3. Der Theologe.
Die theologische Bedeutung des Athanasius liegt in der Verteidigung der kirchlichen Trinitätslehre, besonders der Logoslehre, in der theologischen Erklärung der nieänischen Formulierung, des katholischen Glaubens. Dadurch ward er der „Vater der kirchlichen Theologie„1. Ob seine theologischen Anschauungen eine Entwicklung durchgemacht haben, und welches dieselbe war, ist uns unbekannt. Athanasius tritt uns wie im Leben so auch in seiner theologischen Überzeugung als fertige Persönlichkeit entgegen. Die Gedanken, die er in seiner Erstlingsschrift niederlegte, blieben unverändert die Leitsterne seines Lebens und Wirkens. Sein Glaube war vor dem Nicänum derselbe, für den er in S. 25 den heißen Kampfjahren nach dem Konzil mit Wort und Leben eintrat.
Für Athanasius war der Kampf mit dem Arianismus nicht ein bloßer Streit um Worte und theologische Meinungen, für ihn ging er um den Kern des ganzen Christentums, um die Gewißheit des Heils. Ist Christus, der menschgewordene Logos, nicht wahrer Gott wie der Vater, so sind wir nicht erlöst. Für das Heilsverlangen des Menschen ist deshalb die Auffassung der Persönlichkeit Christi nicht gleichgültig; der lebendige Glaube an die Göttlichkeit der Person Jesu Christi bedeutet vielmehr das Wesen des ganzen Christentums. Von dieser religiösen Bedeutung der rechtgläubigen Logoslehre aus zeigt Athanasius die Berechtigung des Christentums gegenüber dem Heiden- und Judentum, führt er den Kampf für die katholische Lehre gegen die Arianer. Den katholischen Glauben selbst findet er nicht durch menschliche Einsicht verbürgt, sondern durch die Lehre der Kirche, positiv ausgesprochen in Schrift und Tradition. Die genaue Darstellung des Inhalts dieser Glaubensquellen ist ihm der beste Beweis für die Wahrheit der katholischen Lehre.
Dieselbe ist endgültig durch das Nicänum bezeugt. Nur dieser Glaube wird durch das Schriftwort gestützt. Deshalb verwendet Athanasius großen Scharfsinn auf die Erklärung jener Stellen der Schrift, deren sich die Arianer zum Beweise ihrer Häresie bedienten, und mit gewandter Dialektik löst er die Einwürfe, die die Arianer gegen die katholische Lehre der Schrift entnahmen. Obwohl Athanasius es sonst, wie zu religiöser Erbauung, liebt, die Schrift allegorisch zu erklären, erkennt er doch ganz richtig, daß die allegorisierende Schriftinterpretation der älteren Alexandriner zum Erweis einer Glaubenslehre ungeeignet sei, daß zu diesem Zweck nur der buchstäbliche Sinn in Betracht kommen könne. Gelegentlich der Auslegung von Hebr. 1,4 bemerkt er: „Man muß hier wie bei der ganzen Heiligen Schrift sorgfältig auf die Gelegenheit achten, bei der der Apostel spricht, sowie auf die Person und Sache, wegen deren er spricht, damit der Leser nicht vom wahren Sinn abirre, wenn er diese Umstände nicht kennt S. 26 oder falsch versteht“2. Bei Benützung des Alten Testaments zu dogmatischen Ausführungen sieht er sich frei-lieh öfters gezwungen, vom buchstäblichen Sinn abzugehen. Unter allen Umständen gilt ihm aber als Grundsatz, daß die Offenbarung im Alten Testament dieselbe ist wie im Neuen; die Kirche, die das rechte Verständnis der Schrift vermittelt, gründet ihre Lehre wie auf die Schriften des Neuen so auch des Alten Bundes.
Zu einer systematischen Darstellung der christlichen Glaubenslehre ist Athanasius, abgesehen von den in seiner Jugendschrift behandelten Materien, nicht mehr gekommen. Seine späteren Schriften sind meist zu sehr durch ganz bestimmte Ereignisse und Umstände veranlaßt Die darin niedergelegten Gedanken schließen sich aber zu einer harmonischen Gesamtanschauung zusammen. Als ihr Mittelpunkt erscheint überall die christliche Erlösungslehre, die bereits in den zwei apologetischen Traktaten aus seiner Jugendzeit im Vordergrunde steht.
