Übersetzung
ausblenden
The Epitome of the Divine Institutes
Chap. XXIX.--Of the Patience and Providence of God.
But some one says: Why, then, does the true God permit these things to be done? Why does He not rather remove or destroy the wicked? Why, in truth, did He from the beginning give power 1 to the demon, so that there should be one who might corrupt and destroy all things? I will briefly say why He willed that this should be so. I ask whether virtue is a good or an evil. It cannot be denied that it is a good. If virtue is a good, vice, on the contrary, is an evil. If vice is an evil on this account, because it opposes virtue, and virtue is on this account a good, because it overthrows vice, it follows that virtue cannot exist without vice; and if you take away vice, the merits of virtue will be taken away. For there can be no victory without an enemy. Thus it comes to pass, that good cannot exist without an evil.
Chrysippus, a man of active mind, saw this when discussing the subject of providence, and charges those with folly who think that good is caused by God, but say that evil is not thus caused. Aulus Gellius 2 has interpreted his sentiment in his books of Attic Nights; thus saying: "They to whom it does not appear that the world was made for the sake of God and men, and that human affairs are governed by providence, think that they use a weighty argument when they thus speak: If there were a providence, there would be no evils. For they say that nothing is less in agreement with providence, than that in this world, on account of which it is said that God made men, 3 the power of troubles and evils should be so great. In reply to these things, Chrysippus, when he was arguing, in his fourth book respecting providence, said: Nothing can be more foolish than those who think that good things could have existed, if there were not evils in the same place. For since good things are contrary to evil, they must of necessity be opposed to each other, and must stand resting, as it were, on mutual and opposite support. 4 Thus there is no contrary without another contrary. For how could there be any perception of justice, unless there were injuries? or what else is justice, but the removal of injustice? In like manner, the nature of fortitude cannot be understood, except by placing 5 beside it cowardice, or the nature of self-control except by intemperance. Likewise, in what manner would there be prudence, unless there were the contrary, imprudence? On the same principle, he says, why do the foolish men not require this also, that there should be truth and not falsehood? For there exist together good and evil things, prosperity and trouble, pleasure and pain. For the one being bound to the other at opposite poles, as Plato says, if you take away one, you take away both." You see, therefore, that which I have often said, that good and evil are so connected with one another, that the one cannot exist without the other. Therefore God acted with the greatest foresight in placing the subject-matter of virtue in evils which He made for this purpose, that He might establish for us a contest, in which He would crown the victorious with the reward of immortality. 6
-
arche'n. Others read daimonarchi'an, "the power of demons." ↩
-
Lib. vi. 1. ↩
-
Propter quem homines fecisse dicatur Deus. Others read, "Quem propter homines," etc. ↩
-
Quasi mutuo adversoque fulta nisu consistere. ↩
-
Appositione. Others read "oppositione." ↩
-
[Philosophically, not dogmatically, asserted. God's wisdom in permitting evil (which originated in the fall of free intellects) to last for a season, will vindicate itself in judgment.] ↩
Übersetzung
ausblenden
Auszug aus den göttlichen Unterweisungen (BKV)
