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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summe der Theologie

Dritter Artikel. Zukömmlicherweise zählt der Apostel die Früchte auf.

a) Das Gegenteil scheint wahr. Denn: I. Hier, Gal. 5., zählt der Apostel zwölf Früchte auf; und anderswo, Röm. 6., giebt er nur eine Frucht des gegenwärtigen Lebens an: „Ihr habt euere Frucht in der Heiligung;“ und Isai. 27.: „Das ist die ganze Frucht, daß die Sünde entfernt wird.“ II. Die Frucht entsteht aus geistigem Samen. Da stellt aber der Herr selbst Matth. 13. eine dreifache Frucht auf, die dem guten Boden entspringt: „Die dreißigfältige, sechzigfältige, hundertfältige.“ Also giebt es nicht zwölf. III. „Letztes“ und ergötzlich zu sein, ist der Wesenscharakter der Frucht. Dies kommt aber den vom Apostel hergezählten Früchten nicht zu. Denn Langmut und Geduld beziehen sich mehr auf traurige Dinge; der Glaube zudem hat vielmehr den Charakter des Fundamentes, wie des „Letzten“. IV. Auf der anderen Seite sind zu wenige Früchte aufgezählt. Denn alle Seligkeiten sind Früchte. Die fehlen aber hier zum großen Teile.

b) Ich antworte, die Zwölfzahl, unter welcher der Apostel hier die Früchte aufzählt, sei zukömmlich; und entspreche dem Texte der Apokalypse ult. 2.: „Von beiden Seiten des Flusses der Lebensbaum, welcher zwölf Früchte bringt.“ Weil nun die Frucht von jemandem ausgeht wie aus der Wurzel und dem Samen, deshalb müssen wir unterscheiden diese Früchte gemäß dem verschiedenen Vorgehen oder Ausgehen des heiligen Geistes in uns. Zuerst nun wird der menschliche Geist in sich selbst geordnet; sodann mit Bezug auf das, was mit ihm auf gleicher Stufe steht; endlich mit Bezug auf das, was unter ihm ist. In sich selbst ist der Menschengeist gut geordnet, wenn er sich in gebührender Weise verhält im Guten und im Bösen. Die erste Verfassung im Menschen nun rücksichtlich des Guten ist die Liebe; und so steht an erster Stelle in den Früchten die heilige Liebe, caritas, in welcher vorzugsweise der heilige Geist verliehen wird wie in der Ihm entsprechenden Ähnlichkeit, da Er die Liebe ist; weshalb Röm. 5. gesagt wird: „Die heilige Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben worden.“ Der heiligen Liebe folgt mit Notwendigkeit die Freude. Denn der Liebende freut sich über die Verbindung mit dem Geliebten, die heilige Liebe aber hat immer sich gegenwärtig den Gott, den sie liebt, nach 1. Joh. 4.: „Wer in der heiligen Liebe bleibt, der bleibt in Gott.“ Die Vollendung der Freude nun ist der Friede mit Rücksicht auf zweierlei: 1. Mit Rücksicht auf die Ruhe von seiten äußerer Störungen. Denn nicht kann vollkommen über den Geliebten sich freuen, wer in diesem Genusse von anderen gestört wird; und wer zudem sein Herz vollkommen befriedigt an Einem in sich hat, der kann von Anderem her nicht belästigt werden, da er Anderes für nichts hält nach Ps. 118.: „Reicher Friede wohnt in denen, die Dich lieben; für sie besteht kein Ärgernis.“ — 2. Mit Rücksicht auf das auf und niederwogende Verlangen; denn nicht vollkommen freut sich jemand an einem Gute, dem dieses Gut nicht genügt. Das aber schließt der Friede ein, daß man von außen her nicht gestört werde und daß alles Verlangen in einem Gute seine Ruhe Finde. In den Übeln nun verhält sich der Mensch in gebührender Weise: 1. „Wenn er durch drohende Übel nicht verwirrt wird; und dafür steht die Geduld da; — 2. wenn er durch den Aufschub des Guten nicht gestört wird; und dafür ist die Langmut, denn des Guten entbehren ist ein Übel. (5 Ethic. 3.) Gegenüber dem Mitmenschen ist der Geist in guter Verfassung: 1. Mit Rücksicht auf den Willen, Gutes zu thun; und das gehört zur Güte; — 2. mit Rücksicht auf die Ausführung der guten Absicht; und dafür ist das Wohlwollen; — 3. mit Rücksicht darauf, daß man gleichmütig die Übel erträgt, welche von Anderen angethan werden; da steht die Sanftmut, welche die Zornausbrüche verhindert; — 4. mit Rücksicht darauf, daß wir nicht nur nicht durch den Zorn, sondern auch nicht durch Trug und List den Nächsten schaden; und das besorgt der Glaube als Treue“ aufgefaßt; — wird er aber als die theologische Tugend aufgefaßt, so steht er für die Regelung der Beziehungen zu dem, was über uns ist, daß der Mensch seine Vernunft Gott unterwerfe und somit auch Alles, was ihm gehört. Gegenüber dem, was unter ihm ist, steht der Mensch in gutem Verhältnisse: 1. Durch die Bescheidenheit, welche die äußerlichen Thätigkeiten regelt, daß man in allen Worten und Werken Maß halte; — 2. durch die Enthaltsamkeit und Keuschheit, welche die inneren Begierden regelt, insoweit der Keusche sich des Unerlaubten enthält, der Enthaltsame aber des Erlaubten; oder insoweit der Enthaltsame Begierlichkeiten erleidet, aber nicht verführt wird, der Keusche aber sie weder erleidet noch verführt wird.