In dem ersten dieser Traktate zeigt Athanasius zunächst die Ungereimtheit des Heidentums und dessen Entstehung aus der Sünde. Gott hat den Menschen ursprünglich gut erschaffen. Der Mensch wandte sich aber von Gott ab. Daraus kam das Böse. Dasselbe ist ein Nichtseiendes, keine Substanz; es ist nicht von Gott gewollt oder geschaffen, sondern stammt vom Menschen. Durch die Sünde, die wesentlich in der Abkehr von Gott und in der Einwendung zum eigenen Ich besteht, verfiel die Seele der Sinnlichkeit Der sinnliche Genuß erschien dem Menschen als etwas Gutes und schließlich als das höchste Gut. Die praktische Abkehr von Gott führte so zum Verlust der rechten Erkenntnis Gottes und zur Aufstellung falscher Götter, wobei der Mensch über Naturverehrung und Totenkultus bis zum Tierdienst weiterschritt.
Der Mensch vermag den einzig wahren Gott zu erkennen. Der Weg dieser Gotteserkenntnis liegt in uns, in der vernunftbegabten Seele, die nach dem Bilde Gottes geschaffen ist. Dieser Weg zu Gott setzt aber reinen Sinn und heiligen Wandel voraus. Durch die Sünde ward er dem Menschen verschüttet. Dafür ist uns ein S. 27 anderer Weg zu Gott in der Schöpfung gegeben. Sie ist Gottes Werk; deshalb vermögen wir aus ihr Gottes Dasein und Einheit zu erschließen. Der wahre Gott ist daher nur der Gott des Christentums. Dieser hat die Welt erschaffen, und da sie in ihrer Harmonie und Ordnung nur das Werk einer weisen Vernunft sein kann, hat er sie durch seine Vernunft und Weisheit, durch seinen ewigen Logos geschaffen. Dieser ist aber nicht etwas Vorübergehendes wie das menschliche Wort, sondern das persönliche Ebenbild des Vaters, der ewige Gottessohn. Und wer ihn erkennt, der erkennt in ihm auch den Vater.
Von dieser doppelten Gotteserkenntnis, die der Mensch aus dem Bilde Gottes in der eigenen Seele und aus der Schöpfung gewinnt, ist die erstere, für die die zweite nur ein Ersatz sein soll, etwas Übernatürliches, weil sie den Menschen ursprünglich zuteil geworden war, aber durch die Sünde verloren ging und durch die Erlösung wiedergewonnen wurde. Nur wenn das Bild Gottes in uns wieder mit ursprünglicher Reinheit strahlt, können wir in diesem Bilde den wiedererkennen, der es dem Menschen ursprünglich eingedrückt hat; nur dann sehen wir in diesem Bilde wie in einem Spiegel den Logos, das Ebenbild des Vaters, erkennen wir durch den Logos auch den Vater.
Von diesen beiden Grundtatsachen, von der Verirrung des menschlichen Geistes ins Heidentum und von der Verstrickung des Menschengeschlechtes in Sünde und Schuld ausgehend, unternimmt es Athanasius im zweiten Traktat, die Notwendigkeit und Wirklichkeit der Erlösung aufzuzeigen. Gottes Wahrhaftigkeit verlangte den wirklichen Vollzug der Strafe, die er für die Sünde ausgesprochen hatte. Andrerseits wäre es Gottes Güte nicht würdig gewesen, wenn die von ihm geschaffenen Wesen, die des Logos teilhaftig geworden waren, endgültig dem Verderben verfallen geblieben wären. Die Sünde hatte den Verlust der mit der Erschaffung nach dem göttlichen Bilde verbundenen Gnade gebracht; daher konnte auch die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes nur durch den vollbracht werden, der diesen Zustand mit der Schöpfung gegeben hatte, durch den Logos. Er ward Mensch, um stellvertretend für die S. 28 Menschheit den Tod als Sündenstrafe zu erleiden und zugleich als Gott den Tod zu überwinden. Durch die Annahme der menschlichen Natur mit dem ganzen Geschlecht in Gemeinschaft getreten, konnte: er als Gottmensch, als Ebenbild des Vaters und als Vorbild des ursprünglich nach seinem Bild geschaffenen Menschen, die Menschheit in seiner Gemeinschaft zur Gottebenbildlichkeit erneuern. Nur der Logos konnte auch die verloren gegangene wahre Gotteserkenntnis wiederbringen. Der Opfertod des Herrn ist deshalb „das Hauptstück unseres Glaubens„3. Weil so der eingeborene Gottessohn, um für alle Menschen leiden und sterben zu können, Mensch werden mußte, ist es nicht gerechtfertigt, sich an seinem Kreuztod zu stoßen. Denn die Wunder, die der Erlöser auf Erden wirkte, offenbaren zugleich seine Gottheit.
