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Werke Sulpicius Severus (363-429) Vita sancti Martini

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Vita Sancti Martini

12.

(1) Accidit autem insequenti tempore, dum iter ageret, ut gentilis cuiusdam corpus, quod ad sepulchrum cum superstitioso funere deferebatur, obuium haberet: conspicatusque eminus uenientium turbam, quidnam id esset ignarus, paululum stetit: nam fere quingentorum passuum interuallum erat, ut difficile fuerit dinoscere quid uideret. (2) Tamen quia rusticam manum cerneret et agente uento lintea corpori superiecta uolitarent, profanos sacrificiorum ritus agi credidit: quia esset haec Gallorum rusticis consuetudo, simulacra daemonum candido tecta uelamine misera per agros suos circumferre dementia. (3) Leuato ergo in aduersos signo crucis imperat turbae non moueri loco onusque deponere. Hic uero s. mirum in modum uideres miseros primum uelut saxa riguisse. (4) Dein, cum promouere se summo conamine niterentur, ultra accedere non ualentes ridiculam in uertiginem rotabantur, donec uicti corporis onus ponunt: attoniti et semet inuicem aspicientes, quidnam sibi accidisset, taciti cogitabant. (5) Sed cum beatus uir conperisset exequiarum esse illam frequentiam, non sacrorum, eleuata rursum manu dat eis abeundi et tollendi corporis potestatem. Ita eos et cum uoluit, stare conpulit, et cum libuit, abire permisit.

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Leben des heiligen Bekennerbischofs Martinus von Tours (BKV)

12.

Einige Zeit nachher traf es sich, daß er auf einer Reise einem Leichenzuge begegnete, der unter abergläubischen Gebräuchen einen Heiden zu Grabe trug. Schon von weitem sah er die Leute kommen. Er blieb etwas stehen, im unklaren darüber, was das wäre. Es mochte etwa eine Entfernung von fünfhundert Schritt sein, so daß man nur schwer deutlich sehen konnte. Er vermeinte aber, es handle sich um eine heidnische Opferfeier, weil er Bauernvolk sah und die Tücher über der Leiche im Winde flatterten. Es ist nämlich bei den Heiden in Gallien Brauch, die Götzenbilder in einen weißen Schleier zu hüllen und so in beklagenswerter Torheit durch die Felder zu tragen1 . Martinus machte das Kreuzzeichen über die ihm entgegenkommende Schar und befahl ihr so, stehen zu bleiben und die Last niederzusetzen. Da sah man, wie die Armen wunderbarerweise zunächst starr wie Felsen wurden. Als sie mit äußerster Kraftanstrengung vorwärts zu kommen suchten, es aber nicht vermochten, drehten sie sich im Kreise — man mußte lachen. Schließlich gaben sie doch nach und setzten die Leiche S. 35nieder. Wie betäubt schauten sie einander an und überdachten stumm, was ihnen denn zugestoßen wäre. Als aber der heilige Mann erfahren hatte, daß es sich um einen Leichenzug, nicht um Götzendienst handle, erhob er wieder seine Hand und gab die Erlaubnis, weiterzuziehen und die Leiche fortzutragen. So hat sein Wille sie zum Halten gezwungen und sein freies Ermessen das Weiterziehen ermöglicht2 .


  1. Es ist hier angespielt auf das altrömisehe Staatsfest der Ambarvalia, das alljährlich, meist im Mai, mit feierlichen Umzügen zur Entsühnung und Reinigung der Felder begangen wurde. ↩

  2. Einen ähnlichen wunderbaren Vorgang erzählt die Historia monachorum Ml. 21, 414. ↩

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