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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Trinitate

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De Trinitate

XIX.

[XIX 25] At vero illa imago de qua dictum est: Faciamus hominem ad imaginem et similitudinem nostram, quia non dictum est, ad ‚meam‘ vel ‚tuam,‘ ad imaginem trinitatis factum hominem credimus, et quanta potuimus investigatione comprehendimus. Et ideo secundum hanc potius et illud intellegendum est quod ait apostolus Iohannes: Similes ei erimus quoniam videbimus eum sicuti est, quia et de illo dixit de quo dixerat: Filii dei sumus. Et immortalitas carnis illo perficietur momento resurrectionis de quo ait apostolus Paulus: In ictu oculi, in novissima tuba et mortui resurgent incorrupti et nos immutabimur. In ipso namque ictu oculi ante iudicium resurget in virtute, in incorruptione, in gloria corpus spiritale quod nunc seminatur in infirmitate, corruptione, contumelia corpus animale. Imago vero quae renovatur in spiritu mentis in agnitione dei non exterius sed interius de die in diem, ipsa perficietur visione quae tunc erit post iudicium facie ad faciem, nunc autem proficit per speculum in aenigmate. Propter cuius perfectionem dictum intellegendum est: Similes ei erimus quoniam videbimus eum sicuti est. Hoc enim donum tunc nobis dabitur cum dictum fuerit: Venite, benedicti patris mei, possidete paratum vobis regnum. Tunc quippe tolletur impius ut non videat claritatem domini quando ibunt sinistri in supplicium aeternum euntibus dextris in vitam aeternam. Haec est autem, sicut ait veritas, vita aeterna ut cognoscant te, inquit, unum verum deum et quem misisti Iesum Christum.

[26] Hanc contemplativam sapientiam, quam proprie puto in litteris sanctis ab scientia distinctam sapientiam nuncupari dumtaxat hominis, quae quidem illi non est nisi ab illo cuius participatione vere sapiens fieri mens rationalis et intellectualis potest, Cicero commendans in fine dialogi Hortensii: Quae nobis, inquit, dies noctesque considerantibus acuentibusque intellegentiam quae est mentis acies caventibusque ne quando illa hebescat, id est in philosophia viventibus, magna spes est, aut si hoc quod sentimus et sapimus mortale et caducum est, iucundum nobis perfunctis muneribus humanis occasum neque molestam exstinctionem et quasi quietem vitae fore; aut si ut antiquis philosophis hisque maximis longeque clarissimis placuit aeternos animos ac divinos habemus sic existimandum est, quo magis hi fuerint semper in suo cursu, id est in ratione et investigandi cupiditate, et quo minus se admiscuerint atque implicaverint hominum vitiis et erroribus, hoc his faciliorem ascensum et reditum in caelum fore. Deinde addens hanc ipsam clausulam repetendoque sermonem finiens: Quapropter, inquit, ut aliquando terminetur oratio, si aut exstingui tranquille volumus cum in his artibus vixerimus, aut si ex hac in aliam haud paulo meliorem domum sine mora demigrare, in his studiis nobis omnis opera et cura ponenda est.

Hic miror hominem tanti ingenii perfunctis muneribus humanis hominibus in philosophia viventibus quae contemplatione veritatis beatos facit iucundum promittere occasum si hoc quod sentimus et sapimus mortale et caducum est, quasi hoc moriatur et intercidat quod non diligebamus vel potius quod atrociter oderamus ut iucundus nobis sit eius occasus. Verum hoc non didicerat a philosophis quos magnis laudibus praedicat, sed ex illa nova academia ubi ei dubitare etiam de rebus manifestissimis placuit ista sententia redolebat. A philosophis autem sicut ipse confitetur, maximis longeque clarissimis, aeternos esse animos acceperat. Aeterni quippe animi non inconvenienter hac exhortatione excitantur ut in suo cursu reperiantur cum venerit vitae huius extremum, id est in ratione et investigandi cupiditate, minusque se admisceant atque implicent hominum vitiis et erroribus ut eis facilior sit regressus ad deum. Sed iste cursus qui constituitur in amore atque investigatione veritatis non sufficit miseris, id est omnibus cum ista sola ratione mortalibus sine fide mediatoris, quod in libris superioribus huius operis, maxime in quarto et tertio decimo quantum potui demonstrare curavi.

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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit

19. Kapitel. Das Johanneswort von unserer Ähnlichkeit mit Gott muß man eher von unserem Geiste verstehen.

25. Von jenem Bilde aber, von dem es heißt: „Lasset uns den Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis,“1 glauben wir, daß der Mensch, weil es nicht heißt: nach meinem oder deinem Bilde, nach dem Bilde der Dreieinigkeit geschaffen wurde, und so gut wir können, wollen wir dies durch Nachsinnen begreifen. Und so ist richtiger in Übereinstimmung damit auch das Johanneswort zu verstehen: „Wir werden ihm ähnlich sein, weil wir ihn sehen werden, wie er ist.“2 Er sagte dies von dem gleichen Sachverhalt, den er mit dem Worte meinte; „Wir sind Söhne Gottes.“3 Die Unsterblichkeit des Fleisches wird in jenem Augenblick vollendetS. 247 sein, von dem der Apostel Paulus sagt: „In einem Augenblicke, beim letzten Posaunenschall werden auch die Toten auferstehen in Unverweslichkeit, und wir werden verwandelt werden.“4 Im Augenblicke nämlich unmittelbar vor dem Gerichte wird auferstehen in Kraft, Unverweslichkeit, Herrlichkeit der geistige Leib, der jetzt als tierischer Leib gesät wird in Schwachheit, Ver-weslichkeit und Unehre. Das Bild aber, das im Geiste unseres Denkens in der Erkenntnis Gottes von Tag zu Tag erneuert wird, nicht draußen, sondern drinnen, wird vollendet werden in der Schau, die dann nach dem Gerichte von Angesicht zu Angesicht sich verwirklicht, jetzt aber voranschreitet durch Spiegel und Rätselbilder. Von diesem Vollendungszustande ist das Wort zu verstehen: „Wir werden ihm ähnlich sein, weil wir ihn sehen werden, wie er ist.“5 Dies Geschenk nämlich wird uns dann gegeben werden, wenn das Wort gesprochen sein wird: „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters, und nehmet in Besitz das Reich, das euch bereitet ist.“6 Dann wird der Gottlose hinweggenommen werden, daß er nicht sieht die Herrlichkeit des Herrn, wenn die zur Linken eingehen werden in die ewige Pein, die zur Rechten in das ewige Leben. „Das aber ist“, wie die Wahrheit sagt, „das ewige Leben, daß sie dich erkennen, den einen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus.“7

26. Auf diese beschauende Weisheit, die, wie ich glaube, in den heiligen Schriften von der Wissenschaft unterschieden und im eigentlichen Sinne Weisheit genannt wird, natürlich Weisheit des Menschen — er kann sie freilich nur von jenem haben, an dem der Verstandes- und vernunftbegabte Geist Anteilnahme gewinnen kann, um so wahrhaft weise zu werden —, weist Cicero am Ende seines Zwiegesprächs Hortensius mit den Worten hin; „Wenn wir dies Tag und Nacht überdenken und unsere Einsicht, welche die Schärfe desS. 248Geistes ist, schärfen und uns davor hüten, daß sie stumpf werde, das heißt, wenn wir als Philosophen leben, dann haben wir große Hoffnung, daß uns, wenn unsere Meinungen und Anschauungen sterblich und vergänglich sind, nach der Erfüllung unserer menschlichen Aufgaben ein willkommener Untergang bevorsteht, nicht ein schmerzliches Erlöschen, sondern gleichsam das Ausruhen vom Leben. Wenn wir aber, wie die alten Philosophen, und zwar gerade die größten und weitaus berühmtesten glaubten, unsterbliche und göttliche Seelen haben, dann muß man annehmen, daß diesen, je mehr sie immer in ihrer Bahn waren, das heißt im vernünftigen Überlegen und im Verlangen nach Forschung, und je weniger sie sich in die Fehler und Irrtümer der Menschen verstrickten und verwickelten, um so leichter der Aufstieg und die Rückkehr in den Himmel sein werde.“8 Schließlich fügte er, die ganze Abhandlung zusammenfassend und beendigend, diesen kurzen Schluß hinzu: „Deshalb müssen wir, um meine Darlegungen einmal zu schließen, ob wir nun ruhig verlöschen wollen, wenn wir in diesem Getriebe gelebt haben, oder ob wir aus diesem in ein anderes vielleicht besseres Haus ungesäumt ausziehen wollen, auf solche Bemühungen unsere ganze Arbeit und Sorge verwenden.“ Hier wundere ich mich, daß ein Mann von solcher Begabung den Menschen, die mit der Philosophie ihr Leben verbringen, die doch durch die Schau der Wahrheit selig macht, nach der Erfüllung der irdischen Aufgaben einen willkommenen Untergang verheißt, wenn unsere Meinungen und Anschauungen sterblich und vergänglich sind, als ob dabei das sterben und untergehen würde, was wir nicht liebten, sondern schrecklich haßten, so daß uns sein Untergang willkommen ist. Indes dies hatte er nicht von den Philosophen gelernt, die er mit so großer Auszeichnung nennt; diese Anschauung riecht vielmehr nach jener neuen Akademie, in der man sich S. 249 gefiel, auch die offenkundigsten Dinge zu bezweifeln. Von den größten und berühmtesten Philosophen aber hatte er, wie er selbst gesteht, gelernt, daß unsere Seelen ewig seien. Die ewigen Seelen freilich werden durch diese Ermahnung nicht unpassenderweise aufgeweckt, daß sie sich in ihrer Bahn finden lassen sollen, wenn das Ende dieses Lebens kommt, das heißt auf den Wegen des Verstandes und des Verlangens nach Forschung, und sich weniger verstricken und verwickeln in die Fehler und Irrtümer der Menschen, damit ihnen die Rückkehr zu Gott leichter fällt. Diese Bahn aber, die in der Liebe und dem Aufspüren der Wahrheit besteht, genügt nicht für die Elenden, das heißt für alle Sterblichen, die sich ohne Glauben an den Mittler allein auf ihren Verstand stellen. Das habe ich in den vorhergehenden Büchern dieses Werkes, vor allem im vierten und dreizehnten, so gut ich konnte, zu beweisen mich bemüht.


  1. Gen. 1, 26. ↩

  2. 1 Joh. 3, 2. ↩

  3. 1 Joh. 3, 2. ↩

  4. 1 Kor. 15, 52. ↩

  5. 1 Joh. 3, 2. ↩

  6. Matth. 25, 34. ↩

  7. Joh. 17, 3. ↩

  8. Vgl. S. 170, Anm. 1. ↩

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