Von solchen Gesichtspunkten aus löst Athanasius die Einwände gegen den Kreuztod des Herrn, bekämpft er aus dem Alten Testament die ungläubige Ablehnung der christlichen Erlösungslehre durch die Juden, verbreitet er sich unter Benützung der philosophischen Logosvorstellung über die Bedenken der heidnischen Philosophie gegen den Inhalt des christlichen Glaubens. Schließlich zeigt er in einer Art, die ganz modern anmutet, die Wahrheit und Wirklichkeit der Menschwerdung Gottes aus ihren Folgen und Wirkungen und damit die Göttlichkeit des Christentums aus den Wirkungen desselben im Leben. Der Mut und die Todesverachtung, die die wahren Bekenner des christlichen Glaubens in der Verfolgung zeigen, beweisen, daß Christus den Tod überwunden hat. Der Heiland wirkt fort in seinen Gläubigen. Die allgemeine Abkehr vom Götzendienst, das Absterben der heidnischen Welt, die sittliche Umwandlung der Menschheit durch den christlichen Glauben bis zu den entlegensten Barbarenvölkern, die Möglichkeit des jungfräulichen Lebens, all das ist ihm ein fortdauernder Beweis für die wirkliche Auferstehung und das lebendige Fortwirken des Herrn Denn ein Toter hat nicht solche Macht über Menschenherzen. Den heidnischen Weisen ist es durch ihre vie ten Schriften nickt einmal gelungen, ihre nächste S. 29 Umgebung zum Unsterblichkeitsglauben und zu einem tugendhaften Leben zu bringen. Christus hat durch sein einfaches Wort, durch schlichte Männer, viele auf dem weiten Erdenrund zur Verachtung des Zeitlichen und zum Streben nach dem Ewigen begeistert Wenn der Auferstandene auch nicht mehr in sichtbarer Gestalt unter uns weilt, so kann er also doch aus seinem Wirken erkannt werden, wie die Sonne vom Blinden an ihrer Wärme erkannt wird. Wie man Gott aus der Schöpfung erschließt, so Christus aus seinen Werken, die uns Göttliches offenbaren.
Die Erlösungslehre des Athanasius ist kurz in dem Satze ausgesprochen; „Der Logos Gottes selbst ist Mensch geworden, damit wir vergöttlicht würden, und er selbst hat sich im Leibe geoffenbart, damit wir zur Erkenntnis des unsichtbaren Vaters gelangten, und er selbst hat den Frevelmut der Menschen erduldet, damit wir Erben der Unsterblichkeit würden“4. In der Vereinigung mit seiner gottmenschlichen Person hat Christus die Menschen zur Gottesgemeinschaft zurückgeführt und zu Kindern Gottes gemacht. Die durch die Erlösung uns vermittelte Rechtfertigung und Heiligung ist eine innere Umwandlung und völlige Neuschaffung nach dem Bild der mit Gott vereinigten menschlichen Natur des Erlösers. Das ist der Grundgedanke der ganzen Theologie des Athanasius. Die Erlösung ist demnach nur dann eine wirkliche Wiederherstellung der Gotteskindschaft, wenn der Erlöser zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Wäre der Erlöser, wie die Arianer glauben, ein geschaffenes Wesen, das erst durch Teilnahme an der Gottheit vergöttlicht worden wäre, so könnte er die Menschen nicht zur wahren Gemeinschaft mit Gott zurückführen. Die Wirklichkeit der Erlösung hat deshalb die Wahrheit der kirchlichen Lehre von dem einen Gott in drei Personen zur Voraussetzung.
