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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summa theologiae

Articulus 4

Iª-IIae q. 4 a. 4 arg. 1

Ad quartum sic proceditur. Videtur quod rectitudo voluntatis non requiratur ad beatitudinem. Beatitudo enim essentialiter consistit in operatione intellectus, ut dictum est. Sed ad perfectam intellectus operationem non requiritur rectitudo voluntatis, per quam homines mundi dicuntur, dicit enim Augustinus, in libro Retract., non approbo quod in oratione dixi, Deus qui non nisi mundos verum scire voluisti. Responderi enim potest multos etiam non mundos multa scire vera. Ergo rectitudo voluntatis non requiritur ad beatitudinem.

Iª-IIae q. 4 a. 4 arg. 2

Praeterea, prius non dependet a posteriori. Sed operatio intellectus est prior quam operatio voluntatis. Ergo beatitudo, quae est perfecta operatio intellectus, non dependet a rectitudine voluntatis.

Iª-IIae q. 4 a. 4 arg. 3

Praeterea, quod ordinatur ad aliquid tanquam ad finem, non est necessarium adepto iam fine, sicut navis postquam pervenitur ad portum. Sed rectitudo voluntatis, quae est per virtutem, ordinatur ad beatitudinem tanquam ad finem. Ergo, adepta beatitudine, non est necessaria rectitudo voluntatis.

Iª-IIae q. 4 a. 4 s. c.

Sed contra est quod dicitur Matth. V, beati mundo corde, quoniam ipsi Deum videbunt. Et Heb. XII, pacem sequimini cum omnibus, et sanctimoniam, sine qua nemo videbit Deum.

Iª-IIae q. 4 a. 4 co.

Respondeo dicendum quod rectitudo voluntatis requiritur ad beatitudinem et antecedenter et concomitanter. Antecedenter quidem, quia rectitudo voluntatis est per debitum ordinem ad finem ultimum. Finis autem comparatur ad id quod ordinatur ad finem, sicut forma ad materiam. Unde sicut materia non potest consequi formam, nisi sit debito modo disposita ad ipsam, ita nihil consequitur finem, nisi sit debito modo ordinatum ad ipsum. Et ideo nullus potest ad beatitudinem pervenire, nisi habeat rectitudinem voluntatis. Concomitanter autem, quia, sicut dictum est, beatitudo ultima consistit in visione divinae essentiae, quae est ipsa essentia bonitatis. Et ita voluntas videntis Dei essentiam, ex necessitate amat quidquid amat, sub ordine ad Deum; sicut voluntas non videntis Dei essentiam, ex necessitate amat quidquid amat, sub communi ratione boni quam novit. Et hoc ipsum est quod facit voluntatem rectam. Unde manifestum est quod beatitudo non potest esse sine recta voluntate.

Iª-IIae q. 4 a. 4 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod Augustinus loquitur de cognitione veri quod non est ipsa essentia bonitatis.

Iª-IIae q. 4 a. 4 ad 2

Ad secundum dicendum quod omnis actus voluntatis praeceditur ab aliquo actu intellectus, aliquis tamen actus voluntatis est prior quam aliquis actus intellectus. Voluntas enim tendit in finalem actum intellectus, qui est beatitudo. Et ideo recta inclinatio voluntatis praeexigitur ad beatitudinem, sicut rectus motus sagittae ad percussionem signi.

Iª-IIae q. 4 a. 4 ad 3

Ad tertium dicendum quod non omne quod ordinatur ad finem, cessat adveniente fine, sed id tantum quod se habet in ratione imperfectionis, ut motus. Unde instrumenta motus non sunt necessaria postquam pervenitur ad finem, sed debitus ordo ad finem est necessarius.

