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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Trinitate Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
DRITTES BUCH.

9. Kapitel. Die erste Ursache aller Dinge ist Gott.

16. Es ist nämlich etwas anderes, aus dem innersten und höchsten Angelpunkte der Ursachen heraus die Schöpfung zu begründen und zu regieren — der das kann, ist allein der Schöpfer Gott —, etwas anderes aber, nach den von ihm geschenkten Kräften und Fähigkeiten eine Tätigkeit von außen her an ein Ding heranzubringen, auf daß, was geschaffen wird, jetzt oder später, so oder anders hervorgehe. Dieses so entstehende Sein ist ursprünglich und keimhaft im Gefüge der Elemente schon ganz erschaffen; aber erst wenn seine Stunde kommt, tritt es hervor. Denn wie die Mütter schwanger sind des jungen Lebens, so ist die Welt schwanger der Ursachen des Werdenden; diese werden in ihr nur geschaffen von jenem höchsten Sein, das kein Entstehen und kein Vergehen, kein Anfangen und kein Aufhören kennt. Von außen her jedoch an die Dinge herankommende Ursachen anwenden, welche zwar nicht naturnotwendig wirken, aber doch naturgemäß angewendet werden, damit die Dinge, welche im geheimen Schoße der Natur ein verborgenes Dasein führen, hervorbrechen, nach außen geschaffen werden und in einer bestimmten Weise sich nach Maß, Zahl und Gewicht entfalten, wie es ihnen im Verborgenen verliehen wurde von jenem, der alles nach Maß, Zahl und Gewicht ordnete:1 das können nicht nur die bösen Engel, sondern S. 121 auch die bösen Menschen, wie ich an dem Beispiel vom Ackerbau vorhin zeigte.

17. Damit jedoch nicht in bezug auf die Tiere, weil sie doch einen Lebensgeist haben, zugleich mit dem sinnlichen Vermögen nach dem ihrer Natur Gemäßen zu streben, das ihr Widersprechende zu vermeiden, gleichsam andersartige Vorstellungsweisen Platz greifen, so ist auch noch zu beachten, daß viele Menschen wissen, aus welchen Pflanzen, aus welchem Fleisch, aus welchen Säften und Flüssigkeiten bestimmte Tiere zu entstehen pflegen, wie man alle diese Dinge stellen, zudecken, zerreiben und mischen muß: Wer von ihnen wäre so töricht, um es zu wagen, sich deshalb Schöpfer zu nennen? Wenn nun auch der schlechteste Mensch wissen kann, wie diese und jene Würmer und Fliegen entstehen, was nimmt da wunder, wenn die bösen Engel infolge der Feinheit ihrer Sinne die in den Elementen verborgenen Keime kennen, aus denen die Frösche und Schlangen entstehen, und sich bestimmter, ihnen wohl bekannter günstiger Mischungsverhältnisse mit geheimen Bewegungen bedienen und so Anlaß geben zu ihrer Erschaffung, nicht jedoch sie selber erschaffen? An dem jedoch, was die Menschen zu tun pflegen, finden die Menschen nichts Verwunderliches. Wenn sich jemand wundern sollte über die Schnelligkeit des Wachsens, weil jene Tiere so rasch zum Vorschein kamen, dann beachte er, wie auch das nach dem kleinen Maß der menschlichen Kraft von Menschen besorgt wird. Woher kommt es denn, daß dieselben Körper schneller im Sommer als im Winter, schneller an warmen als an kalten Orten vergehen? Doch macht es den Menschen um so größere Schwierigkeiten, diese Kraft auszunützen, als ihnen die Feinheit der Sinne und die Beweglichkeit des Körpers infolge der erdenschweren, trägen Glieder fehlten. Je leichter es daher den Engeln ist, mögen es sein welche immer, nachbarlich beisammenliegende Ursachen S. 122 aus den Elementen zusammenzuführen, um so wunderbarer ist ihre Schnelligkeit bei solchen Werken.

18. Schöpfer ist jedoch nur, wer diese Dinge in ihrem ersten Sein gestaltet. Hierzu ist nur jener imstande, in dessen Händen Maß, Zahl und Gewicht alles Seienden von Uranfang an ruht. Das ist der Schöpfer-Gott, von dessen unaussprechlicher Macht es auch kommt, daß die Engel, weil es ihnen nicht gestattet wird, nicht zu tun vermögen, was sie tun könnten, wenn es ihnen gestattet würde. Denn keinen anderen Grund können wir ausfindig machen, um zu erklären, warum die, welche Frösche und Schlangen machten, nicht die kleinsten Mücken machen konnten, als nur den, daß die größere Macht Gottes gegenwärtig war, der sie durch den Heiligen Geist in ihrem Tun hinderte. Sie gestanden das auch selber, indem sie sagten: „Es ist der Finger Gottes.“2 Was jedoch die Engel durch die Kraft ihres Wesens vermögen, infolge des göttlichen Einspruchs aber nicht vermögen, und was durch die Beschaffenheit eben ihrer Natur zu tun ihnen versagt ist, das jemandem zu erklären, ist schwierig, ja überhaupt nur möglich durch jenes Geschenk Gottes, von dem der Apostel sagt: „einem anderen die Unterscheidung der Geister“.3 Wir wissen nämlich, daß der Mensch gehen kann, aber auch nur, wenn es ihm gestattet wird, daß er aber nicht fliegen kann, auch wenn es ihm gestattet wird. So können auch jene Engel manches tun, wenn es ihnen auf Geheiß Gottes von Engeln mit größerer Macht gestattet wird. Manches jedoch können sie nicht tun, auch wenn es ihnen von diesen gestattet wird, weil es jener nicht gestattet, von dem sie das Maß ihrer Natur haben, der auch durch seine Engel häufig auch das nicht ausführen läßt, wozu er ihnen das Können gab.

19. Ich will also absehen von jenen Vorkommnissen, welche im ganz gewöhnlichen Ablauf der Zeiten innerhalb des Rahmens der Naturordnung im Reiche der S. 123 Körper geschehen, wie etwa Aufgang und Untergang der Gestirne, Geburt und Tod der Lebewesen, die zahllosen Mannigfaltigkeiten der Samen und Pflanzen, Nebel und Wolken, Schnee und Regen, Blitz und Donner, Wetterstrahl und Hagel, Wind und Feuer, Kälte und Hitze und Ähnliches. Absehen will ich auch von den Ereignissen, die im Rahmen der gleichen Ordnung selten vorkommen, wie Verfinsterung der Himmelskörper, die Erscheinungen ungewohnter Sterne, Mißgestalten, Erdbeben und Ähnliches. Absehen also will ich von all dem, dessen erste und höchste Ursache nichts anderes ist als der Wille Gottes. Damit niemand glaube, daß diese Dinge durch Zufall oder durch körperliche oder auch geistige, aber außerhalb des göttlichen Willens liegende Ursachen werden, wird im Psalm, nachdem einige derartige Dinge aufgezählt wurden, wie Feuer, Hagel, Schnee, Eis, Sturmwind, sofort hinzugefügt: „das sein Wort schafft“.4


  1. Weish. 11, 21. ↩

  2. Exod. 7, 12; 8, 7. 18. 19. ↩

  3. 1 Kor. 12, 10. ↩

  4. Ps. 148, 8 [hebr. Ps. 148, 8]. ↩

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