Göttern2 eingeladen worden war, den Plan ausheckte, zwischen den drei Göttinnen3 durch die Hinterlegung des goldenen Apfels Hader zu stiften; daher Zank unter den Gottheiten, der Sieg der Venus, der Raub der Helena, die Zerstörung Trojas. War sie also etwa entrüstet, daß sie nicht wie die anderen Götter einen Tempel in der Stadt haben sollte, und hat sie deshalb allein schon die Bürgerschaft mit solchen Unruhen gegen einander gehetzt, wieviel schrecklicher hätte ihr Zorn werden können, als sie wahrnehmen mußte, wie man an der Stätte jenes Gemetzels, also am Schauplatz ihrer Tätigkeit, ihrer Gegnerin einen Tempel errichtete! Wenn wir diese Albernheiten lächerlich machen, so ärgern sich die Gelehrten und Weisen von drüben, und doch kommen die Verehrer guter und schlimmer Gottheiten über diese Frage mit Concordia und Discordia nicht hinweg, ob sie nun die Verehrung dieser Göttinnen unterließen und lieber Febris und Bellona verehrten, denen man schon in alter Zeit Tempel erbaut hat, oder ob sie auch ihnen ihre Verehrung zuwandten, da eben trotzdem Concordia sie im Stiche ließ und die wütende Discordia sie bis zu Bürgerkriegen trieb.
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XXV: De aede Concordiae ex senatus consulto in loco seditionum et caedium condita.
Eleganti sane senatus consulto eo ipso loco, ubi funereus tumultus ille commissus est, ubi tot ciues ordinis cuiusque ceciderunt, aedes Concordiae facta est, ut Gracchorum poenae testis contionantium oculos feriret memoriamque conpungeret. sed hoc quid aliud fuit quam inrisio deorum, illi deae templum construere, quae si esset in ciuitate, non tantis dissensionibus dilacerata conrueret? nisi forte sceleris huius rea Concordia, quia deseruerat animos ciuium, meruit in illa aede tamquam in carcere includi. cur enim, si rebus gestis congruere uoluerunt, non ibi potius aedem Discordiae fabricarunt? an ulla ratio redditur, cur Concordia dea sit, et Discordia dea non sit, ut secundum Labeonis distinctionem bona sit ista, illa uero mala? nec ipse aliud secutus uidetur quam quod aduertit Romae etiam Febri, sicut Saluti, templum constitutum. eo modo igitur non solum Concordiae, uerum etiam Discordiae constitui debuit. periculose itaque Romani tam mala dea irata uiuere uoluerunt nec Troianum excidium recoluerunt originem ab eius offensione sumpsisse. ipsa quippe quia inter deos non fuerat inuitata, trium dearum litem aurei mali subpositione commenta est; unde rixa numinum et Venus uictrix, et rapta Helena et Troia deleta. quapropter, si forte indignata, quod inter deos in urbe nullum templum habere meruit, ideo iam turbabat tantis tumultibus ciuitatem, quanto atrocius potuit inritari, cum in loco illius caedis, hoc est in loco sui operis, aduersariae suae constitutam aedem uideret. haec uana ridentibus nobis illi docti sapientesque stomachantur, et tamen numinum bonorum malorumque cultores de hac quaestione Concordiae Discordiaeque non exeunt, siue praetermiserint harum dearum cultum eisque Febrem Bellonamque praetulerint, quibus antiqua fana fecerunt, siue et istas coluerint, cum sic eos discedente Concordia Discordia saeuiens usque ad ciuilia bella perduxerit.