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Summe der Theologie

Vierter Artikel. Die Aufrichtigkeit oder Geradheit des Willens gehört zur Seligkeit.

a) Dem steht entgegen: I. Die Seligkeit besteht in der Thätigkeit der Vernunft. Zur vollendeten Thätigkeit der Vernunft aber gehört nicht die Aufrichtigkeit des Willens, auf Grund deren die Menschen als „rein“ bezeichnet werden. Denn Augustin sagt (1. Retr. 4.): „Ich billige das nicht, was ich im Gebete gesagt habe: Gott, der Du gewollt hast, daß nur die Reinen Wahrheit wissen; — denn es kann geantwortet werden, daß viele, die nicht rein sind, ebenfalls manche Wahrheiten wissen.“ Also die Aufrichtigkeit oder Geradheit des Willens ist nicht erfordert zur Seligkeit. II. Das, was früher ist, hängt nicht ab vom Nachfolgenden. Die Wirksamkeit der Vernunft aber ist früher als die des Willens. Also die Seligkeit, welche die vollendete Thätigkeit der Vernunft ist, hängt nicht ab von der Geradheit des Willens. III. Was als zweckdienlich zu etwas Beziehung hat, ist nicht mehr notwendig nach Erreichung des Zweckes; wie das Schiff nicht mehr notwendig ist, nachdem der Hafen erreicht ist. Die Geradheit des Willens aber, sowie sie durch die Tugend geformt wird, hat Beziehung zur Seligkeit, wie das Mittel Beziehung hat zum Zwecke. Also ist sie nach erlangter Seligkeit nicht mehr notwendig. Auf der anderen Seite heißt es bei Matth. 5, 8.: „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott anschauen;“ und Hebr. 12.: „Frieden sollt ihr haben mit allen und Heiligmäßigkeit, ohne welche niemand Gott sehen wird.“

b) Ich antworte, die Aufrichtigkeit und Geradheit des Willens wird zur Seligkeit erfordert als Vorbereitung sowohl wie ebenso als begleitende Folge: Als Vorbereitung; — denn die Aufrichtigkeit des Willens wird hergestellt durch die gebührende Beziehung zum letzten Endzwecke hin; der Zweck steht aber im selben Verhältnisse zum Zweckdienlichen, was nämlich zum Zwecke Beziehung hat, wie eine Form zu ihrem entsprechenden Stoffe. Wie also der Stoff zu seiner Form nicht kommen kann, wenn er nicht gebührendermaßen für dieselbe vorbereitet ist, so erreicht nichts seinen Zweck, wenn es nicht gebührenderweise dazu vorbereitet ist. Letzteres nun geschieht eben durch die Geradheit des Willens. Als begleitende Folge wird die Geradheit des Willens erfordert, weil das göttliche Wesen, der Gegenstand der Anschauung, das Wesen der Güte selber ist und somit der Wille dessen, der Gottes Wesen schaut, mit Notwendigkeit das liebt, was er mit Beziehung auf Gott liebt. Es tritt hier ganz derselbe Fall ein wie im gegenwärtigen Leben bei dem Verlangen nach dem Guten im allgemeinen: Der Mensch liebt das mit Notwendigkeit, was auch immer und soweit er es als den Charakter des Guten tragend erkennt; und dieses selbst ist es, was den Willen zu einem geraden aufrichtigen macht. Also kann die Seligkeit gar nicht bestehen ohne die Aufrichtigkeit und Geradheit des Willens

c) I. Augustinus spricht vom Wahren, insofern es nicht das Wesen der Güte ist. II. Jeder Akt des Willens geht hervor von einem Akte der Vernunft. Ein gewisser bestimmter Willensakt aber im einzelnen ist früher wie ein gewisser bestimmter Akt der Vernunft. Denn der Wille strebt nach dem letzten Endzwecke der Vernunft, nämlich nach der Seligkeit. Und deshalb ist die Geradheit und Aufrichtigkeit des Willens in dem Sinne ein Vorerfordernis für die Seligkeit, wie die gerade Bewegung des Pfeiles ein Vorerfordernis ist für das Treffen des Zeichens. III. Nicht Alles, was zweckdienlich ist, hört auf mit dem Eintreten des letzten Endzweckes; sondern nur was den Charakter des Unvollkommenen hat, wie die Bewegung. Also das, was der Bewegung dient, wird durch das Erreichen des Zweckes überflüssig; die gebührende Beziehung zum Endzwecke aber ist notwendig.

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