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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Trinitate

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De Trinitate

XI.

[XI 14] Sed dicet aliquis: ‚Non est ista memoria qua mens sui meminisse perhibetur quae sibi semper est praesens; memoria enim praeteritorum est non praesentium.‘ Nam quidam cum de virtutibus agerent in quibus est etiam Tullius in tria ista prudentiam diviserunt, memoriam, intellegentiam, providentiam, memoriam scilicet praeteritis, intellegentiam praesentibus, providentiam rebus tribuentes futuris quam non habent certam nisi praescii futurorum, quod non est munus hominum nisi detur desuper, ut prophetis. Unde scriptura sapientiae de hominibus agens: Cogitationes, inquit, mortalium timidae, et incertae prividentiae nostrae.

Memoria vero de praeteritis et intellegentia de praesentibus certa est (sed praesentibus utique incorporalibus rebus, nam corporales corporalium praesentes sunt aspectibus oculorum). Sed qui dicit memoriam non esse praesentium attendat quemadmodum dictum sit in ipsis saecularibus litteris ubi maioris curae fuit verborum integritas quam veritas rerum:

nec talia passus Ulixes,

Oblitusve sui est Ithacus discrimine tanto.

Vergilius enim cum sui non oblitum diceret Ulixem, quid aliud intellegi voluit nisi quod meminerit sui? Cum sibi ergo praesens esset, nullo modo sui meminisset nisi et ad res praesentes memoria pertineret. Quapropter sicut in rebus praeteritis ea memoria dicitur qua fit ut valeant recoli et recordari, sic in re praesenti quod sibi est mens memoria sine absurditate dicenda est qua sibi praesto est ut sua cogitatione possit intellegi et utrumque sui amore coniungi.

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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit

11. Kapitel. Gibt es auch eine Erinnerung an die gegenwärtigen Dinge?

14. Es könnte aber jemand sagen: Nicht das Gedächtnis ist es, durch das sich der Geist, wie behauptet wird, seiner erinnert, der Geist, der sich selbst gegenwärtigS. 230ist. Das Gedächtnis bezieht sich ja auf Vergangenes, nicht auf Gegenwärtiges. Manche haben nämlich, als sie von den Tugenden handelten — auch Tullius1 gehört zu ihnen —, die Klugheit in diese drei Teile zerlegt: Gedächtnis, Einsicht, Voraussicht, das Gedächtnis dem Vergangenen, die Einsicht dem Gegenwärtigen, die Voraussicht dem Zukünftigen zuordnend; Sicherheit in der Voraussicht haben nur jene, welche die Zukunft vorauswissen, was nicht in den Bereich des menschlichen Könnens fällt, außer es wird, wie den Propheten, von oben gegeben. Daher sagt die Schrift, wo sie mit der Weisheit aber die Menschen spricht: „Die Gedanken der Sterblichen sind furchtsam und unsicher unsere Voraussichten.“2 Die Erinnerung an das Vergangene hingegen und die Einsicht des Gegenwärtigen ist sicher, die Einsicht der gegenwärtigen unkörperlichen Dinge natürlich. Die körperlichen Dinge sind ja den Blicken der leiblichen Augen gegenwärtig. Wer aber sagt, daß sich das Gedächtnis nicht auf das Gegenwärtige bezieht, der achte einmal auf die Ausdrucksweise in der weltlichen schönen Literatur, wo man größere Sorge trägt um die Reinheit der Sprache als um die Wahrheit der Sache:

„Nicht duldete solches Odysseus, noch vergaß sein selbst der Ithaker, als die Gefahr rief.“3

Als Vergil sagte, Odysseus habe seiner nicht vergessen, was wollte er da anderes ausdrücken, als daß er sich seiner erinnerte? Da er nun sich selbst gegenwärtig war, so hätte er sich in keiner Weise seiner selbst erinnert, wenn sich das Gedächtnis nicht auch auf gegenwärtige Dinge bezöge. Wie daher hinsichtlich der vergangenen Dinge jenes Vermögen Gedächtnis genannt wird, durch das sich die Erinnerung und Besinnung auf ein solches Ding vollzieht, so heißt man hinsichtlich S. 231 einer gegenwärtigen Sache, wie es der Geist für sich ist, ohne Torheit Gedächtnis jenes Vermögen, durch das der Geist sich gegenwärtig ist, so daß er durch seinen Gedanken gesehen, und er und sein Gedanke durch die Liebe zu sich geeint werden können.


  1. Cic. de inventione, l. II 53. ↩

  2. Weish. 9, 14. ↩

  3. Vergil, Aeneis III vers. 628 f. (ed. Alb. Forbinger). Vgl. für den augustinischen Begriff des Gedächtnisses Gilson a. a. O. 183 ff. ↩

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Inhaltsangabe

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