c) I. Die Heiligung vollzieht sich vermittelst aller Tugenden, durch welche ja auch die Sünden hinweggenommen werden. „Frucht“ also steht hier für die Einheit der „Art“, welche in viele Gattungen zerfällt, gemäß denen von „Früchten“ gesprochen wird. II. Das „Dreißigfältige, Sechzigfältige, Hundertfältige“ bezeichnet die verschiedenen Grade der Vollendung ein und derselben Tugend, wie die eheliche Keuschheit „das Dreißigfältige“, die Keuschheit des Witwenstandes „das Sechzigfältige“, die jungfräuliche Keuschheit „das Hundertfältige“ vorstellt. Drei Grade werden in jeder Tugend angesetzt gemäß dem Beginne, der Mitte und der Vollendung. III. In Traurigem nicht verwirrt werden, das ist an sich selber ergötzlich. Und der Glaube hat ebenso den Charakter des „Letzten“ und Ergötzlichen, obgleich er als Fundament betrachtet wird; weil er nämlich Gewißheit einschließt, so daß die Glosse sagt: „Glaube, d. i. Gewißheit rücksichtlich des Unsichtbaren.“ IV. Augustinus sagt dazu (sup. ep. ad Galat.): „Der Apostel wollte hier nicht lehren, wie viele der Werke des Fleisches sind oder der Früchte des Geistes; sondern zeigen, in welcher Art jene zu vermeiden, diese zu erstreben seien.“ Er hätte also mehrere oder wenigere aufzählen können. Und doch können alle Thätigkeiten der Tugenden und Gaben auf diese zwölf Früchte zurückgeführt werden, je nachdem sie den Menschen regeln in einer von den eben beschriebenen Weisen. Die Weisheit z. B. und dergleichen Gaben, welche zum Guten hinordnen, lassen sich zurückführen auf die Liebe, die Freude und den Frieden. Der Apostel zählte aber diese auf und keine anderen, weil sie vorzugsweise das Genießen des Guten einschließen und die Zurückweisung des Schlechten, was zumal dem Charakter der Frucht entspricht.

