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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 1

Dritter Artikel. Der Glaube kann nichts Falsches enthalten.

a) Das Gegenteil wird dargethan: I. Glaube, Hoffnung und Liebe stehen auf der nämlichen Stufe. Viele aber hoffen, das ewige Leben zu erhalten und werden es nicht erhalten; viele auch werden geliebt als gute, die trotzdem nicht gut sind. Also kann man auch etwas glauben, was nicht der Wahrheit entspricht. II. Abraham glaubte, Christus werde geboren werden, nach Joh. 8.: „Abraham, euer Vater, frohlockte, daß er sehen würde meinen Tag; er sah ihn und freute sich.“ Nach den Zeiten Abrahams aber konnte Gott auch nicht Mensch werden; denn allein kraft seines Willens nahm Er Fleisch an. Also konnte falsch sein das, was Abraham glaubte. III. Der Glaube der Alten war, Christus werde geboren werden; und dieser Glaube dauerte bei vielen bis zur Predigt des Evangeliums. Also war es falsch, dies zu glauben von der Zeit der Geburt Christi an bis zur Predigt des Evangeliums. IV. Wenn die Konsekration in der heiligen Messe nicht richtig war, glaubt jener, der da Christum unter den Gestalten von Brot und Wein anbetet, etwas Falsches; denn es ist nur Brot und Wein gegenwärtig, nicht der Leib und das Blut Christi. Also kann der Glaube etwas Falsches enthalten. Auf der anderen Seite richtet sich keine von den Tugenden, welche die Vernunft vollenden, auf etwas Falsches. Denn das Falsche ist ein Übel für die Vernunft, die Tugend aber geht ihrer Natur nach auf das Gute. Der Glaube nun vervollkommnet die Vernunft. Also kann demselben nichts Falsches innewohnen.

b) Ich antworte, nichts sei in einem Vermögen, in einem Zustande oder in einer Thätigkeit enthalten, außer vermittelst des formalen Grundes im Gegenstande; wie z. B. keine Farbe sichtbar ist für das Auge, außer vermittelst des formalen Grundes für das Sehen, nämlich vermittelst des Lichtes, und wie eine Schlußfolgerung nur gewußt wird vermittelst des Beweisgrundes. Nun ist dieser Formalgrund für den Glauben die erste Wahrheit. Nichts kann also im Glauben enthalten sein, außer insoweit es unter der ersten Wahrheit steht als dem bestimmenden Momente. Unter dieser aber kann nichts Falsches stehen; ebenso wenig wie Sein Nichtsein, das Gute ein Übel sein kann.Der Glaube also kann nichts Falsches enthalten.

c) I. Das Wahre ist wohl das Gut für die Vernunft, nicht aber an sich für den begehrenden Teil. Alle Tugenden, die in der Vernunft ihren Sitz haben, schließen also ganz und gar das Falsche aus; denn zum Wesen der Tugend gehört es, nur auf das Gute sich zu richten. Die Tugenden aber im begehrenden Teile schließen nicht ganz und gar das Falsche aus; denn jemand, der gerecht oder mäßig ist, kann ganz gut eine falsche Meinung haben betreffs dessen, was er thut. Und danach steht der Glaube, der die Vernunft vollendet, nicht auf der gleichen Stufe wie die Hoffnung und die Liebe, welche den Willen vollenden. Und trotzdem kann auch in der Hoffnung nichts Falsches enthalten sein. Denn der da wirklich hofft, meint nicht, er werde gemäß der eigenen natürlichen Kraft das ewige Leben erhalten (das wäre Vermessenheit), sondern gemäß dem Beistande der Gnade. Verharret er nun in dieser Hoffnung, so wird er es erhalten. Ebenso gehört es zur Liebe, Gott zu lieben, in wem auch immer Gott ist. Deshalb kommt es da nicht darauf an, ob in dem, der wegen Gott geliebt wird, nun thatsächlich Gott ist. II. An sich betrachtet war die Menschwerdung nur immer noch möglich und nicht unfehlbar gewiß, auch nach der Zeit Abrahams. Aber nicht in dieser Weise ist sie Gegenstand des Glaubens gewesen, sondern insoweit sie dem Wissen Gottes unterliegt; und so war sie unfehlbar gewiß. III. Zum Glauben gehörte nur, Christus werde zu einer gewissen Zeit geboren werden. Jene Bestimmung der Zeit aber, in welcher der betreffende sich täuschte, war nicht aus dem Glauben, sondern eine Folge menschlicher Berechnung. Darin also konnte Falsches sein. IV. Der Glaube erstreckt sich nicht auf diese bestimmten Brots- und Weingestalten, sondern darauf, daß der Leib und das Blut Jesu gegenwärtig ist, wenn die Konsekration richtig war. Ist Letzteres nicht der Fall, so erstreckt sich damit der Glaube nicht auf etwas Falsches.

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