Edition
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De Trinitate
III.
[III 5] Proinde quisquis haec legit ubi pariter certus est, pergat mecum; ubi pariter haesitat, quaerat mecum; ubi errorem suum cognoscit, redeat ad me; ubi meum, revocet me. Ita ingrediamur simul caritatis viam tendentes ad eum de quo dictum est: Quaerite faciem eius semper. Et hoc placitum pium atque tutum coram domino deo nostro cum omnibus inierim qui ea quae scribo legunt et in omnibus scriptis meis maximeque in his ubi quaeritur unitas trinitatis, patris et filii et spiritus sancti, quia neque periculosius alicubi erratur, nec laboriosius aliquid quaeritur, nec fructuosius aliquid invenitur. Quisquis ergo cum legit dicit: ‚Non bene hoc dictum est quoniam non intellego,‘ locutionem meam reprehendit, non fidem; et forte vere potuit dici planius. Verumtamen nullus hominum ita locutus est ut in omnibus ab omnibus intellegeretur. Videat ergo cui hoc in sermone meo displicet utrum alios in talibus rebus quaestionibusque versatos cum intellegat, me non intellegit; et si ita est ponat librum meum vel etiam, si hoc videtur, abiciat, et eis potius quos intellegit operam et tempus impendat. Non tamen propterea putet me tacere debuisse quia non tam expedite ac dilucide quam illi quos intellegit eloqui potui. Neque enim omnia quae ab omnibus conscribuntur in omnium manus veniunt, et fieri potest ut nonnulli qui etiam haec nostra intellegere valent illos planiores non inveniant libros et in istos saltem incidant. Ideoque utile est plures a pluribus fieri diverso stilo, non diversa fide, etiam de quaestionibus eisdem ut ad plurimos res ipsa perveniat, ad alios sic, ad alios autem sic. At si ille qui se ista non intellexisse conqueritur nulla umquam de talibus rebus diligenter et acute disputata intellegere potuit, secum agat votis et studiis ut proficiat, non mecum querelis et conviciis ut taceam.
Qui vero haec legens dicit: ‚Intellego quidem quid dictum sit, sed non vere dictum est,‘ asserat, ut placet, sententiam suam et redarguat meam si potest. Quod si cum caritate et veritate fecerit mihique etiam (si in hac vita maneo) cognoscendum facere curaverit, uberrimum fructum laboris huius mei cepero. Quod si mihi non potuerit, quibus id potuerit me volente ac libente praestiterit. Ego tamen in lege domini meditabor, si non die ac nocte, saltem quibus temporum particulis possum, et meditationes meas ne oblivione fugiant stilo alligo sperans de misericordia dei quod in omnibus veris quae certa mihi sunt perseverantem me faciet; si quid autem aliter sapio, id quoque mihi ipse revelabit sive per occultas inspirationes atque admonitiones sive per manifesta eloquia sua sive per fraternas sermocinationes. Hoc oro et hoc depositum desideriumque meum penes ipsum habeo, qui mihi satis idoneus est et custodire quae dedit et reddere quae promisit.
[6] Arbitror sane nonnullos tardiores in quibusdam locis librorum meorum opinaturos me sensisse quod non sensi aut non sensisse quod sensi. Quorum errorem mihi tribui non debere quis nesciat, si velut me sequentes neque apprehendentes deviaverint in aliquam falsitatem dum per quaedam densa et opaca cogor viam carpere, quandoquidem nec ipsis sanctis divinorum librorum auctoritatibus ullo modo quisquam recte tribuerit tam multos et varios errores haereticorum, cum omnes ex eisdem scripturis falsas atque fallaces opiniones suas conentur defendere? Admonet me plane ac mihi iubet suavissimo imperio lex Christi, hoc est caritas, ut cum aliquid falsi in libris meis me sensisse homines putant quod ego non sensi atque id ipsum falsum alteri displicet, alteri placet, malim me reprehendi a reprehensore falsitatis quam ab eius laudatore laudari. Ab illo enim, quamvis ego non recte qui hoc non senserim, error tamen ipse recte vituperatur; ab hoc autem nec ego recte laudor a quo existimor id sensisse quod vituperat veritas, nec ipsa sententia quam vituperat veritas. Ergo in nomine domini suspectum opus aggrediamur.
