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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 13

Zweiter Artikel. Die Seele Christi hat keine Allmacht mit Rücksicht auf die Änderung der Kreaturen.

a) Das Gegenteil wird behauptet. Denn: I. Matth. ult. heißt es: „Es ist mir alle Gewalt gegeben im Himmel
und auf Erden,“ worunter nach Gen. 1, 1. alle Kreatur verstanden ist. II. Die Seele Christi ist vollendeter wie jede andere Kreatur. Jede
Kreatur aber wird in Thätigkeit gesetzt von einer anderen, nach Augustin
(3. de Trin. 4.): „Wie die gröberen Körper gemäß einer gewissen Ordnung
von höheren feineren Körpern gelenkt werden, so werden alle Körper geleitet
durch den Geist des Lebens. Der Geist des vernunftlosen Lebens wird
ferner regiert durch den Geist des vernünftigen und der Geist des vernünftigen Lebens, der Gott verlassen hat, der sündige, wird geleitet durch den
guten, frommen, verständigen Geist des Lebens.“ Die Seele Christi aber setzt
durch ihre Erleuchtungen in Bewegung die höchsten Engel, nach Dionysius
(7. de coel. hier.). Also hat die Seele Christi Allmacht mit Rücksicht auf
die Veränderung oder Regierung aller Kreaturen. III. Die Seele Christi hat in vollendetster Weise die Kraft, Wunder
zu wirken. Alle Veränderung in den Kreaturen aber kann unter diese Kraft
fallen. Also hat die Seele Christi Allmacht in der genannten Beziehung. Auf der anderen Seite gehört dem nämlichen es an, die Kreaturen zu ändern oder zu regieren, dem es angehört, dieselben im Sein zu bewahren. Letzteres aber ist Gottes Sache, nach Hebr. 1.: „Der da Allesträgt durch das Wort seiner Kraft.“ Also gehört in genannter Beziehung die Allmacht Gott allein an.

b) Ich antworte; man muß hier eine doppelte Unterscheidung machen. Die erste hält sich von seiten der Kreaturen. Deren Veränderung ist eine dreifache:

a) eine natürliche, welche gemäß der natürlichen Ordnung von der eigens angepaßten Ursache ausgeht;

b) eine wunderthätige, welche über den gewöhnlichen Gang der Natur hinaus von einer übernatürlich wirkenden Ursache ausgeht, wie die Auferstehung der toten;

c) gemäß der dritten ist alles Geschaffene fähig, zu Nichts zu werden. Die zweite Unterscheidung hält sich von seiten der Seele Christi, die

a) betrachtet werden kann in der ihr eigenen Natur und Kraft, sei es gemäß der Natur oder der Gnade; oder

b) insoweit sie das Werkzeug des persönlich mit ihr vereinten göttlichen Wortes ist. Wird nach der ersten Seite hin die Seele Christi berücksichtigt, so hat sie Macht, um jene Wirkungen hervorzubringen, die den Seelen entsprechen; also um den Körper zu regieren, um die eigene Wirksamkeit zu regeln, um von der Fülle ihrer Gnade und Wissenschaft mitzuteilen allen vernünftigen Kreaturen, die ja alle an ihre Fülle nicht hinanreichen, und zu Ähnlichem. Sprechen wir aber von der Seele Christi als dem Werkzeuge des „Wortes“, so hat sie in der Weise eines Werkzeuges Macht für alle wunderthätigen Veränderungen, die dem Zwecke der Menschwerdung dienen können, der da ist, „zu erneuern und wiederherzustellen Alles, was im Himmel und was auf Erden ist.“ In das Nichts aber die Kreaturen fallen lassen, das kann nur Gott allein, wie Er allein auch nur, ohne irgend ein Werkzeug, schafft. Und nach dieser Seite hin bewahrt auch Er allein die Kreaturen im Sein, damit sie nicht zu Nichts werden. Also hat die Seele Christi nicht Allmacht rücksichtlich der Veränderungen in den Kreaturen

c) I. Nach Hieronymus „ist jenem alle Gewalt gegeben worden, welcher kurz vorher gekreuzigt worden, im Grabe gelegen hat und auferstanden ist;“ also Christo als einem Menschen. Dies wird aber gesagt auf Grund der Einigung, kraft deren es gemacht worden ist, daß von einem Menschen ausgesagt würde, Er sei der Allmächtige. Und obgleich vor der Auferstehung dies den Engeln bekannt war, so ward es doch nach der Auferstehung bekannt allen Menschen, wie Remigius sagt. Dann aber wird gesagt, ein Ding geschehe, wenn es bekannt wird. Und deshalb sagt der Herr dies nach der Auferstehung, daß Ihm alle Gewalt gegeben worden sei. II, Nicht jede Veränderung kann in den Kreaturen von anderen
Kreaturen ausgehen, wenn auch immer die eine Kreatur von der anderen
bewegt und der höchste Engel von der Seele Christi aus erleuchtet wird.
Denn manche Veränderungen können nur von Gott ausgehen. Was auch
immer aber für Veränderungen von einer Kreatur ausgehen können, die
können auch ins Werk gesetzt werden durch die Seele Christi als das Werkzeug des Wortes; wenn auch nicht gemäß der dieser Seele eigenen Natur
und Kraft, weil manche derselben der Natur dieser Seele nicht entsprechen,
auch nicht für den Bereich der Gnade. III. Die Wundergabe wird heiligen verliehen, damit durch göttliche
Kraft die Wunder geschehen; nicht durch die den heiligen eigene Kraft.
Und diese Kraft war im höchsten Grade in Christo, so daß Er sie auch
anderen mitteilen tonnte, nach Matth. 10.: „Er gab ihnen (den Aposteln)
die Kraft, Wunder zu wirken.“

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