24. Das Gute und das Böse.
Man wird einwenden: Warum läßt denn der wahre Gott diese Dinge geschehen? Warum beseitigt oder vernichtet er nicht lieber die Argen? Warum hat er vielmehr selbst den obersten der Dämonen von Anfang an geschaffen, damit es nicht an dem gebreche, der alles zugrunde richtet und verdirbt? Ich will kurz den Grund angeben, warum Gott das Dasein eines solchen Dämons gewollt hat. Ich frage: Ist die Tugend ein Gut oder ein Übel?1 Unbestreitbar ein Gut. Wenn die Tugend ein Gut ist, so ist das Gegenteil der Tugend, das Laster, ein Übel. Wenn das Laster darum ein Übel ist, weil es die Tugend bekämpft, und die Tugend darum ein Gut, weil sie dem Laster widerstreitet, so kann also die S. 155 Tugend ohne das Laster nicht bestehen; nimmt man das Laster hinweg, so nimmt man auch das Verdienst der Tugend hinweg; denn es kann keinen Sieg geben ohne Feind. Daraus ergibt sich, daß das Gute ohne das Böse nicht bestehen kann. Dies hat Chrysippus2 in seinem Scharfsinne erkannt; und in seiner Abhandlung über die Vorsehung zeiht er jene der Torheit, die wohl das Gute von Gott geschaffen sein lassen, nicht aber auch das Böse. Die Anschauungen des Chrysippus hat A. Gellius3 in den „Attischen Nächten“ dargelegt mit den Worten: „Die Männer, die nicht annehmen, daß die Welt um Gottes und der Menschen willen geschaffen ist und daß die menschlichen Dinge von der Vorsehung gelenkt werden, glauben einen wichtigen Beweisgrund anzuführen, wenn sie sagen: 'Gäbe es eine Vorsehung, so würde es keine Übel geben; denn nichts verträgt sich weniger mit der Vorsehung, als daß es in einer Welt, die um der Menschen willen geschaffen sein soll, eine solche Unmasse von Mühseligkeiten und Leiden gebe.' Gegen diesen Einwurf wendet sich Chrysippus im vierten Buche seiner Abhandlung über die Vorsehung, indem er sagt: 'Nichts ist geistloser als die Annahme, daß es hätte Güter geben können, wenn es nicht zugleich auch Übel gäbe. Denn da Güter und Übel entgegengesetzt sind, so müssen sie beiderseitig zueinander im Gegensatz stehen und wie durch wechselseitigen Druck und Gegendruck sich stützen und halten; so wenig kann etwas entgegengesetzt sein, ohne daß ein anderes entgegensteht. Wie hätte der Begriff der Gerechtigkeit entstehen können, wenn es nicht Ungerechtigkeiten gäbe? Oder was ist die Gerechtigkeit anders als die Verneinung der Ungerechtigkeit? Wie könnte man sich die Tapferkeit denken ohne Gegenüberstellung der Feigheit, wie die Selbstbeherrschung ohne die Unenthaltsamkeit, wie endlich die Klugheit, wenn nicht die Unklugheit gegenüberstünde? Törichte Menschen', ruft Chrysippus S. 156 aus, 'die nicht auch das noch verlangen, daß es eine Wahrheit geben soll und eine Lüge nicht geben soll. Denn zugleich bestehen Güter und Übel, Glück und Unglück, Lust und Schmerz; das eine ist an das andere, wie Plato sagt, Schopf an Schopf gebunden; nimmt man das eine hinweg, so hat man beide hinweggenommen'.“4
Du siehst also, daß, wie oft bemerkt, das Gute und das Böse so miteinander verknüpft sind, daß das eine ohne das andere nicht bestehen kann. Mit höchster Weisheit hat daher Gott den Stoff, aus dem die Tugend sich aufbaut, in das Böse verlegt; und das Böse hat Gott darum gemacht5, um uns Gelegenheit zum Wettkampf zu geben und die Sieger mit dem Lohn der Unsterblichkeit zu krönen.
-
Zwischen dem physischen und moralischen Guten und Bösen ist hier nicht näher unterschieden. Auch sieht der Verfasser bei der Begründung des Bösen von der Offenbarung ab. ↩
-
Geb. um 280 v. Chr., Schüler des Zeno, des Begründers der stoischen Schule. ↩
-
Aulus Gellius, römischer Grammatiker des zweiten Jahrhunderts n. Chr. ↩
-
Diese Ausführungen, die den Gegensatz zwischen Gut und Bös aus der begrifflichen Gegenüberstellung zu erklären suchen, waren zwar bei der griechischen Spitzfindigkeit sehr beliebt, entsprechen aber nicht der Wirklichkeit der Dinge. Denn die positiven und negativen Begriffe stehen einander nicht ebenbürtig gegenüber. Die Wahrheit ist älter als die Verletzung der Wahrheit, die Lüge; man kann daher nicht sagen, daß es ohne die Lüge eine Wahrheit nicht geben kann. Das Eigentum ist älter als der Diebstahl; man kann daher wieder nicht sagen, daß es ohne den Diebstahl kein Eigentum, oder daß es ohne die Ungerechtigkeit kein Recht geben könne, usw. ↩
-
Weish. 1, 13: „Gott hat den Tod nicht gemacht.“ Indes ist an obiger Stelle mehr von Zulassung die Rede. ↩