Edition
ausblenden
De mortibus persecutorum
33.
[1] Iam decimus et octavus annus agebatur, cum percussit eum deus insanabili plaga. Nascitur ei ulcus malum in inferiori parte genitalium serpitque latius. [2] Medici secant curant. Sed inducta iam cicatrice scinditur vulnus et rupta vena fluit sanguis usque ad periculum mortis, vix tamen cruor sistitur. Nova ex integro cura. Tandem perducitur ad cicatricem. [3] Rursus levi corporis m‹otu v›ulneratur; plus sanguinis quam ante decurrit. Albescit ipse atque absumptis viribus tenua tur, et tunc quidem rivus cruoris inhibetur. [4] Incipit vulnus non sentire medicinam; proxima quaeque cancer invadit et quanto magis circumsecatur, latius saevit. Quanto curatur, increscit.
cessere magistri.
Phillyrides Chiron Amythaoniusque Melampus.
(Verg. Georg. 3, 549/50)
Undique medici nobiles trahuntur; nihil humanae manus promovent. [5] Confugitur ad idola: Apol lo et Asclepius orantur, remedium flagitatur. Dat Apollo curam; malum multo peius augetur. [6] Iam non longe pernicies aberat et inferiora omnia corripuerat. Conputrescunt forinsecus viscera et in tabem sedes tota dilabitur. Non desinunt tamen infelices medici vel sine spe vincendi mali fovere curare. [7] Repercussum medullis malum recidit introrsus et interna comprehendit, vermes intus creantur. Odor it non modo per palatium, sed totam civitatem pervadit. Nec mirum, cum iam confusi essent exitus stercoris et urinae. [8] Comestur a vermibus et in putredinem corpus cum intolerandis dorolibus solvitur.
Clamores simul horrendos ad sidera tollit,
quales mugitus, fugit ‹cum› saucius ‹aram›
taurus.
(Verg. Aen. 2, 222/24)
[9] Adponebantur ad sedem fluentem cocta et calida animalia, ut vermiculos eliceret calor. Quis resolutis inaestimabile scatebat examen et tamen multo maiorem copiam tabescendorum viscerum pernicies fecunda generaverat. [10] Iam diverso malo partes corporis amiserant speciem. Superior usque ad vulnus aruerat et miserabili macie cutis lurida longe inter ossa consederat, inferior sine ulla pedum forma in utrium modum inflata discreverat. [11] Et haec facta sunt per annum perpe tem, cum tandem malis domitus deum coactus est confiteri. Novi doloris urgentis per intervalla exclamat se restituturum dei templum satisque pro scelere facturum. Et iam deficiens edictum misit huiusmodi:
Übersetzung
ausblenden
Von den Todesarten der Verfolger (BKV)
33. Erkrankung des Galerius.
Es verlief bereits das achtzehnte Jahr seiner Herrschaft, als ihn Gott mit einem unheilbaren Schlage traf. Es wächst ihm ein bösartiges Geschwür am unteren Teile der Genitalien und greift weiter um sich. Die Ärzte schneiden und heilen. Bereits hatte sich die Narbe gebildet, da bricht die Wunde wieder auf, es reißt eine Ader, und Blut fließt bis zur Lebensgefahr. Mit Mühe wird das Blut gestillt, und das Heilverfahren beginnt von neuem; endlich kommt es wieder zur Vernarbung. Eine leichte Körperbewegung erneuert die Wunde, und es entfließt noch mehr Blut als vorher. Sein S. 42 Aussehen erbleicht, die Kräfte schwinden, der Leib magert ab. Auch jetzt gelingt es noch, den Strom des Blutes anzuhalten. Die Wunde wird allmählich für Heilung unempfindlich; der Krebs erfaßt die nächstliegenden Teile, und je mehr man ringsum schneidet, desto weiter frißt er um sich; je mehr man heilt, desto stärker wächst er.
„Ablassen die Meister, Chiron, der Phillyre Sohn, und Amythaons Melampus“1.
Von allen Seiten werden berühmte Ärzte herbeigezogen, aber menschliche Bemühungen sind umsonst. Man nimmt die Zuflucht zu den Göttern. Apollo und Äskulap werden angerufen und dringend um ein Heilmittel angegangen. Apollo gibt ein Heilverfahren an, das Übel verschlimmert sich bedeutend. Schon war das Verderben nicht mehr ferne; alle unteren Teile waren ergriffen. Von außen dringt die Zersetzung in die Gewebe ein; das ganze Gesäß geht in Auflösung über. Doch hören die unglücklichen Ärzte mit Pflege und Heilung nicht auf, auch ohne Hoffnung, die Krankheit überwinden zu können. Das Übel, durch die Heilmittel zurückgedrängt, wirft sich einwärts und erfaßt die inneren Teile. Es bilden sich Würmer im Leibe. Der Geruch dringt nicht bloß durch den Palast, sondern verbreitet sich über die ganze Stadt. Und kein Wunder, denn bereits hatten sich die Ausgänge des Afters und Harns vermengt. Er wird von Würmern zerfressen, und unter unerträglichen Schmerzen löst der Leib sich in Fäulnis auf.
„Schreckliches Jammergeschrei erhebt er zu den Gestirnen, Wie sich Gebrüll erhebt, wenn verwundet der Stier vom Altar flieht“2.
An das sich auflösende Gesäß werden gekochte Tierchen in warmem Zustande gelegt, damit die Wärme die Tierchen herauslocke. Bei der Wegnahme des Verbandes quoll immer ein unschätzbarer Schwarm hervor, und doch hatte das in der Zersetzung der Eingeweide so S. 43 fruchtbare Übel eine noch weit größere Fülle hervorgebracht. Bereits hatte das Unheil in entgegengesetzter Wirkung den Teilen des Leibes ihr Aussehen benommen. Der obere Teil bis zur Wunde war zusammengeschrumpft, und in kläglicher Abmagerung hatte sich die fahle Haut tief zwischen die Knochen eingelagert. Der untere Teil hatte nicht mehr die Gestalt der Füße, sondern war nach Art von Schläuchen aufgetrieben und auseinandergegangen. Dies dauerte ein ganzes Jahr lang ununterbrochen fort, bis er endlich, durch Leiden gebeugt, sich gezwungen sah, Gott zu bekennen. In der Zwischenzeit, bis wieder ein neuer Anfall des Schmerzes kam, rief er oft laut aus, er werde den Tempel Gottes wieder herstellen und für den Frevel Genugtuung leisten. Als er bereits dem Ende nahe war, erließ er folgendes Edikt: