Edition
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Ad Demetrianum [PL]
XIII.
Quae haec est insatiabilis carnificinae rabies? quae inexplebilis libido saevitiae? Quin potius elige tibi alterum de duobus: Christianum esse aut est crimen, aut non est; si crimen est, quid non interficis confitentem? si crimen non est, quid persequeris innocentem? Torqueri enim debui, si negarem. Si, poenam tuam metuens, id quod prius fueram et quod deos tuos non colueram, mendacio fallente celarem, tunc torquendus fuissem, tunc ad confessionem criminis vi doloris adigendus; sicut in caeteris quaestionibus torquentur rei qui se negant crimine quo accusantur teneri, ut facinoris veritas, quae indice voce non promitur, dolore corporis exprimatur. Nunc vero, cum sponte confitear et clamem et crebris ac repetitis [Col. 0554B] identidem vocibus Christianum me esse contester, quid tormenta admoves confitenti et deos tuos, non in abditis et secretis locis, sed palam, sed publice, sed in foro ipso, magistratibus et praesidibus audientibus, destruenti; ut, etsi parum fuerat quod in me prius criminabaris, creverit quod et odisse et punire plus debeas, quod, dum me Christianum celebri loco et populo circumstante pronuntio, et vos et deos vestros clara et publica praedicatione confundo?
Übersetzung
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An Demetrianus (BKV)
Kap. 13. Ist der christliche Glaube ein Verbrechen, so darf der Christ, der sich offen dazu bekennt, wohl getötet, aber nicht gefoltert werden. Noch richtiger wäre es, ihn durch Gründe von seinem Irrtum zu überzeugen.
Was für eine unersättliche Henkerswut, welch unerschöpfliche, zügellose Grausamkeit ist das! Entscheide dich doch lieber für eine der beiden Auffassungen: ein Christ zu sein, ist entweder ein Verbrechen oder es ist keines! Ist es ein Verbrechen, warum tötest du dann nicht jeden, der sich als Christen bekennt? Ist es aber keines, wozu verfolgst du dann den Unschuldigen?1 Denn die Folter hätte ich nur dann verdient, wenn ich leugnete. Wenn ich aus Furcht vor deiner S. 216 Strafe mit trügerischer Lüge das verhehlte, was ich früher gewesen war, und verheimlichte, daß ich deine Götter nicht verehrt hatte, dann hätte ich gefoltert, dann zum Bekenntnis meines Verbrechens durch die Gewalt der Schmerzen gezwungen werden dürfen. So werden ja auch sonst bei gerichtlichen Untersuchungen die Angeklagten gefoltert, die es in Abrede stellen, des ihnen zur Last gelegten Verbrechens schuldig zu sein, damit der wahre Tatbestand, der durch ein mündliches Geständnis nicht herauszubringen ist, durch den körperlichen Schmerz ans Licht gebracht wird. Nun aber, da ich freiwillig bekenne, da ich es laut rufe und in häufigen und oftmals wiederholten Versicherungen beteure, daß ich ein Christ bin, wozu wendest du jetzt noch Foltern an gegen einen, der schon geständig ist und der nicht an verborgenen und heimlichen Orten, sondern ganz offen und vor aller Welt mitten auf dem Markte vor den Ohren der Behörden und Statthalter deine Götter verwirft? Selbst wenn es also noch nicht genügt hätte, was du früher mir zur Last legen konntest, so ist jetzt die Schuld gewachsen, so daß du sie noch mehr hassen und bestrafen mußt. Wenn ich mich an einem belebten Orte und vor dem umstehenden Volke als Christen bekenne und euch und eure Götter durch meine laute und öffentliche Erklärung widerlege, wozu wendest du dich dann an die Gebrechlichkeit des Leibes, warum kämpfst du dann mit der Schwächlichkeit des irdischen Fleisches? Nimm den Kampf auf gegen die Kraft des Geistes, brich den Mut der Seele, zerstöre den Glauben, siege, wenn du es vermagst, durch Gegengründe, siege durch die Waffen der Vernunft!
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Vgl. Minucius Felix, Oktavius, Kap. 28 und Tertullian, Apol., Kap. 2. ↩