Diese Lehre ist niedergelegt im Nicänum. Die Definition desselben, daß der Sohn ὁμοούσιος τῷ πατρὶ sei, lehrt „die Einheit des Sohnes und des Vaters dem Wesen nach„5; das Wesen des Vaters ist Prinzip, Wurzel und Quelle des Sohnes6. Der Sohn ist aus dem Vater, S. 30 näher aus dem Wesen des Vaters, und zwar von Ewigkeit gezeugt Das Gezeugte ist aber immer mit dem Zeugenden wesenseins. Der Schrift zufolge ist der Sohn alles, was der Vater ist, hat er alles, was der Vater hat, mit der einzigen Ausnahme des Vaternamens. Die göttliche Zeugung des Sohnes darf freilich nicht als stoffliche Emanation, nicht nach Menschenart, und deshalb auch das ὁμοούσιος nicht körperlich aufgefaßt werden. Im göttlichen Wesen gibt es keine Trennung oder Teilung. Der Vater zeugt den Sohn wie die Sonne den Strahl. Daher ist der Sohn nicht eine zweite Wesenheit (οὐσία) , die der ersten vollkommen gleich wäre und alle Eigentümlichkeiten derselben teilte; in diesem Fall wäre der Sohn mit dem Vater nicht ὁμοούσιος, sondern ἑτεροούσιος. Vater und Sohn sind der Gattung nach wesensgleich, wohl aber der Zahl nach wesenseins, wenn auch persönlich verschieden. Was der Vater wirkt, geschieht durch den Sohn; der Sohn ist gerade das, womit der Vater schafft, vergöttlicht und erleuchtet. Demnach gibt es nicht zwei göttliche Wesenheiten, nicht zwei Götter, sondern eine einzige Gottheit, die der Sohn ebenso vollkommen besitzt wie der Vater. Durch die Lehre von der Wesensgleichheit und Wesenseinheit des Sohnes mit dem Vater ist die philosophische Logoslehre von einem Schöpfungsmittler überwunden und zugleich die heidnisch-polytheistische Färbung der arianischen Christologie abgewiesen.
Trotz des sachlichen Festhaltens am ὁμοούσιος des Nicänums und der entschiedenen Verteidigung desselben war es Athanasius aber doch nicht um theologische Formeln zu tun. So gebraucht er wie das Nicänum ὑπόστασις meist im Sinn von οὐσία und doch manchmal auch in der Bedeutung von Person7. Er schreibt statt ὁμοούσιος sogar mitunter ὅμοίος κατ᾿οὐσίαν, ὅμοις κατὰ πάντα und selbst ὅμοιος, wenn der Zusammenhang oder ein in der Nähe stehendes ὁμοούσιος über den rechten Sinn keinen Zweifel lassen8. Auf einen Wandel seiner Anschauungen läßt das nicht schließen; es zeigt viel mehr, daß ihm höher als die Formel die Sache stand, weshalb er 362 auch eine weitgehende Verständigung mit den Semiananern zu erreichen vermochte. S. 31
Aus der Erlösungslehre des Athanasius, die aufs engste mit seiner Christologie zusammenhängt, folgt ganz von selbst, daß der Erlöser nicht bloß wahrer Gott, sondern auch wahrer Mensch sein mußte. Daher mußte sich Athanasius auch gegen jede doketische oder sabellianische Auffassung der Person Christi erklären. Der Logos hat nicht bloß zum Schein eine menschliche Natur angenommen; er ist auch nicht bloß für eine bestimmte Zeit auf einen Menschen herabgekommen, um ihn nach Art der Propheten zu inspirieren. Der Logos mußte alles, was zum Wesen des Menschen gehört, wirklich annehmen, mußte sich trotz der Unveränderlichkeit seiner göttlichen Natur mit der vollmenschlichen Natur zur Einheit der Person verbinden. Nur so konnte er eine vollmenschliche Natur stellvertretend für uns hingeben und dadurch für uns Genugtuung leisten. Es genügte auch nicht, daß der Erlöser seine Heilstat in einem wahren Leib vollzog; er mußte auch eine vollkommen sündlose menschliche Seele besitzen, um die Menschenseele von der Sünde zu erlösen. Hatte schon der Arianismus den Logos in Christus an die Stelle der menschlichen Seele treten lassen, so lehrte Apollinaris von Laodicea unter Zugrundelegung der platonischen Trichotomie, der Logos sei in Christus an die Sielte des menschlichen νοῦς getreten. Die ersten Regungen solcher Anschauungen machten sich in der letzten Lebenszeit des Athanasius bemerkbar. Athanasius verhielt sich dagegen ablehnend. Das katholische Dogma über diesen Punkt liegt eben ganz in der Konsequenz seiner Erlösungslehre und ist deshalb auch voll als seine Überzeugung in Anspruch zu nehmen, selbst wenn die ihm zugeschriebenen zwei Bücher gegen Apollinaris, die diese Gedanken ausführlicher darlegen, unecht sein sollten.
