1. Kapitel. Unterschied zwischen dem äußeren und inneren Menschen.
S. 126 1. Wohlan also, wollen wir sehen, wo gleichsam eine Art Grenzscheide zwischen dem äußeren und inneren Menschen ist. Was immer nämlich wir in unserer Seele mit dem Tiere gemeinsam haben, von dem sagt man mit Recht, daß es zum äußeren Menschen gehört. Nicht wird nämlich der Leib nur als äußerer Mensch erachtet, wenn er für sich betrachtet wird, sondern auch wenn man sein Leben noch hinzudenkt, durch welches das Gefüge des Leibes und alle Sinne Kraft haben, die Sinne, mit denen er ausgestattet ist für die Wahrnehmung äußerer Gegenstände — deren Bilder haften nach der Wahrnehmung im Gedächtnis und werden bei der Erinnerung wieder gesehen —; auch dann also handelt es sich noch um eine zum äußeren Menschen gehörige Wirklichkeit. In all dem unterscheiden wir uns vom Tiere nur dadurch, daß wir keine gebeugte, sondern eine aufrechte Leibesgestalt haben. Diese Tatsache ist für S. 127 uns eine von unserem Schöpfer uns gegebene Mahnung, daß wir nicht mit unserem besseren Teil, das heißt mit der Seele, den Tieren ähnlich seien, von denen wir uns durch den aufrechten Körper unterscheiden. Wir sollen unsere Seele auch nicht an das wegwerfen, was an den Körpern das Höhere ist; denn auch wenn man darin Ruhe für den Willen erstrebt, heißt das die Seele preisgeben. Wie aber der Leib durch seine Natur zu jenem Reich der Körper, das in der Höhe ist, das ist zu den Himmelskörpern, emporgerichtet ist, so muß man die Seele, die eine geistige Substanz ist, zu dem, was im geistigen Bereich in der Höhe ist, emporrichten, nicht in stolzer Erhebung, sondern in rechter Frömmigkeit.