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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summa theologiae

Articulus 3

Iª q. 15 a. 3 arg. 1

Ad tertium sic proceditur. Videtur quod non omnium quae cognoscit Deus, sint ideae in ipso. Mali enim idea non est in Deo, quia sequeretur malum esse in Deo. Sed mala cognoscuntur a Deo. Ergo non omnium quae cognoscuntur a Deo, sunt ideae.

Iª q. 15 a. 3 arg. 2

Praeterea, Deus cognoscit ea quae nec sunt nec erunt nec fuerunt, ut supra dictum est. Sed horum non sunt ideae, quia dicit Dionysius, V cap. de Div. Nom., quod exemplaria sunt divinae voluntates, determinativae et effectivae rerum. Ergo non omnium quae a Deo cognoscuntur, sunt ideae in ipso.

Iª q. 15 a. 3 arg. 3

Praeterea, Deus cognoscit materiam primam, quae non potest habere ideam, cum nullam habeat formam. Ergo idem quod prius.

Iª q. 15 a. 3 arg. 4

Praeterea, constat quod Deus scit non solum species, sed etiam genera et singularia et accidentia. Sed horum non sunt ideae, secundum positionem Platonis, qui primus ideas introduxit, ut dicit Augustinus. Non ergo omnium cognitorum a Deo sunt ideae in ipso.

Iª q. 15 a. 3 s. c.

Sed contra, ideae sunt rationes in mente divina existentes, ut per Augustinum patet. Sed omnium quae cognoscit, Deus habet proprias rationes. Ergo omnium quae cognoscit, habet ideam.

Iª q. 15 a. 3 co.

Respondeo dicendum quod, cum ideae a Platone ponerentur principia cognitionis rerum et generationis ipsarum, ad utrumque se habet idea, prout in mente divina ponitur. Et secundum quod est principium factionis rerum, exemplar dici potest, et ad practicam cognitionem pertinet. Secundum autem quod principium cognoscitivum est, proprie dicitur ratio; et potest etiam ad scientiam speculativam pertinere. Secundum ergo quod exemplar est, secundum hoc se habet ad omnia quae a Deo fiunt secundum aliquod tempus. Secundum vero quod principium cognoscitivum est, se habet ad omnia quae cognoscuntur a Deo, etiam si nullo tempore fiant; et ad omnia quae a Deo cognoscuntur secundum propriam rationem, et secundum quod cognoscuntur ab ipso per modum speculationis.

Iª q. 15 a. 3 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod malum cognoscitur a Deo non per propriam rationem, sed per rationem boni. Et ideo malum non habet in Deo ideam, neque secundum quod idea est exemplar, neque secundum quod est ratio.

Iª q. 15 a. 3 ad 2

Ad secundum dicendum quod eorum quae neque sunt neque erunt neque fuerunt, Deus non habet practicam cognitionem, nisi virtute tantum. Unde respectu eorum non est idea in Deo, secundum quod idea significat exemplar, sed solum secundum quod significat rationem.

Iª q. 15 a. 3 ad 3

Ad tertium dicendum quod Plato, secundum quosdam, posuit materiam non creatam, et ideo non posuit ideam esse materiae, sed materiae concausam. Sed quia nos ponimus materiam creatam a Deo, non tamen sine forma, habet quidem materia ideam in Deo, non tamen aliam ab idea compositi. Nam materia secundum se neque esse habet, neque cognoscibilis est.

Iª q. 15 a. 3 ad 4

Ad quartum dicendum quod genera non possunt habere ideam aliam ab idea speciei, secundum quod idea significat exemplar, quia nunquam genus fit nisi in aliqua specie. Similiter etiam est de accidentibus quae inseparabiliter concomitantur subiectum, quia haec simul fiunt cum subiecto. Accidentia autem quae superveniunt subiecto, specialem ideam habent. Artifex enim per formam domus facit omnia accidentia quae a principio concomitantur domum, sed ea quae superveniunt domui iam factae, ut picturae vel aliquid aliud, facit per aliquam aliam formam. Individua vero, secundum Platonem, non habebant aliam ideam quam ideam speciei, tum quia singularia individuantur per materiam, quam ponebat esse increatam, ut quidam dicunt, et concausam ideae; tum quia intentio naturae consistit in speciebus, nec particularia producit, nisi ut in eis species salventur. Sed providentia divina non solum se extendit ad species, sed ad singularia, ut infra dicetur.

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Summe der Theologie

Dritter Artikel. Gottes ldeen beziehen sich auf alle von Gott erkannten Dinge als die eigenen Seinsgründe und die Richtschnur derselben.

a) I. Das muß schon deshalb falsch sein, weil in Gott keine leitende Idee für das übel ist; sonst würde in Gott ein Übel sein. Das übel wird aber von Gott erkannt. Also nicht von allem, was Er erkennt, hat Er eine entsprechende Idee. II. Gott kennt die Dinge, welche weder waren noch sind noch sein werden. Von solchen Dingen giebt es aber keine Idee; wie Dionysius (de div. nom. cap. 4.) sagt: „Die göttlichen Willensdekrete, welche die bestimmenden und bewirkenden Ursachen der Dinge sind, bilden das Exemplar für die geschaffenen Dinge.“ Also von dem, was nicht ist, war und sein wird, was also nicht bestimmt und bewirkt wird, giebt es keine Exemplaridee; und doch kennt Gott dies alles. III. Gott erkennt den Urstoff, von dem als etwas rein Formlosem auch keine Exemplaridee existieren kann. IV. Gott erkennt nicht nur die Gattungen, sondern auch die „Arten“ und die Einzeldinge als solche und ebenso die Eigenschaften und Zustände der Dinge, welche zum Gattungswesen hinzutreten. Von diesem allem aber besteht nach Plato, welcher, wie Augustin (l. c.) sagt, zuerst die Ideen erfunden hat, gar keine besondere Idee. Also erkennt Gott vieles, ohne davon eine eigene Idee zu haben. Auf der anderen Seite aber sind die Ideen in Gott nichts anderes als Gründe für jegliches geschaffene Sein. Jedes geschaffene Sein aber ist von Gott nach einem eigenen Grunde geschaffen, der es trennt vom Übrigen und zu einem besonderen Gliede des Alls macht. Also.hat Gott entsprechende Ideen von allen Dingen, die Er erkennt.