Der Arianismus konnte, nachdem er die Gottheit des Sohnes aufgegeben hatte, noch viel weniger die Gottheit des Heiligen Geistes festhalten. Umgekehrt war für die katholische Lehre mit der Gottheit des Sohnes auch die Gottheit des Heiligen Geistes notwendig gegeben. Die Diskussion griff aber diesen Punkt erst auf, als sich die theologischen Erörterungen über die Gottheit des Sohnes in gewissem Sinne erschöpft hatten. S. 32 Sofort jedoch, als die Behauptung von der Geschöpflichkeit des Heiligen Geistes laut wurde, trat ihr Athanasius entschieden entgegen. Der Heilige Geist ist ihm ein wesentliches Glied der Trinität, der einen Gottheit in der Dreiheit. Darum kann er kein Geschöpf sein. Ohne seine Gottheit wäre die Trinität keine Einheit mehr; denn sie bestünde aus Schöpfer und Geschöpf. Die Gottheit des Heiligen Geistes folgt vielmehr aus der Heiligen Schrift und ist auch die notwendige Voraussetzung für die Funktionen des Heiligen Geistes. Er ist für die Geschöpfe Quelle des Lebens, der Heiligung and der Vergöttlichung. Er kann deshalb nicht selbst Geschöpf sein. Das, was heiligt und erneut, kann nicht dem gleich sein, das geheiligt wird. Wenn dagegen der Heilige Geist den Geschöpfen Teilnahme am göttlichen Leben, an der göttlichen Natur vermitteln soll, muß er die göttliche Natur selbst besitzen. Über das nähere Verhältnis des Heiligen Geistes zu Vater und Sohn in der einen Gottheit lehrt Athanasius, daß der Heilige Geist vom Vater ausgehe, Eigentum des Sohnes sei und vom Sohn gegeben werde,. Seine Einheit mit dem Sohne ist dieselbe wie die des Sohnes mit dem Vater. Er ist das Ebenbild des Sohnes, wie der Sohn das Ebenbild des Vaters; er ist mit dem Vater und dem Sohne wesensgleich und wesenseins, ὁμοούσιον. Deshalb wirkt der Vater alles durch den Sohn im Heiligen Geiste.
In diesem Glauben sieht Athanasius „die ursprüngliche Überlieferung und Glaubenslehre der katholischen Kirche, wie sie Christus der Herr gegeben, die Apostel gepredigt und die Väter gehütet haben“9. Er formuliert sie kurz in den Worten: „Die heilige und selige Trinität ist unteilbar und in sich selbst geeint. Spricht man vom Vater, so ist auch der Logos des Vaters und der Heilige Geist da, der im Sohne ist. Nennt man den Sohn, so ist der Vater im Sohn und der Heilige Geist ist nicht außerhalb des Logos. Denn es ist eine Gnade, die vom Vater aus durch den Sohn im Heiligen Geiste zur Vollendung gelangt, und eine Gottheit und ein Gott über allem und durch alles und in altem“10. So hat Athanasius noch die Beschlüsse des Konzils von Konstantinopel (381) vorbereiten helfen. S. 33
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Möhler, Athanasius2, 273. ↩
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Gegen die Arianer 1, 54. ↩
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τὸ κεφάλαιον τῆς πίστεως ἡμῶν Von der Menschwerdung 19. ↩
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Von der Menschwerdung 54; vgl. Gegen die Arianer 1,38.39; Über die Dekrete der nicän. Synode 14; Von der Menschwerdung und gegen die Arianer 8; An Adelphios 4. ↩
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Über die Synoden 48-52. ↩
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Ebenda 45. ↩
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Vgl. Von der Menschwerdung und gegen die Arianer 10: ις θεὸς ἐν τρισὶν ὑποστάσεσι Vgl. An die Antiochener 5-6; Über den Ausspruch: alles ist mir etc.; Von der Jungfräulichkeit 1; s. Bardenhewer, a. a. O., 3, 56. 66. ↩
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Vgl. F. Cavaltera, St. Athanase, Paris 1908,36 ff.; Bardenhewer, a. a. 0., 3,77. ↩
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An Serapion 1, 28. ↩
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Ebenda 1,14. ↩