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Summa theologiae

Articulus 3

Iª-IIae q. 70 a. 3 arg. 1

Ad tertium sic proceditur. Videtur quod apostolus inconvenienter enumeret, ad Galat. V, duodecim fructus. Alibi enim dicit esse tantum unum fructum praesentis vitae; secundum illud Rom. VI, habetis fructum vestrum in sanctificatione et Isaiae XXVII dicitur, hic est omnis fructus, ut auferatur peccatum. Non ergo ponendi sunt duodecim fructus.

Iª-IIae q. 70 a. 3 arg. 2

Praeterea, fructus est qui ex spirituali semine exoritur, ut dictum est. Sed dominus, Matth. XIII, ponit triplicem terrae bonae fructum ex spirituali semine provenientem, scilicet centesimum, et sexagesimum, et trigesimum. Ergo non sunt ponendi duodecim fructus.

Iª-IIae q. 70 a. 3 arg. 3

Praeterea, fructus habet in sui ratione quod sit ultimum et delectabile. Sed ratio ista non invenitur in omnibus fructibus ab apostolo enumeratis, patientia enim et longanimitas videntur in rebus contristantibus esse; fides autem non habet rationem ultimi, sed magis rationem primi fundamenti. Superflue igitur huiusmodi fructus enumerantur.

Iª-IIae q. 70 a. 3 s. c.

Sed contra, videtur quod insufficienter et diminute enumerentur. Dictum est enim quod omnes beatitudines fructus dici possunt, sed non omnes hic enumerantur. Nihil etiam hic ponitur ad actum sapientiae pertinens, et multarum aliarum virtutum. Ergo videtur quod insufficienter enumerentur fructus.

Iª-IIae q. 70 a. 3 co.

Respondeo dicendum quod numerus duodecim fructuum ab apostolo enumeratorum, conveniens est, et possunt significari per duodecim fructus de quibus dicitur Apoc. ult., ex utraque parte fluminis lignum vitae, afferens fructus duodecim. Quia vero fructus dicitur quod ex aliquo principio procedit sicut ex semine vel radice, attendenda est distinctio horum fructuum secundum diversum processum spiritus sancti in nobis. Qui quidem processus attenditur secundum hoc, ut primo mens hominis in seipsa ordinetur; secundo vero, ordinetur ad ea quae sunt iuxta; tertio vero, ad ea quae sunt infra. Tunc autem bene mens hominis disponitur in seipsa, quando mens hominis bene se habet et in bonis et in malis. Prima autem dispositio mentis humanae ad bonum, est per amorem, qui est prima affectio et omnium affectionum radix, ut supra dictum est. Et ideo inter fructus spiritus primo ponitur caritas; in qua specialiter spiritus sanctus datur, sicut in propria similitudine, cum et ipse sit amor. Unde dicitur Rom. V, caritas Dei diffusa est in cordibus nostris per spiritum sanctum, qui datus est nobis. Ad amorem autem caritatis ex necessitate sequitur gaudium. Omnis enim amans gaudet ex coniunctione amati. Caritas autem semper habet praesentem Deum, quem amat; secundum illud I Ioan. IV, qui manet in caritate, in Deo manet, et Deus in eo. Unde sequela caritatis est gaudium. Perfectio autem gaudii est pax, quantum ad duo. Primo quidem, quantum ad quietem ab exterioribus conturbantibus, non enim potest perfecte gaudere de bono amato, qui in eius fruitione ab aliis perturbatur; et iterum, qui perfecte cor habet in uno pacatum, a nullo alio molestari potest, cum alia quasi nihil reputet; unde dicitur in Psalmo CXVIII, pax multa diligentibus legem tuam, et non est illis scandalum, quia scilicet ab exterioribus non perturbantur, quin Deo fruantur. Secundo, quantum ad sedationem desiderii fluctuantis, non enim perfecte gaudet de aliquo, cui non sufficit id de quo gaudet. Haec autem duo importat pax, scilicet ut neque ab exterioribus perturbemur; et ut desideria nostra conquiescant in uno. Unde post caritatem et gaudium, tertio ponitur pax. In malis autem bene se habet mens quantum ad duo. Primo quidem, ut non perturbetur mens per imminentiam malorum, quod pertinet ad patientiam. Secundo, ut non perturbetur in dilatione bonorum, quod pertinet ad longanimitatem, nam carere bono habet rationem mali, ut dicitur in V Ethic. Ad id autem quod est iuxta hominem, scilicet proximum, bene disponitur mens hominis, primo quidem, quantum ad voluntatem bene faciendi. Et ad hoc pertinet bonitas. Secundo, quantum ad beneficentiae executionem. Et ad hoc pertinet benignitas, dicuntur enim benigni quos bonus ignis amoris fervere facit ad benefaciendum proximis. Tertio, quantum ad hoc quod aequanimiter tolerentur mala ab eis illata. Et ad hoc pertinet mansuetudo, quae cohibet iras. Quarto, quantum ad hoc quod non solum per iram proximis non noceamus, sed etiam neque per fraudem vel per dolum. Et ad hoc pertinet fides, si pro fidelitate sumatur. Sed si sumatur pro fide qua creditur in Deum, sic per hanc ordinatur homo ad id quod est supra se, ut scilicet homo intellectum suum Deo subiiciat, et per consequens omnia quae ipsius sunt. Sed ad id quod infra est, bene disponitur homo, primo quidem, quantum ad exteriores actiones, per modestiam, quae in omnibus dictis et factis modum observat. Quantum ad interiores concupiscentias, per continentiam et castitatem, sive haec duo distinguantur per hoc, quod castitas refrenat hominem ad illicitis, continentia vero etiam a licitis; sive per hoc quod continens patitur concupiscentias sed non deducitur, castus autem neque patitur neque deducitur.

