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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 15

Zweiter Artikel. In Christo war nicht der Stachel des Fleisches, der fomes.

a) Derselbe scheint in Ihm gewesen zu sein. Denn: I. Von dem gleichen Princip, nämlich von der durch die Entziehung der Urgerechtigkeit veranlaßten Leidensfähigleit und Sterblichkeit des Körpers,geht auch der Fleischesstachel aus; d. i. die Unordnung der niederen Kräfte gegenüber der Vernunft. Nun war die Leidensfähigkeit und Sterblichkeit im Körper des Herrn, also auch der fomes. II. Nach Damascenus hatte der göttliche Wille erlaubt, daß in Christo
das Fleisch erleide das, was ihm eigen ist. Eigen aber ist es dem Fleische,
zu begehren nach dem ihm Ergötzlichen, was eben der Fleischesstachel oder
die Begierde ist; und so entspricht derselbe der Natur des Fleisches als Eigenheit und ward somit von Christo angenommen. III. Nach Gal. 5. „begehrt das Fleisch gegen den Geist.“ Je stärker
aber der Geist ist, desto mehr ist er geeignet zu streiten und gekrönt zu
werden, nach 2. Tim. 2.: „Wer rechtmäßig kämpft, wird gekrönt werden.“
Da also der Geist Christi im höchsten Grade stark war, so entsprach es ihm
auch, am meisten und am siegreichsten zu kämpfen und demgemäß gekrönt
zu werden, nach Apok. 6.: „Es ist Ihm die Krone gegeben worden und
Er ging aus, damit Er siege.“ Also hatte Christus im höchsten Grade
den Gegenstand des Kampfes: den Fleischesstachel nämlich. Auf der anderen Seite heißt es Matth. 1.: „Was in ihr geboren ist, das ist vom heiligen Geiste.“ Vom heiligen Geiste aber kommt nicht die Hinneigung zur Sünde, d. i. der fomes oder Fleischesstachel; und somit hatte Christus ihn nicht.

b) Ich antworte, Christus habe im vollendetsten Grade die Gnade und die Tugenden gehabt. Die moralische Tugend nun macht das sinnliche Begehren, mag sie im vernünftigen oder vernunftlosen Teile sein, Unterthan der Vernunft. Der Fleischesstachel aber besteht darin, daß eine Hinneigung des Begehrens gegen die Vernunft da ist. Da also in Christo die moralische Tugend in höchster Vollendung sich fand, so bestand in Ihm der fomes gar nicht; zumal ja dieser Mangel nicht hinbezogen werden kann auf die Genugthuung für die Sünden, sondern vielmehr hinneigt zu dem, was der Genugthuung entgegensteht.

c) I. Die niederen sinnlichen Begehrkräfte sind von Natur dazu geeignet, der Vernunft zu folgen; nicht aber die rein körperlichen Kräfte oder die humores oder die Pflanzenseele (1 Ethic. ult.). Daher schließt die Vollendung der Tugend in der Seele nicht aus die Leidensfähigkeit im rein körperlichen Teile; aber sie schließt aus den Wesenscharakter des Fleischesstachels, der besteht im Widerstreben des sinnlichen Begehrens gegen die Vernunft, also gegen die Tugend. II. Das Fleisch begehrt von Natur nach dem ihm Ergötzlichen. Das
Fleisch im Menschen begehrt danach gemäß der Regel der Vernunft. Demgemäß begehrte in Christo die Natur nach Speise, Schlaf etc.; aber soweit
dies gemäß der Richtschnur der Vernunft war. Das Fleisch gemäß dem
fomes begehrt aber absehend von der Vernunft. III. Die Stärke des Geistes zeigt sich nicht nur in etwa, sondern
im höchsten Grade, wenn kraft deren das Fleisch gar nicht aufkommen kann,
um gegen den Geist zu begehren. Das also kam Christo zu; der allerdings
keine inneren Kämpfe hatte gegen den inneren Feind, aber um so mehr
gegen Teufel und Welt, die äußeren Feinde, und auf Grund des Sieges
über diese gekrönt wurde.

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