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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
5. Kapitel. Erörterung der Anschauung, daß das Bild der göttlichen Dreieinigkeit in der Dreiheit von Mann, Frau und Kind zu suchen sei.
5. Demgemäß scheinen mir jene keine haltbare Meinung zu vertreten, welche glauben, daß die Dreiheit, die ein Bild Gottes darstellt, in drei Personen in der Weise gefunden werden könne — es gehöre dies zur menschlichen Natur —, daß sie sich in der Verbindung von Mann und Frau und deren Sprößling verwirkliche. Der Mann selbst stelle gleichsam die Person des Vaters dar, die Person des Sohnes aber der Sprößling, der in der Weise der Geburt von jenem hervorgeht, und die dritte Person, jene des Geistes, bedeute, so sagen sie, gleichsam die Frau, die so vom Mann hervorging,1 daß sie nicht ihrerseits wieder Sohn oder Tochter ist, wenngleich, indem sie empfing, der Sprößling geboren wurde. Es sagte nämlich der Herr vom Heiligen Geiste, daß er vom Vater hervorgeht,2 und doch ist er nicht Sohn. Bei dieser irrigen Meinung ist nur die Behauptung wahrscheinlich, daß ― bei dem Ursprung der Frau wird das infolge der Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift hinlänglich gezeigt ― nicht alles, was von einer Person in der Weise Dasein erhält, daß es eine zweite Person bildet, Sohn genannt werden kann, wo doch von der Person des Mannes die Person der Frau Dasein besitzt und dennoch nicht seine Tochter heißt. Das übrige hingegen ist wahrhaftig so töricht, ja so falsch, daß es leicht widerlegt werden kann. Ich will nicht davon reden, was es mit der Meinung für eine Bewandtnis S. 131 hat, der Heilige Geist sei die Mutter des Sohnes Gottes und die Gemahlin des Vaters; vielleicht würde man mir erwidern, daß es schon im sinnlichen Bereiche anstößig sei, seine Gedanken auf körperliche Empfängnis und Geburt zu richten. Freilich sollen die Reinen, denen alles rein ist,3 auch diese Dinge auf ganz reine Weise denken. Den Unreinen und Ungläubigen aber, deren Geist und Gewissen befleckt ist,4 ist nichts rein, so wenig, daß sich manche von ihnen auch daran stoßen, daß Christus dem Fleische nach aus der Jungfrau geboren wurde.5 Bei diesen höchsten, geistigen Dingen jedoch, wo es nichts Verletzbares oder Versehrbares gibt, darf man sich, wenn man im Bereiche dessen, nach dessen Gleichnis, wenn auch nur von weiter Ferne, auch die Arten der niederen Schöpfung geschaffen sind, etwa von Geburt in der Zeit oder von einem aus Ungestaltem Gestalteten hört, nicht den nüchternen, klugen Sinn verwirren lassen, damit man nicht, wenn man eitlen Schrecken vermeidet, doch in gefährlichen Irrtum fällt. Man gewöhne sich daran, im Körperlichen in der Weise die Spur des Geistigen zu finden, daß man, wenn man von da aus unter der Leitung des Verstandes nach oben zu steigen anfängt, um zur unwandelbaren Wahrheit selbst, durch die jenes geschaffen ist, zu gelangen, daß man dann nicht auf die Höhe mitschleppt, was man unten verachtet. Es gibt ja jemand, der sich nicht schämte, sich die Weisheit zur Gattin zu erküren,6 weil etwa der Name Gattin die Vorstellung eines für die Erzeugung eines Kindes notwendigen, der Unversehrtheit beraubenden Beischlafes nahelege. Oder aber es ist die Weisheit selbst dem Geschlechte nach eine Frau, weil sie sowohl im Griechischen wie im Lateinischen mit einem Worte weiblichen Geschlechts benannt wird.
Edition
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De Trinitate
V.
[V 5] Proinde non mihi videntur probabilem afferre sententiam qui sic arbitrantur trinitatem imaginis dei in tribus personis quod attinet ad humanam naturam posse reperiri ut in coniugio masculi et feminae atque in eorum prole compleatur, quod quasi vir ipse patris personam intimet, filii vero quod de illo ita processit ut nasceretur, atque ita tertiam personam velut spiritus dicunt esse mulierem quae ita de viro processit ut non ipsa esset filius aut filia, quamvis ea concipiente proles nasceretur; dixit enim dominus de spiritu sancto quod a patre procedat et tamen filius non est. In huius igitur opinionis errore hoc solum probabiliter affertur quod in origine factae feminae secundum sanctae scripturae fidem satis ostenditur non omne quod de aliqua persona ita exsistit ut personam alteram faciat filium posse dici quandoquidem de viri persona exstitit persona mulieris nec tamen eius filia dicta est. Cetera sane ita sunt absurda, immo vero ita falsa, ut facillime redarguantur. Omitto enim quale sit spiritum sanctum matrem filii dei putare et coniugem patris. Fortassis quippe respondeatur haec in carnalibus habere offensionem dum corporei conceptus partusque cogitantur. Quamquam et haec ipsa castissime cogitent quibus mundis omnia munda sunt, immundis autem et infidelibus quorum polluta est et mens et conscientia ita nihil est mundum ut quosdam eorum etiam de virgine secundum carnem natus Christus offendat. Sed tamen in spiritalibus illis summis, ubi non est aliquid violabile aut corruptibile nec natum ex tempore nec ex informi formatum, si qua dicuntur talia ad quorum similitudinem etiam ista inferioris creaturae genera quamvis longe remotissime facta sunt, non debent cuiusquam sobriam perturbare prudentiam ne cum vanum devitat horrorem in perniciosum incurrat errorem. Assuescat in corporibus ita spiritalium reperire vestigia ut cum inde sursum versus duce ratione ascendere coeperit, ut ad ipsam incommutabilem veritatem per quam facta sunt ista perveniat, non secum ad summa pertrahat quod contemnit in infimis. Nec enim erubuit quidam uxorem sibi eligere sapientiam quia nomen uxoris in prole gignenda corruptibilem concubitum ingerit cogitanti, aut vero ipsa sapientia sexu femina est quia feminini generis vocabulo et in Graeca et in Latina lingua enuntiatur.