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Marci Minucii Felicis Octavius
Caput IX
ARGUMENTUM. — Christianorum religio stulta, hominem siquidem crucifixum, ipsumque hujus supplicii instrumentum venerantur. Asini caput colere, ipsamque parentis sui naturam adorare dicuntur. De caede infantis et sanguine initiantur, ac per impudentes tenebras incerta sorte omnes permiscentur.
Ac jam, ut foecundius nequiora proveniunt, serpentibus in dies perditis moribus, per universum orbem sacraria ista teterrima impiae coitionis adolescunt. Eruenda prorsus haec, et exsecranda consensio. Occultis se notis et insignibus noscunt, et amant mutuo pene antequam noverint: passim etiam inter eos velut quaedam libidinum religio miscetur; ac se promisce appellant fratres et sorores, ut etiam non insolens stuprum, intercessione sacri nominis, fiat incestum: ita eorum vana et demens superstitio sceleribus gloriatur. Nec de ipsis, nisi subsisteret veritas, maxima et varia maxime nefaria et honore praefanda, sagax fama loqueretur. Audio eos turpissimae pecudis caput asini consecratum, inepta nescio qua persuasione, venerari: digna et nata religio talibus moribus. Alii eos ferunt ipsius antistitis ac sacerdotis colere genitalia, et quasi parentis sui adorare naturam. Nescio an falsa, certe occultis ac nocturnis sacris apposita suspicio: et qui hominem, summo supplicio pro facinore punitum, et crucis ligna feralia, eorum caerimonias fabulantur, congruentia perditis sceleratisque tribuit altaria, ut id colant quod merentur. Jam de initiandis tirunculis fabula tam detestanda quam nota est: infans farre contectus, ut decipiat incautos, apponitur ei qui sacris imbuatur. Is infans a tirunculo, farris superficie, quasi ad innoxios ictus provocato, coecis occultisque vulneribus occiditur: hujus, proh nefas! sitienter sanguinem lambunt, hujus certatim membra dispertiunt: hac foederantur hostia; hac conscientia sceleris ad silentium mutuum pignerantur: haec sacra sacrilegiis omnibus tetriora. Et de convivio notum est, passim omnes loquuntur, id etiam Cirtensis nostri testatur oratio: ad epulas solemni die coeunt, cum omnibus liberis, sororibus, matribus, sexus omnis hominis et omnis aetatis: illic, post multas epulas, ubi convivium caruit [caluit], et incestae libidinis ebrietatis fervor exarsit, carnis [canis] qui candelabro nexus est, jactu offulae ultra spatium lineae qua vinctus est, ad impetum et saltum provocatur: sic everso et exstincto conscio lumine, impudentibus tenebris nexus infandae cupiditatis involvunt per incertum sortis; et, si non omnes opera, conscientia tamen pariter incesti, quoniam voto universorum appetitur quicquid accidere potest in actu singulorum.
Übersetzung
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Dialog Octavius (BKV)
IX.
1. Und wie das Böse stets besonders üppig wuchert, so werden diese abscheulichen Heiligtümer einer ruchlosen Gesellschaft bei der täglich zunehmenden Sittenverderbnis bereits auf der ganzen Erde immer häufiger. Gründlich ausrotten und verfluchen muß man unbedingt diese Vereinigung. 2. Sie erkennen sich an geheimen Merkmalen und Zeichen und lieben sich gegenseitig fast, bevor sie sich kennen. Allenthalben üben sie auch unter sich sozusagen eine Art von Sinnlichkeitskult; unterschiedslos nennen sie sich Brüder und Schwestern: so wird sogar die gewöhnliche Unzucht durch diesen heiligen Namen zur Blutschande. So prahlt ihr gehalt- und sinnloser Aberglaube noch mit Schandtaten. 3. Wenn dem keine Wahrheit zugrunde läge, würde nicht das scharfsichtige Gerücht von diesen Leuten so ruchlose Dinge erzählen, die man, ohne vorher um Entschuldigung zu bitten, gar nicht sagen darf. Höre ich doch, daß sie den Kopf eines Esels, dieses verächtlichen Tieres, weihen und ich weiß nicht in welchem Wahn verehren, ein Kult, würdig solcher Sitten und aus ihnen entsprungen. 4. Andere erzählen, sie S. 149 verehrten sogar die Genitalien ihres Vorstehers und Priesters und beteten so gleichsam ihres Vaters Schöpferkraft an. Dieser Argwohn kann falsch sein, aber jedenfalls stimmt er zu ihren geheimen und nächtlichen Feiern. Wer ferner einen Menschen, der für ein Verbrechen mit der härtesten Strafe belegt wurde, sowie das todbringende Kreuzesholz als Gegenstand ihrer Verehrung anführt, schreibt ihnen Altare zu, wie sie für verlorene und verkommene Existenzen passen; sie würden verehren, was sie eigentlich verdienen. 5. Nun gar die Geschichte von der Weihe neuer Mitglieder; sie ist ebenso abscheulich wie bekannt. Ein Kind, mit Teigmasse bedeckt, um die Arglosen zu täuschen, wird dem Einzuweihenden vorgesetzt. Dieses Kind wird von dem Neuling durch Wunden getötet, die sich dem Auge völlig entziehen; er selbst hält durch die Teighülle getäuscht die Stiche für unschädlich. Das Blut des Kindes -- welch ein Greuel --schlürfen sie gierig, seine Gliedmaßen verteilen sie mit wahrem Wetteifer. Durch dieses Opfer verbrüdern sie sich, durch die Mitwissenschaft um ein solches Verbrechen verbürgen sie sich gegenseitiges Stillschweigen. Solche heilige Gebräuche sind schändlicher als jegliche Heiligtumsschändung. 6. Bekannt sind auch Ihre Schmausereien. S. 150 Alles redet davon, auch unser Cirtenser zeugt dafür in seiner Erörterung. An einem festlichen Tag versammeln sie sich mit allen Kindern, Schwestern, Müttern, Leute jeglichen Geschlechts und Alters zum Schmause. Ist hierauf nach einem reichlichen Gastmahl die Tischgesellschaft erhitzt und die Glut unreiner Lust durch Trunkenheit entbrannt, so wird ein Hund, der an den Leuchter gebunden ist, durch einen vorgeworfenen Bissen gereizt. Er stürzt los und springt zum Fang über die Länge der Schnur, mit welcher er gebunden ist, hinaus. Dadurch wird das verräterische Licht umgestoßen und erlischt. Nun schlingen sie in einer der Schamlosigkeit günstigen Finsternis die Bande unsagbarer Leidenschaft, wie es gerade der Zufall fügt. So sind sie, wenn auch nicht alle durch die Tat, wenigstens durch ihr Mitwissen in gleicher Weise blutschänderisch; entspricht ja alles, was durch die Handlung des einzelnen geschehen mag, dem Wunsche der Gesamtheit.