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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 31

Fünfter Artikel. Aus dem reinsten Blute der Jungfrau ward der Leib Christi geformt.

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Fleisch nahm der Herr an aus Maria. Fleisch aber und Blut ist
nicht dasselbe. II. Wie das Weib durch ein Wunder aus dem Manne geformt worden, so ist Christus wunderbarerweise aus dem Weibe geformt worden.
Nun heißt es vom Weibe (Gen. 2, 23.): „Dies nun ist Bein von meinem
Bein und Fleisch von meinem Fleisch.“ Also ist Christus nicht aus dem
Blute geformt worden. III. Christi Leib war der Gattung nach ähnlich dem unsrigen. Unser
Leib aber wird nicht rein aus Blut geformt, sondern aus dem Samen und
dem Blute des monatlichen Flusses. Auf der anderen Seite sagt Damascenus (3. de orth. fide 2.): „Der Sohn Gottes erbaute sich aus dem keuschesten und reinsten Blute der Jungfrau seinen Leib, den Er mit einer vernünftigen Seele belebte.“

b) Ich antworte, gemäß der Natur sei Christus geboren aus einem Weibe; über die Natur hinaus ist Er geboren aus einer Jungfrau. Nun verhält sich dies mit der natürlichen Erzeugung eines sinnbegabten Wesens so, daß das Weibliche den Stoff bietet, das Männliche als aktiv wirksames Princip dasteht (1. de Gener. animalium c. 19.). Ein Weib nun, welches aus dem Manne empfängt, ist keine Jungfrau. Das aktiv wirksame Princip also in der Empfängnis Christi war die übernatürliche göttliche Kraft; den Stoff aber bot gemäß der Natur, gleichförmig mit den anderen Frauen, die seligste Jungfrau. Nun ist dieser Stoff (l. c.) das Blut der Frau; freilich nicht irgend welch beliebiges, sondern jenes, welches vermittelst einer weiteren Verdauung durch die zeugende Kraft der Mutter geeignet geworden ist, Stoff für die Empfängnis zu sein. Aus solchem Stoffe also ward der Leib Christi geformt.

c) I. Da die seligste Jungfrau der gleichen Natur war wie die übrigen Frauen, so hatte sie Bein und Fleisch wie diese. Nun sind die Knochen und das Fleisch in den anderen Frauen Teile im thatsächlichen Bestände des Körpers, so daß dadurch der Körper ein vollständiger wird. Und sonach können sie ohne Schaden für den Körper nicht entfernt oder vermindert werden. Christus also, der gekommen war, um allen Schaden wieder gut zu machen und jegliches Verderben zu heilen, durfte der Mutter bei seinem Kommen keinen Schaden zufügen; sie mußte unversehrt bleiben. Deshalb durfte der Leib Christi nicht aus dem Fleische oder den Knochen der Jungfrau geformt werden; sondern vom Blute, das noch nicht thatsächlich ein vollendeter Teil des Körpers ist, vielmehr das Vermögen hat, ein jeder Teil zu werden je nach dem Bedürfnisse des Ganzen. Deshalb wird gesagt, Christus habe Fleisch angenommen aus der Jungfrau; nicht als ob dies thatsächlich bestehendes Fleisch gewesen wäre, was Er der Jungfrau entnommen hat, sondern weil das Blut dem Vermögen nach Fleisch ist und somit es Fleisch werden kann. II. Adam, als Princip der Menschnatur durch Zeugung und Fortpflanzung, hatte in seinem Körper etwas von Fleisch und Bein, was nicht zur perjönlichen Vervollständigung, zur Vollständigkeit seiner Person gehörte, sondern ihm als dem ersten Menschen nur, dem Princip der Fortpflanzung, innewohnte; — und davon ist ohne Schaden für den Mann die Frau gebildet worden. Nichts Solches aber war in Maria; so daß daraus der Körper Christi ohne Schaden für die Vollständigkeit des körperlichen Bestandes Marias hätte geformt werden können. III. Der Samen der Frau ist nicht geeignet für die Zeugung; sondern etwas Unvollkommenes in der Seinsart des Samens. Dies also konnte nicht zur Vollkommenheit des Samens gelangen wegen der Unfertigkeit des weiblichen Samens. Solcher Same aber ist kein für das Empfangen notwendiger Stoff (I. c.). Sonach war er nicht im Leibe Christi; zumal da er, obgleich unfertig in der Seinsart des Samens, immerhin mit einer gewissen Begierlichkeit sich auflöst wie auch der männliche Samen, und in jenem jungfräulichen Empfangen Begierlichteit nicht sich finden konnte. Deshalb sagt Damascenus (3. de orth. fide 2.; 4, 15.), der Leib Christi sei nicht aus Samen empfangen worden. Das Blut des monatlichen Flusses aber hat eine gewisse natürliche Unreinheit des Faulgewordenseins; gerade so wie die übrigen unbrauchbaren Stoffe, welche die Natur ausscheidet, weil sie deren nicht bedarf. Aus solchem verdorbenen Blute nun, was von der Natur verschmäht wird, nimmt nicht die empfangene Frucht ihre Form; sondern dazu dient jenes durch die zeugende Kraft verdaute, gereinigte Blut, welches dadurch eben zum Empfangen geeignet ist, weil es reiner und vollkommener ist wie das andere Blut. Dieses Blut aber hat trotzdem die Unreinheit der Begierlichkeit insoweit an sich, als durch das geschlechtliche Zusammenleben selber von Mann und Frau solches Blut zu dem für die Zeugung passenden Ort hingezogen wird. Dies nun fand bei Christi Empfängnis nicht statt, weil durch das Einwirken des heiligen Geistes derartiges Blut geeinigt worden ist und geformt für die Frucht. Und deshalb heißt es, der Leib Jesu sei geformt aus dem überaus keuschen und reinen Blute der Jungfrau.

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