Iª-IIae q. 70 a. 3 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod sanctificatio fit per omnes virtutes per quas etiam peccata tolluntur. Unde fructus ibi singulariter nominatur propter unitatem generis, quod in multas species dividitur, secundum quas dicuntur multi fructus.

Iª-IIae q. 70 a. 3 ad 2

Ad secundum dicendum quod fructus centesimus, sexagesimus et trigesimus non diversificantur secundum diversas species virtuosorum actuum, sed secundum diversos perfectionis gradus etiam unius virtutis. Sicut continentia coniugalis dicitur significari per fructum trigesimum; continentia vidualis per sexagesimum; virginalis autem per centesimum. Et aliis etiam modis sancti distinguunt tres evangelicos fructus secundum tres gradus virtutis. Et ponuntur tres gradus, quia cuiuslibet rei perfectio attenditur secundum principium, medium et finem.

Iª-IIae q. 70 a. 3 ad 3

Ad tertium dicendum quod ipsum quod est in tristitiis non perturbari, rationem delectabilis habet. Et fides etiam si accipiatur prout est fundamentum, habet quandam rationem ultimi et delectabilis, secundum quod continet certitudinem, unde Glossa exponit, fides, idest de invisibilibus certitudo.

Iª-IIae q. 70 a. 3 ad 4

Ad quartum dicendum quod, sicut Augustinus dicit, super epistolam ad Galat., apostolus non hoc ita suscepit, ut doceret quod sunt (vel opera carnis, vel fructus spiritus); sed ut ostenderet in quo genere illa vitanda, illa vero sectanda sint. Unde potuissent vel plures, vel etiam pauciores fructus enumerari. Et tamen omnes donorum et virtutum actus possunt secundum quandam convenientiam ad haec reduci, secundum quod omnes virtutes et dona necesse est quod ordinent mentem aliquo praedictorum modorum. Unde et actus sapientiae, et quorumcumque donorum ordinantium ad bonum, reducuntur ad caritatem, gaudium et pacem. Ideo tamen potius haec quam alia enumeravit, quia hic enumerata magis important vel fruitionem bonorum, vel sedationem malorum; quod videtur ad rationem fructus pertinere.

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