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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Trinitate

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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit

8. Kapitel. Letztlich wirkt Gott auch die Wunder der Zauberer.

S. 116 13. Man darf sich jedoch durch solche Vorkommnisse nicht zu der Meinung verführen lassen, als ob die sichtbare körperliche Welt dem Willen der widersetzlichen Engel dienstbar wäre. Sie ist vielmehr nur Gott dienstbar, von dem diese Macht verliehen wird, soweit der Unveränderliche es auf seinem erhabenen geistigen Throne für gut findet. Steht doch auch den zur Arbeit in den Erzbergwerken verurteilten Verbrechern Wasser, Feuer und Erde zur Verfügung, so daß sie daraus machen können, was sie wollen, freilich nur soweit man es ihnen gestattet. Auf keinen Fall kann man jene bösen Engel Schöpfer nennen, weil mit ihrer Hilfe die dem Diener Gottes sich widersetzenden Zauberer Frösche und Schlangen hervorbrachten. Denn nicht sie waren es, die diese Tiere schufen. Es sind nämlich von allen Dingen, die im Bereiche des Körperlichen und Sichtbaren werden, in den stofflichen Elementen dieser Welt gewisse unsichtbare Samen verborgen. Manche von diesen Samen sind für unsere Augen schon wahrnehmbar an den Pflanzen und Tieren, andere sind uns verborgen und sind Samen dieser Samen. So brachte auf Geheiß des Schöpfers das Wasser die ersten schwimmenden und fliegenden Tiere, die Erde die ersten Pflanzen ihrer Art und die ersten Tiere ihrer Art hervor.1 Und diese hervorgebrachten Wesen wurden damals nicht in der Weise mit Fruchtbarkeit ausgestattet, daß in den von ihnen hervorgebrachten Dingen die hervorbringende Kraft aufgebraucht wurde. Doch fehlen vielfach für fruchtbare Vermischung die passenden Gelegenheiten, durch welche die Dinge ihre fruchtbare Kraft betätigen und ihre Art weitergeben würden. So ist ein ganz kleiner Setzling ein Same. Wenn man ihn nämlich richtig in die Erde steckt, dann treibt er einen Baum. Der feinere S. 117 Same dieses Setzlings aber ist ein Kern von derselben Art. Dieser ist uns noch sichtbar. Den Samen dieses Kerns jedoch können wir zwar mit den Augen nicht mehr wahrnehmen, wohl aber mit dem Verstande erschließen. Wenn es nämlich nicht irgendeine fruchtbare Kraft in den Elementen gäbe, dann würden nicht manchmal Dinge aus dem Boden herauswachsen, die dort gar nicht gesät sind. Ebensowenig würden auf der Erde und im Wasser so viele Tiere entstehen, ohne daß eine Verbindung von männlichen und weiblichen Tieren vorausging. Diese Tiere wachsen und bringen in geschlechtlicher Verbindung andere hervor, während sie selber ohne diese entstanden sind. Sicher empfangen die Bienen den Samen für die Erzeugung von Jungen nicht durch geschlechtliche Verbindung, sondern lesen ihn gleichsam mit dem Munde vom Boden auf, wo er zerstreut ist. Der Schöpfer des unsichtbaren Samens ist der Schöpfer aller Dinge selbst. Denn alles, was wird und vor unsere Augen hintritt, empfängt von verborgenem Samen die ersten Gründe seines Entstehens, und das Wachstum zu gehöriger Größe und die Gliederung seines Leibes verdankt es Keimen, die wie feste Gesetze wirken. Wir nennen also die Eltern nicht die Schöpfer der Menschen, die Bauern nicht die Schöpfer der Früchte, wenngleich ihre von außen die Dinge anfassende Tätigkeit notwendig ist, damit Gottes Schöpferkraft innerlich wirkt. Ebenso dürfen wir weder die guten noch die bösen Engel für Schöpfer halten, wenn sie gemäß der Feinheit ihres Wahrnehmens und ihres Körpers die uns verborgenen Samen kennen und, indem sie die Elemente entsprechend mischen, verborgene Saaten legen und so Anlaß geben für Entstehen und beschleunigtes Wachsen der Dinge. Aber die guten Engel tun das nur, soweit es ihnen Gott gebietet, die bösen Engel in unrechtem Sinnen nur, soweit Gott in gerechtem Wollen es zuläßt. Die Bosheit des Ungerechten macht nämlich seinen Willen ungerecht. Macht bekommt er jedoch nur aus gerechtem S. 118 Grunde, sei es zu seiner eigenen oder zu anderer Wesen Strafe oder zur Bestrafung der Bösen oder zum Lobe der Guten.

