Edition
ausblenden
Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
1.
p. 328,25 Faustus dixit: Cur non accipitis prophetas? Immo tu dic potius, si quid habes, cur debeamus prophetas accipere! Propter testimonia inquit _quae de Christo praefati sunt._Ego quidem nulla inveni, quamvis attentius eos et curiosissime legerim. Sed tamen et hoc enervis fidei confessio est in Christum sine teste et argumento non credere. Nempe ipsi vos docere soletis idcirco nihil esse curiosius exquirendum, quia simpex sit et absoluta christiana credulitas. Quomodo ergo nunc fidei simplicitatem destruitis indiciis eam ac testibus fulciendo et hoc Iudaeis? Aut si prima vobis sententia displicet idcircoque transistis in alteram, quis fidelior vobis esse testis debet quam deus ipse de filio suo, qui non per vatem nec per interpretem, sed ultro caelitus erupta voce, cum eum mitteret ad terram, dixit: Hic est filius meus dilectissimus, credite illi!, p. 329,13 nenon et ipse de se: A patre meo processi et veni in hunc mundum atque multa alia huiusmodi, ad quae ringentes Iudaei: Tu de te testificaris dicebant, testimonium tuum non est verum, quibus ipse: Etsi ego testificor de me, testimonium meum verum est, quia non sum solus. Nam et in lege vestra scriptum est:‛Duorum hominum testimonium verum est’; ego sum, qui testificor de me, et testificatur de me, qui me misit pater. Non dixit: Prophetae. Ad haec et opera ipsa sua sibi in testimonium vocat, si mihi non creditis dicens operibus credite! Non dixit: Si mihi non creditis, prophetis credite. Quapropter nos testimoniis de salvatore nostro nullis egemus; exempla tantum vitae honestae et prudentiam ac virtutem in prophetis quaerimus, quorum nihil in Iudaeorum fuisse vatibus, quia te non latuerit, sentio, siquidem consulente me, cur eos accipiendos putares, non improuide nec inurbaniter silentio eorum mandatis operibus in sola transiluisti praesagia, oblitus utique scriptum esse numquam vindemiari uvam de spinis nec de tribulis ficus. p. 330,7 Quapropter haec strictim interim et castigate ad interrogationem tuam responderim, quia quaeris, cur non accipiamus prophetas; alioquin nihil eos de Christo prophetasse abunde iam parentum nostrorum libris ostensum est. Ego vero illud adiciam, quia si Hebraici vates Christum scientes et praedicantes tam flagitiose vixerunt, iure et in ipsos dici poterit id, quod Paulus de gentium sapientibus contestatur: p. 330,14 Quia cum cognovissent deum, non ut deum clarificaverunt aut gratias egerunt, sed evanuerunt in cogitationibus suis et intenebratum est insipiens cor eorum. Vides ergo non esse magnum magna cognovisse, nisi ex eorum vixeris dignitate.
Übersetzung
ausblenden
Gegen Faustus
1.
Faustus sagte: Warum anerkennt ihr die Propheten nicht? Sag besser du zuerst, warum wir die Propheten anerkennen sollten, falls du einen Grund findest! Weil sie, sagte er, Christus zum voraus bezeugt haben. Ich habe allerdings davon nichts gefunden, obwohl ich ihre Bücher recht aufmerksam und mit grösster Neugier gelesen habe. Allerdings ist schon dies ein Eingeständnis kraftlosen Glaubens, wenn man Zeugen und Beweise braucht, um an Christus glauben zu können. Seid nicht ihr es, die immer wieder darauf hinweisen, man dürfe nicht zu wissbegierig nachforschen, denn der christliche Glaube solle vorbehaltlos und einfach sein. Warum also zerstört ihr jetzt diese Einfachheit des Glaubens, indem ihr ihn auf Beweise und Zeugen stützt, dazu noch auf Jüdische? Falls euch aber jene frühere Auffassung nicht mehr behagt und ihr deshalb zur gegenteiligen übergegangen seid: gibt es einen Zeugen, der bei euch mehr Glaubwürdigkeit beanspruchen darf als Gott selber, der für seinen Sohn Zeugnis ablegte, indem er, ohne einen Propheten oder Vermittler einzuschalten, in jenem Augenblick, als er seinen Sohn zur Erde sandte, unvermittelt vom Himmel her seine Stimme ertönen liess und sagte (Mt. 17,5; Lk. 9,35): Dies ist mein geliebtester Sohn, auf ihn sollt ihr hören!, oder auch Christus, der für sich selber Zeugnis ablegte, indem er, neben vielen andern ähnlich lautenden Aussagen, erklärte (Joh. 16,28): Von meinem Vater bin ich ausgegangen und in diese Welt gekommen, worauf die Juden zähnefletschend antworteten (Joh. 8,13): Du legst über dich selber Zeugnis ab, dein Zeugnis ist nicht wahr, worauf wiederum Christus erwiderte (cf. Joh. 8,14 ff.): Auch wenn ich über mich selber Zeugnis ablege, ist mein Zeugnis wahr. Denn auch in eurem Gesetz heisst es (cf. Deut. 17,6): ‛Das Zeugnis von zwei Menschen ist wahr’; ich bin es, der über mich Zeugnis ablegt, und auch der Vater, der mich gesandt hat, legt über mich Zeugnis ab. Er sagte nicht: Und auch die Propheten. Zusätzlich ruft er auch noch seine Werke zu Zeugen auf, indem er sagt (Joh. 10,38): Wenn ihr mir nicht glaubt, glaubt wenigstens meinen Werken! Er sagte nicht: Wenn ihr mir nicht glaubt, glaubt wenigstens den Propheten. Wir haben also keinen Mangel an Zeugnissen für unseren Erlöser; was wir bei den Propheten suchen, sind einzig Vorbilder für ein ehrenhaftes Leben, sowie Verstand und Tugend, und von all dem war, wie ich sehe, bei den Jüdischen Sehern nichts vorhanden, da es dir ja sonst nicht entgangen wäre. Als ich dich nämlich um Rat fragte, warum man deiner Meinung nach die Propheten anerkennen sollte (328,26), hast du dich in kluger Einschätzung und höflicher Zurückhaltung über ihre Taten in Schweigen gehüllt und ausschliesslich ihre Weissagungen erwähnt, dabei aber natürlich jene Schriftstelle (Mt. 7,16) nicht beachtet, in der es heisst, dass man niemals Trauben aus Dornen oder Feigen aus Disteln ernten kann. Auf deine Frage, warum wir die Propheten nicht anerkennen, soll dir also fürs erste diese knappe und zurückhaltende Antwort genügen; im übrigen ist in den Schriften unserer Vorväter schon zur Genüge nachgewiesen worden, dass sich keine ihrer Prophetien auf Christus beziehen. Ich meinerseits möchte noch folgendes beifügen: Wenn die Hebräischen Seher von Christus wussten und ihn ankündigten, aber trotzdem so lasterhaft lebten, wird man auch von ihnen mit Recht sagen können, was Paulus bei den Weisen aus den Heidenvölkern beklagt (Rm. 1,21): Denn obwohl sie Gott erkannt haben, haben sie ihm nicht als Gott Ehre und Dank erwiesen, sondern sie wurden eitel in ihren Gedanken und verfinstert wurde ihr unverständiges Herz. Du siehst also, dass Grosses zu wissen nur dann etwas Grosses ist, wenn man ein Leben führt, das der Würde dessen gerecht wird, was man weiss.