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
3. Kapitel. Augustinus und seine Leser.
S. 7 5. Daher möge jeder, der dies liest, wo er meine sichere Überzeugung teilt, mit mir weitergehen, wo er mit mir schwankt, mit mir suchen, wo er einen Irrtum seinerseits erkennt, zu mir zurückkehren, wo einen meinerseits, mich zurückrufen. So wollen wir gemeinsam auf dem Wege der Liebe einhergehen, uns nach dem ausstreckend, von dem es heißt: „Suchet sein Antlitz immer.“1 Ein solches von Ehrfurcht getragenes und Zuverlässigkeit verbürgendes Übereinkommen möchte ich vor dem Herrn unserem Gott mit allen Lesern meiner Werke schließen, für alle meine Schriften, ganz besonders aber für dieses Werk über die Einheit der Dreieinigkeit, des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, weil nirgends das Irren gefährlicher, das Suchen mühseliger, das Finden fruchtbringender ist. Wenn also jemand beim Lesen sagt: Das ist nicht gut dargelegt, da ich es nicht verstehe, so trifft er mit seinem Tadel meine Darstellungsweise, nicht den Glauben; vielleicht hätte es wirklich lichtvoller gesagt werden können. Indes gilt, daß kein Mensch jemals so sprach, daß er in allem von allen verstanden wurde. Wenn also jemandem in meiner Abhandlung etwas mißfällt, so sehe er zu, ob er andere, die sich mit solchen Gegenständen und Fragen beschäftigt haben, versteht, während er nur mich nicht versteht. Ist es so, dann lege er mein Buch beiseite — er kann es auch wegwerfen, wenn er will — und schenke lieber Zeit und Mühe jenen, die er versteht. Nicht soll er jedoch deshalb glauben, ich hätte schweigen sollen, weil ich nicht so verständlich und lichtvoll wie jene, die er versteht, zu reden vermochte. Denn es kommen nicht alle Werke aller Schriftsteller in aller Hände. Es kann vorkommen, daß manche, die auch dieses unser Werk zu verstehen vermögen, von jenen klareren Werken S. 8 nichts erfahren, aber doch wenigstens auf dieses unser Buch stoßen. Deshalb ist es von Nutzen, wenn über die gleichen Fragen mehrere Bücher von mehreren in verschiedener Darstellungsweise verfaßt werden, nicht in verschiedenem Glauben, damit die dargestellte Sache zu recht vielen gelange, zu den einen auf diese, zu den anderen auf jene Weise. Wenn aber einer, der sich über die Unverständlichkeit meines Werkes beklagt, nie eine sorgfältige und eindringende Erörterung über solche Fragen verstehen kann, so möge er sich in angelegentlichem Studium mit sich selbst beschäftigen, auf daß er vorwärts komme, nicht in Klagen und Vorwürfen mit mir, auf daß ich schweige. Wer aber bei der Lektüre dieses Buches sagt: Ich verstehe zwar, was gemeint ist, aber es ist nicht richtig gesagt, der möge ruhig seine Anschauung festhalten und die meinige widerlegen, wenn er kann. Wenn er es in Liebe und Wahrheit tut und es mich, sofern ich noch am Leben bin, wissen läßt, werde ich gerade daraus die reichste Frucht dieser meiner Bemühungen empfangen. Kann er seine Erkenntnis mir nicht zukommen lassen, so ist es doch mein Wunsch und Wille, daß er sie allen, die er erreichen kann, zuteil werden läßt. Ich aber betrachte im Gesetze des Herrn, wenn auch nicht gerade Tag und Nacht,2 so doch in jedem Zeitteilchen, in dem es mir möglich ist. Ich werde meine Betrachtungen, damit sie nicht in das Reich der Vergessenheit enteilen, mit der Feder festhalten, von der Barmherzigkeit Gottes hoffend, daß er mich in allen Wahrheiten, deren ich sicher bin, ausharren läßt. Wenn ich aber in einem Punkte anders denke, so wird auch darüber Gott selbst mich belehren,3 sei es durch verborgene Einsprechungen und Mahnungen, sei es durch offenkundige Worte, sei es durch brüderliche Unterweisungen. Darum bitte ich, S. 9 und diesen meinen Wunsch lege ich vertrauensvoll nieder vor ihm, der mir verlässig genug erscheint, um zu bewahren, was er gab, und zu geben, was er versprach.
6. Ich glaube freilich, daß Leser von langsamerem Fassungsvermögen aus manchen Stellen meiner Werke Meinungen herauslesen, die nicht dort stehen, oder in meinen Büchern Lehren vermissen, die dort stehen. Jedermann wird begreifen, daß ihr Irrtum nicht mir zur Last gelegt werden darf, wenn sie nämlich, anscheinend sich an mich anschließend, mich aber nicht verstehend, auf einen Falschweg abirren, während ich gezwungen bin, durch ganz dunkles Dickicht mir den Weg zu bahnen. Es darf ja auch niemand den heiligen Texten der göttlichen Bücher irgendwie mit Recht die vielen und mannigfaltigen Irrtümer der Häretiker aufbürden, die doch alle mit der gleichen Heiligen Schrift ihre falschen und trügerischen Meinungen zu verteidigen suchen. Das Gesetz Christi, welches die Liebe ist, gibt mir die klare Mahnung und gebietet mir mit süßem Befehl: Wenn meine Leser in meinen Büchern eine falsche Ansicht zu finden vermeinen, die ich tatsächlich nicht vertrete, und diese falsche Meinung dem einen gefällt, dem anderen nicht, dann möchte ich lieber von dem Kritiker des Irrtums kritisiert als von seinem Lobredner gelobt werden. Wenn nämlich von dem ersteren auch ich selber nicht mit Recht getadelt werde, da ich die kritisierte Meinung nicht vertrete, so wird es doch der Irrtum. Von dem letzteren aber werde mit Recht weder ich gelobt, der ich nach seiner Meinung eine Anschauung vertrete, welche den Tadel der Wahrheit verdient, noch wird es die Anschauung, welche der Kritik der Wahrheit verfallen ist. Im Namen des Herrn also wollen wir das begonnene Werk in Angriff nehmen.