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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
20. Kapitel. Widerlegung der Behauptung des Eunomius, daß der Sohn nicht Sohn der Natur, sondern des Willens des Vaters ist.
38. Lachen muß man daher über die Darlegungen des Eunomius,1 von dem die eunomianischen Irrgläubigen stammen. Dieser konnte nicht verstehen und wollte nicht glauben, daß das eingeborene Wort Gottes, durch das alles geworden ist,2 der durch die Natur, das heißt von der Substanz des Vaters gezeugte Sohn Gottes ist, und sagte daher, daß er nicht der Sohn der Natur oder des Wesens oder der Substanz sei, sondern der Sohn des Willens Gottes; er wollte damit behaupten, daß Gott einen Willensentschluß fasse, durch den er den Sohn zeuge; dabei war er von der Vorstellung beherrscht, daß wir manchmal etwas wollen, was wir vorher nicht wollten, als ob nicht gerade dadurch unsere Natur sich als wandelbar erweisen würde, was in Gott anzunehmen uns ferne sei. Nur deswegen steht ja geschrieben: „Viele Gedanken sind im Herzen des Mannes, der Ratschluß des Herrn aber bleibt in Ewigkeit“,3 damit wir einsehen oder glauben, daß, wie Gott ewig ist, so auch sein Ratschluß in Ewigkeit besteht, und daß dieser daher unwandelbar ist wie er selbst. Was aber von den Gedanken gilt, das kann in vollster Wahrheit auch von den Willensentschlüssen gesagt werden: Viele Willensentschlüsse sind im Herzen des Mannes, der Wille Gottes aber bleibt in Ewigkeit. Manche haben, um das eingeborene Wort nicht den S. 311 Sohn des Ratschlusses oder Willens Gottes nennen zu müssen, eben dies Wort den Ratschluß oder Willen des Vaters genannt. Besser aber wird er meines Erachtens Ratschluß von Ratschluß, Wille von Wille genannt, wie er Substanz von Substanz, Weisheit von Weisheit heißt, damit nicht jene Torheit sich ereigne, die wir schon zurückwiesen, und man vom Sohne sage, daß er den Vater weise oder wollend macht, wenn der Vater in seiner Substanz keinen Ratschluß oder Willen hat. Eine wirklich scharfsinnige Antwort gab jemand4 dem Häretiker, der die verschlagene Frage stellte, ob Gott seinen Sohn mit oder ohne Willen zeugte — würde man nämlich sagen: ohne Willen, dann ergäbe sich sofort die törichteste Armseligkeit Gottes; sagte man: mit Willen, dann würde er unverzüglich gleichsam durch eine unwiderlegliche Verstandesüberlegung schließen, was er beabsichtigte, daß das Wort nämlich nicht der Sohn der Natur, sondern des Willens sei. Aber jener hat schlagfertig die Gegenfrage gestellt, ob Gott Vater mit oder ohne Willen Gott ist; würde der Häretiker antworten: ohne Willen, so würde sich die gleiche Armseligkeit ergeben, die von Gott anzunehmen ein großer Unverstand ist; würde er sagen: mit Willen, dann könnte man ihm antworten: Also hat auch Gott Dasein durch seinen Willen, nicht durch seine Natur. Was blieb also dem Häretiker übrig, als zu verstummen und zuzusehen, wie er durch seine eigene Frage sich in einer unlöslichen Fessel gefangen hatte? Wenn aber der Wille Gottes in der Dreieinigkeit ein Eigenname für eine Person sein soll, dann paßt er wie die Liebe mehr für den Heiligen Geist. Denn was ist denn die Liebe anderes als Wille?
39. Wie ich sehe, habe ich nun in diesem Buche über den Heiligen Geist soviel gesagt, daß es für die Gläubigen genügt. Sie wissen ja schon, daß der Heilige Geist S. 312 Gott ist, daß er nicht von einer anderen Substanz und nicht geringer ist als Vater und Sohn — die Wahrheit dieser Aussagen haben wir in den vorhergehenden Büchern nach der Schrift gelehrt. Von der Schöpfung her haben wir auch, so gut wir es vermochten, jene, die Verstandesgründe über solche Dinge verlangen, ermahnt, das Unsichtbare an ihm durch das, was geschaffen ist, so gut sie könnten, einzusehen5 und zu schauen, vor allem durch die verstandes- und vernunftbegabte Schöpfung, die nach dem Bilde Gottes geschaffen ist; durch diese sollten sie wie durch einen Spiegel, so gut sie könnten, wenn sie überhaupt könnten, Gott die Dreieinigkeit schauen in unserem Gedächtnis, in unserer Einsicht und in unserem Willen. Wer lebendig durchschaut, daß diese drei zu der von Gott gegebenen Natureinrichtung des Geistes gehören, und wer durch sein Gedächtnis sich erinnert, durch die Einsicht einsieht und durch die Liebe die Größe umfängt, welche es für den Geist bedeutet, daß er auch die immerwährende, unwandelbare Natur übersinnen, erblicken und begehren kann, der entdeckt fürwahr das Bild jener höchsten Dreieinigkeit. Dieser höchsten Dreieinigkeit sich zu erinnern, sie zu schauen und zu lieben, daß man ihrer gedenke, sie erblicke und an ihr sich ergötze, darauf muß man den ganzen Inhalt des Lebens hinordnen. Niemand freilich darf dieses von der Dreieinigkeit geschaffene und durch seine Schuld in das Verderbnis verkehrte Bild so sehr dieser selben Dreieinigkeit gleichsetzen, daß er es in jeder Hinsicht für ähnlich hält, sondern jeder soll eher in dieser Ähnlichkeit, wie immer sie sein mag, auch die große Unähnlichkeit sehen — dazu habe ich hinreichend, wie mir scheint, gemahnt.
