Erstes Hauptstück.
S. 276 Ich weiß gar wohl, frömmster Kaiser! daß das, was über manche Angelegenheiten zur öffentlichen Kenntniß gelangt, nach der Würde derer, welche es vorbringen, entweder für wichtig, oder für unbedeutend angesehen zu werden pflegt; da bei den verschiedenen Meinungen die Verachtung oder die Begünstigung eines Mannes auf die wankende Gemüthsstimmung hinsichtlich der Geneigtheit, ihm Gehör zu geben, großen Einfluß hat. Aber ich, der ich über eine göttliche Angelegenheit bei dir Religiöses vortragen werde, habe die Besorgniß nicht, welche man sonst zu haben pflegt; weil, da du gut und gewissenhaft bist, bei Männern, welche der Religionen kundig sind, eine Beurtheilung wohl nicht fehlerhafter Weise über das, was man von Jemanden hört, sondern darüber, ob das, was man hört, religiös sey, entscheiden dürfte. Und weil mir von Gott die günstige Ge- S. 277 legenheit, vor dir zu erscheinen1, gewährt worden ist, so hat auch hierin mein gewissenhaftes Pflichtgefühl zu verhindern nicht unterlassen, daß gegen den Vortrag, welchen ich vor dir über die Religion halte, etwa irgend etwas Unangemessenes von Seite dessen, welcher mit dir spricht, verstoße.
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Hilarius überreichte dem Kaiser dieses Schreiben zu Konstantinopel. ↩