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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
20. Buch

29. Die Ankunft des Elias vor dem Gerichte und seine Verkündigung, die das Geheimnis der Heiligen Schrift erschließen und so die Juden zu Christus bekehren wird.

Nachdem so der Prophet gemahnt hat, des Gesetzes des Moses eingedenk zu sein, fährt er unmittelbar darauf fort [weil er voraussah, daß die Juden das Gesetz noch lange Zeit nicht geistig auffassen würden, wie es hätte sein sollen]: „«Und»1siehe, ich werde euch den Thesbiten Elias senden, ehe der große und helle Tag des Herrn kommt, und er wird das Herz des Vaters zum Sohne hinkehren und das Herz des Menschen zu seinem Nächsten, damit ich nicht etwa die Erde vollends zerschmettere, wenn ich komme.“ Den Gläubigen ist die Rede und die Überzeugung ganz geläufig, daß die Juden auf die Gesetzesauslegung dieses großen und merkwürdigen Propheten Elias hin in der letzten Zeit vor dem Gerichte den Glauben an den wahren, d. i. an unseren Christus annehmen werden. Daß nämlich gerade Elias vor der Ankunft des Richter-Erlösers auftreten werde, hofft man nicht ohne Grund, da er ja, wie man ebenfalls mit gutem Grund annimmt, immer noch lebt. Denn er ward in einem feurigen Wagen den irdischen Dingen entrückt, was die Heilige Schrift mit den unzweideutigsten Worten bezeugt2: Wenn er nun auftritt, so wird er durch geistige Auslegung des Gesetzes, das die Juden zurzeit fleischlich auffassen, „das Herz des Vaters zum Sohne hinkehren“, d. i. das Herz der Väter zu den Söhnen; die siebzig Dolmetscher haben nur eben die Einzahl statt der Mehrzahl gesetzt; und der Sinn ist: auch die Söhne, d. i. die Juden, sollen nun das Gesetz so verstehen, wie es die Väter verstanden haben, nämlich die Propheten, zu denen auch Moses selbst gehörte; denn Band 28, S. 1298eben dadurch, daß das Verständnis der Väter übergeführt wird in das Verständnis der Söhne, wird sich das Herz der Väter zu den Söhnen hinkehren; „und das Herz der Söhne“ wird sich hinkehren „zu ihren Vätern“3 dadurch, daß die Söhne der Meinung der Väter zustimmen. Die siebzig Dolmetscher gebrauchen statt dessen die Wendung: „Und das Herz des Menschen zu seinem Nächsten“; Väter und Söhne sind ja auch in besonderem Grade die Nächsten zueinander. Doch kann man aus den Worten der siebzig Dolmetscher, die ja prophetisch übersetzten, auch noch einen anderen, und zwar gewählteren Sinn herauslesen, nämlich, Elias werde das Herz Gott-Vaters hinkehren zu Gott-Sohn; natürlich nicht, indem er den Vater erst zur Liebe gegen den Sohn bewegte, sondern indem er lehrt, der Vater liebe den Sohn, mit dem Erfolg, daß auch die Juden nun denselben Christus, unseren Christus, lieben, den sie bis dahin haßten. In den Augen der Juden hat nämlich Gott zurzeit ein von unserem Christus abgewendetes Herz; das ist ihre Anschauung. In ihren Augen wird sich also Gottes Herz dann zum Sohne hinkehren, wenn sie selbst ihr Herz bekehren und die Liebe des Vaters zum Sohne inne werden. Und der folgende Satzteil: „und das Herz des Menschen zu seinem Nächsten“, also: Elias wird auch das Herz des Menschen zu seinem Nächsten hinkehren, läßt sich vortrefflich so auffassen: das Herz des Menschen zum Menschen Christus. Denn obwohl Christus unser Gott ist in der Gestalt Gottes, hat er doch durch die Annahme der Knechtsgestalt auch unser Nächster zu sein sich gewürdigt. Das also wird Elias tun. „Damit ich nicht etwa“, heißt es zum Schluß, „die Erde vollends zerschmettere, wenn ich komme“. Die Erde, das sind die irdisch Gesinnten, wie es die Juden infolge ihrer niederen Auffassung bis heute sind; aus diesem Gebrechen stammt solches Murren gegen Gott, wie4: „An den Bösen hat er sein Wohlgefallen“, oder5: „Ein Tor, wer Gott dient.“


  1. Mal. 4, 5 f. ↩

  2. 4 Kön. 2, 11. ↩

  3. So nach, der Vulgata. ↩

  4. Mal. 2, 17. ↩

  5. Ebd. 3, 14. ↩

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