Edition
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De Trinitate
XX.
[XX 38] Quocirca ridenda est dialectica Eunomii a quo Eunomiani haeretici exorti sunt. Qui cum non potuisset intellegere nec credere voluisset unigenitum dei verbum per quod facta sunt omnia filium dei esse natura, hoc est de substantia patris genitum, non naturae vel substantiae sive essentiae dixit esse filium sed filium voluntatis dei, accidentem scilicet deo, volens asserere voluntatem qua gigneret filium; videlicet ideo quia nos aliquid aliquando volumus quod antea non volebamus, quasi non propter ista mutabilis intellegatur nostra natura, quod absit ut in deo esse credamus. Neque enim ob aliud scriptum est: Multae cogitationes in corde viri; consilium autem domini manet in aeternum, nisi ut intellegamus sive credamus sicut aeternum deum, ita aeternum eius esse consilium, ac per hoc immutabile sicut ipse est. Quod autem de cogitationibus, hoc etiam de voluntatibus verissime dici potest: ‚Multae voluntates in corde viri; voluntas autem domini manet in aeternum.‘ Quidam ne filium consilii vel voluntatis dei dicerent unigenitum verbum, ipsum consilium seu voluntatem patris idem verbum esse dixerunt. Sed melius quantum existimo dicitur consilium de consilio et voluntas de voluntate sicut substantia de substantia, sapientia de sapientia, ne absurditate illa quam iam refellimus filius patrem dicatur facere sapientem vel volentem si non habet pater in substantia sua consilium vel voluntatem.
Acute sane quidam respondit haeretico versutissime interroganti utrum deus filium volens an nolens genuerit, ut si diceretur, ‚nolens,‘ absurdissima dei miseria sequeretur; si autem, ‚volens,‘ continuo quod intendebat velut invicta ratione concluderet non naturae esse filium sed voluntatis. At ille vigilantissime vicissim quaesivit ab eo utrum deus pater volens an nolens sit deus, ut si responderet, ‚nolens,‘ sequeretur illa miseria quam de deo credere magna insania est; si autem diceret, ‚volens,‘ responderetur ei: ‚Ergo et ipse voluntate sua deus est non natura.‘ Quid ergo restabat nisi ut obmutesceret et sua interrogatione obligatum insolubili vinculo se videret? Sed voluntas dei si et proprie dicenda est aliqua in trinitate persona, magis hoc nomen spiritui sancto competit sicut caritas. Nam quid est aliud caritas quam voluntas?
[39] Video me de spiritu sancto in isto libro secundum scripturas sanctas hoc disputasse quod fidelibus sufficit iam scientibus deum esse spiritum sanctum nec alterius substantiae nec minorem quam est pater et filius, quod in superioribus libris secundum easdem scripturas verum esse docuimus. De creatura etiam quam fecit deus quantum valuimus admonuimus eos qui rationem de rebus talibus poscunt ut invisibilia eius per ea quae facta sunt sicut possent intellecta conspicerent, et maxime per rationalem vel intellectualem creaturam quae facta est ad imaginem dei, per quod velut speculum quantum possent, si possent, cernerent trinitatem deum in nostra memoria, intellegentia, voluntate. Quae tria in sua mente naturaliter divinitus instituta quisquis vivaciter perspicit et quam magnum sit in ea unde potest etiam sempiterna immutabilisque natura recoli, conspici, concupisci (reminiscitur per memoriam, intuetur per intellegentiam, amplectitur per dilectionem), profecto reperit illius summae trinitatis imaginem. Ad quam summam trinitatem reminiscendam, videndam, diligendam ut eam recordetur, eam contempletur, ea delectetur totum debet referre quod vivit. Verum ne hanc imaginem ab eadem trinitate factam, et suo vitio in deterius commutatam ita eidem comparet trinitati ut omni modo existimet similem, sed potius in qualicumque ista similitudine magnam quoque dissimilitudinem cernat quantum satis esse videbatur admonui.