b) Ich antworte, daß Plato Ideen annahm sowohl als Principien, um die Dinge zu erkennen, als auch für die Entstehung der Dinge. Also nach beiden Seiten hin hält sich die Idee; nur daß wir dieselbe als in der göttlichen Vernunft befindlich ansehen. Und zwar gehört sie, insofern sie Princip für das Werden der Dinge ist, der praktischen Kenntnis an; und kann somit als Muster, Exemplar betrachtet werden. Insofern sie aber Erkenntnisprincip ist, muß man sie so recht eigentlich als maßgebenden Seinsgrund betrachten und kann sie so auch zur spekulativen Kenntnis gehören. Als Muster oder Exemplar also steht sie in Beziehung zu allen Dingen, die Gott für irgend eine Zeit wirkt. AIs Erkenntnisprincip steht sie in Beziehung zu allem, was Gott erkennt, mag auch vieles davon niemals in die Wirklichkeit übergehen; und zwar steht sie zu all diesem in Beziehung, soweit es erkannt wird, ein jedes nach seinem eigensten Seinsgrund und als Gegenstand der Spekulation oder bloßer Anschauung. I. Das Übel wird erkannt vermittelst des Guten, dessen es beraubt; denn der Mangel ist sein Seinsgrund. Also durch das, was wegen der Sünde mangelt, wird es erkannt. Deshalb besteht vom Übel keine eigene Idee, weder als Exemplar oder Muster noch als Seingrund. II. Rücksichtlich dessen, was weder ist noch war noch sein wird, hat Gott kein praktisches Wissen; Er weiß nur, daß Er es wirken kann. Nach dieser Seite hin also besteht keine eigene entsprechende Idee, insofern diese Exemplar oder Muster ist, sondern nur insofern sie den Charakter eines Seinsgrundes hat; also nur als Princip des Erkennens, ode genauer des Erkanntseins; nicht des Wirkens. IIl. Plato nahm nach einigen einen ungeschaffenen Ulstoff an; und demgemäß wollte er nicht, daß diesem Urstoffe eine „Idee“ zukäme, gemäß deren erst er Sein empfinge; die „Idee“ war für ihn vielmehr Ursache für das Wirkliche zusammen mit dem Urstoffe. Wir aber nehmen an, daß der Ulstoff von Gott geschaffen ist. Da jedoch der Urstoff, obwohl von sich aus unfähig, sich die Form, um wirklich zu bestehen, selber zu geben, niemals ohne irgend welche Form wirkliches Sein hat, so entspricht ihm ganz die nämliche Idee, welche dem aus Stoff und Form Zusammengesetzten als Richtschnur dient. Denn aus sich heraus hat der Urstoff weder Sein noch Erkennbarkeit. IV. Die „Arten“ können keine andere Idee haben wie die Gattung, gemäß dem daß die Idee als Muster oder Exemplar betrachtet wird. Denn keine „Art“, wie z. B. sinnbegabt, existiert, ohne einer bestimmten Gattung zuzugehören, wie Mensch oder Tier. Von den Eigenschaften und Zuständen, welche die Gattung dem Wesen nach immer begleiten, wie das Vernunft- oder das Willensvermögen den Menschen oder der Umfang die Körper, gilt naturgemäß die gleiche Idee wie vom Subjekte also von der Gattung, zu der sie hinzutreten, denn diese findet sich niemals ohne diese Eigenschaften oder Zustände. Solchen Eigenschaften aber, welche mit der Gattung nicht gegeben sind, sondern bald hinzutreten bald nicht, wie „weiß“ oder „schwarz“ beim Menschen, müssen eigene Ideen entsprechen. So bewirkt auch der Baumeister vermittelst der Form des Hauses all jenes Übrige, was von Anfang an
das Haus begleitet, wie Treppe, Thüre, je nachdem das Haus für etwas bestimmt ist. Was aber noch hinzukommt, wenn das Haus bereits fertig dasteht, wie Gemälde, Standbilder u. dgl., davon besteht eine andere mit dem Hause selber nicht gegebene Idee. Die Einzeldinge als solche aber hatten nach Plato keine andere Idee als leitende Vertreterin ihres Seins wie die Idee der Gattung: einerseits weil das Princip des Einzelseins der Stoff ist, dem nach Plato keine Idee entsprach und der ungeschaffen war oder vielmehr zugleich mit der Idee als Ursache für das Sein der Gattung galt; andererseits, weil die Absicht der Natur auf die Gattung sich richtet, und das Einzelne aus keinem anderen Grunde hervorbringt, als damit vermittelst dessen die Gattungen erhalten würden. Doch die göttliche Vorsehung erstreckt sich nicht nur auf die Gattungen, sondern auch auf die Einzelnwesen; darüber
jedoch unten Kap. 22, Art. 3.

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