14. Deshalb lehrt der Apostel Paulus einen inneren Unterschied zwischen dem Wirken des schaffenden und gestaltenden Gottes und der Wirksamkeit der Geschöpfe, die von außen her die Dinge anfaßt, und veranschaulicht das durch ein Gleichnis aus dem Ackerbau: „Ich habe gepflanzt, Apollo hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben.“2 Wie also in diesem Leben unseren Geist nur Gott durch seine rechtfertigende Tätigkeit formen kann, das Evangelium aber auch die Menschen äußerlich hörbar verkündigen können, nicht nur die Guten in aufrichtiger Gesinnung, sondern auch die schlechten mit Nebenabsichten,3 so wirkt Gott durch seine schöpferische Tätigkeit auf das innerste Sein der sichtbaren Dinge ein, während er das an der Außenseite verbleibende Wirken der Guten oder Bösen, seien es Engel, seien es Menschen, oder auch irgendwelcher Tiere, das gemäß seinem Gebote und dem von ihm jedem Geschöpf in verschiedenem Ausmaß geschenkten Können und Zweckmäßigkeitsstreben erfolgt, so an die Natur der Dinge, welche alles seinem schöpferischen Tun verdanken, heranträgt, wie die Arbeit des Bauern an den Boden. Deshalb kann ich ebensowenig sagen, daß die bösen Engel, durch die Zauberkünste aufgerufen, die Schöpfer der Frösche und Schlangen gewesen seien, wie ich sagen kann, daß die bösen Menschen die Schöpfer der Saaten sind, welche ich durch ihre Mühen werden sehe.

15. So war auch Jakob nicht der Schöpfer der Farbe in den Tieren, weil er vor die trinkenden Muttertiere die verschiedenfarbigen Stäbe legte, damit sie diese anblickten.4 Aber auch die Tiere selbst waren nicht die Schöpfer der Verschiedenfarbigkeit ihrer Jungen, weil etwa durch den Anblick der verschiedenfarbigen Stäbe ein buntfarbiges Vorstellungsbild durch ihre Augen S. 119 eingegangen und ihrer Seele eingeprägt war. Dieses konnte ja nur auf den Körper, der durch die solcherart beeinflußte Seele belebt war, auf Grund der geschlechtlichen Vermischung einwirken, wodurch die Jungen schon im frühesten Beginn ihres Lebens gesprenkelt wurden. Daß sie so aufeinander einwirken, der Leib auf die Seele oder die Seele auf den Leib, verursachen angemessene Gründe, die in der höchsten Weisheit Gottes, die selbst kein Raum zu fassen vermag, ein unwandelbares Leben führen. Während sie selbst unwandelbar ist, sorgt sie sich doch auch um alles Wandelbare, weil ja alles durch sie allein geschaffen ist. Daß nämlich von den Tieren nicht Stäbe, sondern Tiere geboren wurden, bewirkte das unwandelbare und unsichtbare Wesen der Weisheit Gottes, durch die alles geschaffen ist. Daß aber von der Verschiedenfarbigkeit der Stäbe die Farbe der empfangenen Tiere beeinflußt wurde, das bewirkte die Seele des trächtigen Tieres, welche von außen her durch die sinnliche Wahrnehmung beeindruckt wurde, innen aber in ihrem gestaltenden Tun dem Gesetz folgte, welches die bis in das Innerste reichende Macht ihres Schöpfers ihr auferlegt hatte. Wie groß jedoch die Gewalt der Seele ist, auf körperliches Sein umgestaltend einzuwirken — Schöpferin des Körpers kann sie indes nicht genannt werden, weil jede Ursache eines wandelbaren und sinnfälligen Seins und jegliches Maß, jegliche Zahl und jegliches Gewicht, Wirklichkeiten, denen die Natur ihr Sein und ihr Sosein verdankt, vom geistigen und unwandelbaren Leben, das über allem ist, ihr Dasein empfangen und herabschreiten bis zum untersten und körperlichen Wesen —, darüber müßte man eine lange Abhandlung schreiben, die jetzt nicht nötig ist. Ich wollte aber Jakobs Handlungen an den Tieren erwähnen, um klar zu machen, daß der Mensch, der die Stäbe in der geschilderten Weise hinlegte, nicht der Schöpfer der Farbe in den Lämmern und Böcken war, daß das ebenso nicht die Seelen der Muttertiere waren, S. 120 welche das durch die Augen aufgenommene Vorstellungsbild von der Buntfarbigkeit bei der Begattung ihren Jungen einsprenkelten, soweit die Natur es zuließ, daß daher noch viel weniger die bösen Engel, mit deren Hilfe die Zauberer Pharaos ihre Kunststücke vollführten, Schöpfer der Frösche und Schlangen genannt werden können.


  1. Gen. 1, 20―25. ↩

  2. 1 Kor. 3, 6. ↩

  3. Phil. 1, 18. ↩

  4. Gen. 30, 41. ↩

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De Trinitate

VIII.

[VIII 13] Nec ideo putandum est istis transgressoribus angelis ad nutum servire hanc visibilium rerum materiam, sed deo potius a quo haec potestas datur quantum in sublimi et spiritali sede incommutabilis iudicat. Nam et damnatis iniquis etiam, in metallo servit aqua et ignis et terra ut faciant inde quod volunt, sed quantum sinitur. Nec sane creatores illi mali angeli dicendi sunt quia per illos magi resistentes famulo dei ranas et serpentes fecerunt; non enim eas ipsi creaverunt. Omnium quippe rerum quae corporaliter visibiliterque nascuntur occulta quaedam semina in istis corporeis mundi huius elementis latent. Alia sunt enim haec iam conspicua oculis nostris ex fructibus et animantibus; alia vero illa occulta istorum seminum semina unde iubente creatore produxit aqua prima natatilia et volatilia, terra autem prima germina et prima sui generis animalia. Neque enim tunc in huiuscemodi fetus ita producta sunt ut in eis quae producta sunt vis illa consumpta sit, sed plerumque desunt congruae temperamentorum occasiones quibus erumpant et species suas peragant.

Ecce enim bevissimus surculus semen est; nam convenienter mandatus terrae arborem facit. Huius autem surculi subtilius semen aliquod eiusdem generis granum est et huc usque nobis visibile. Iam vero huius etiam grani semen quamvis oculis videre nequeamus, ratione tamen conicere possumus quia nisi talis aliqua vis esset in istis elementis, non plerumque nascerentur ex terra quae ibi seminata non essent, nec animalia tam multa nulla marium feminarumque commixtione praecedente sive in terra sive in aqua, quae tamen crescunt et coeundo alia pariunt, cum illa nullis coeuntibus parentibus orta sint. Et certe apes semina filiorum non coeundo concipiunt sed tamquam sparsa per terras ore colligunt. Invisibilium enim seminum creator ipse creator est omnium rerum quoniam quaecumque nascendo ad oculos nostros exeunt ex occultis seminibus accipiunt progrediendi primordia et incrementa debitae magnitudinis distinctionesque formarum ab originalibus tamquam regulis sumunt.

Sicut ergo nec parentes dicimus creatores hominum nec agricolas creatores frugum, quamvis eorum extrinsecus adhibitis motibus ista creanda dei virtus interius operetur, ita non solum malos sed nec bonos angelos fas est putare creatores si pro subtilitate sui sensus et corporis semina rerum istarum nobis occultiora noverunt et ea per congruas temperationes elementorum latenter spargunt atque ita et gignendarum rerum et accelerandorum incrementorum praebent occasiones. Sed nec boni haec nisi quantum deus iubet, nec mali haec iniuste faciunt nisi quantum iuste ipse permittit. Nam iniqui malitia voluntatem suam habent iniustam; potestatem autem non nisi iuste accipiunt sive ad suam poenam sive ad aliorum vel poenam malorum vel laudem bonorum.

[14] Itaque apostolus discernens interius deum creantem atque formantem ab operibus creaturae quae admoventur extrinsecus et de agricultura similitudinem assumens ait: Ego plantavi, Apollo rigavit, sed deus incrementum dedit. Sicut ergo in ipsa vita nostra mentem iustificando formare non potest nisi deus, praedicare autem extrinsecus evangelium et homines possunt non solum boni per veritatem sed etiam mali per occasionem; ita creationem rerum visibilium deus interius operatur, exteriores autem operationes sive bonorum sive malorum vel angelorum vel hominum, sive etiam quorumcumque animalium, secundum imperium suum et a se impertitas distributiones potestatum et apperitiones commoditatum ita rerum naturae adhibet in qua creat omnia quemadmodum terrae agriculturam. Quapropter ita non possum dicere angelos malos magicis artibus evocatos creatores fuisse ranarum atque serpentium, sicut non possum dicere homines malos segetis esse creatores quam per eorum operam videro exortam.

[15] Sicut nec Iacob creator colorum in pecoribus fuit quia bibentibus in conceptu matribus variatas virgas quas intuerentur apposuit. Sed nec ipsae pecudes creatrices fuerunt varietatis prolis suae quia inhaeseret animae illarum discolor phantasia ex contuitu variarum virgarum per oculos impressa, quae non potuit nisi corpus quod sic affecto spiritu animabatur ex compassione commixtionis afficere unde teneris fetuum primordiis colore tenus aspergeretur. Ut enim sic ex semet ipsis afficiantur vel anima ex corpore vel corpus ex anima, congruentiae rationis id faciunt quae incommutabiliter vivunt in ipsa summa dei sapientia quam nulla spatia locorum capiunt; et cum sit ipsa incommutabilis, nihil eorum quae vel mutabiliter sunt deserit quia nihil eorum nisi per ipsam creatum est. Ut enim de pecoribus non virgae sed pecora nascerentur, fecit hoc incommutabilis et invisibilis ratio sapientiae dei per quam creata sunt omnia; ut autem de varietate virgarum pecorum conceptorum color aliquid duceret, fecit hoc anima gravidae pecudis per oculos affecta forinsecus et interius secum pro suo modulo formandi regulam trahens quam de intima potentia sui creatoris accepit. Sed quanta sit vis animae ad afficiendam atque mutandam materiam corporalem (cum tamen creatrix corporis dici non possit quia omnis causa mutabilis sensibilisque substantiae omnisque modus et numerus et pondus eius unde efficitur ut et sit et natura ita vel ita sit ab intellegibili et incommutabili vita quae super omnia est exsistit et pervenit usque ad extrema atque terrena), multus sermo est neque nunc necessarius. Verum propterea factum Iacob de pecoribus commemorandum arbitratus sum ut intellegeretur si homo qui virgas illas sic posuit dici non potest creator colorum in agnis et haedis, nec ipsae matrum animae quae conceptam per oculos corporis phantasiam varietatis seminibus carne conceptis quantum natura passa est asperserunt, multo minus dici posse ranarum serpentiumque creatores angelos malos per quos magi pharaonis tunc illa fecerunt.

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