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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 44

Erster Artikel. Die Wunder, welche Christus mit Rücksicht auf die geistigen Substanzen wirkte.

a) Dieselben waren nicht zukömmlich. Denn: I. Die heiligen Engel, „durch die regiert wird der sündige reine Geist,
der von Gott abgefallen ist“ (Aug. 3. de Trin. 4.), stehen voran den Teufeln.
Also hätte Christus zumal mit Rücksicht auf sie Wunder wirken sollen. II. Die Wunder Christi sollten die Gottheit desselben offenbaren
Nicht aber den Teufeln sollte sie offenbar gemacht werden; denn dadurch
wäre gehindert worden das Geheimnis des bitteren Leidens, nach 1. Kor. 2.: „Wenn die Fürsten dieser Zeit es gewußt hätten, würden sie nie den Herrn
gekreuzigt haben.“ III. Die Wunder Christi hatten zum Zwecke die Ehre Gottes, wie
Matth. 9, 8. es heißt: „Sie hatten Furcht und gaben Gott die Ehre, der
solche Gewalt gegeben hat den Menschen.“ Den Teufeln aber gehört es
nicht zu, Gott die Ehre zu geben; denn „nicht ist herrlich das Lob im
Munde des Sünders“ (Ekkli. 15.), und nach Mark. 1. und Luk. 4. ließen
die Teufel das zum Lobe Gottes Gehörige nicht sprechen. Also hätten mit
Rücksicht auf die Teufel keine Wunder vom Herrn gewirkt werden sollen. IV. Die von Christo gewirkten Wunder sollen den Menschen zum Heile gereichen. Viele Teufel aber, die der Herr austrieb, thaten Schaden dem betreffenden Menschen 1. am eigenen Leibe, nach Mark. 9., wo der Teufel laut schreiend und den Menschen zerreißend abging und ihn wie tot liegen ließ; und 2. am Besitze, wie nach Matth. 8. die Teufel in die Schweine fuhren und diese ins Meer stürzten, so daß die Bewohner den Herrn baten, Er möge sie und ihr Gebiet verlassen. Also hätte Er das Wunderwirken nach dieser Seite hin besser unterlassen. Auf der anderen Seite war dies gerade vorhergesagt worden: „Den unreinen Geist will ich hinwegnehmen von der Erde“ (Zach. 13.).

b) Ich antworte, die Wunder Christi seien eben so viele Beweisgründe gewesen für die Wahrheit des Glaubens, den Er lehrte. Nun sollte durch göttliche Kraft die Gewalt der Dämonen über jene, die an Ihn glauben würden, gebrochen werden, nach Joh. 12.: „Der Fürst dieser Welt wird hinausgeworfen werden.“ Und also war es zukömmlich, daß der Herr unter anderen Wundern auch die besessenen vom Teufel befreite.

c) I. Wie die Menschen aus der Gewalt des Teufels zu befreien waren, so waren sie durch Christum in die Gesellschaft der Engel aufzunehmen, nach Koloss. 1.: „Mit Frieden durchdringend kraft des Blutes des Kreuzes Christi, was im Himmel und was auf Erden ist.“ Dazu genügte also als Zeichen, daß die Engel den Menschen erschienen, wie z. B. bei der Geburt, der Auferstehung, der Himmelfahrt Christi; ein anderes Wunder war da nicht zukömmlich. II. Nach 9. de civ. Dei 21. „ward Christus den Teufeln so viel
offenbar als Er wollte; und Er wollte, so viel dies erforderlich war; —
nicht aber ward Er ihnen offenbar wie den heiligen Engeln als Gegenstand
des seligen Schauens, sondern vermittelst einiger zeitlicher Wirkungen seiner
Kraft.“ Und so meinten sie denn z. B., als sie Ihn hungern sahen, Er
sei nicht der Sohn Gottes. Nachher aber, als Er Wunder that, schöpften
sie etwaigen Verdacht, es sei der Sohn Gottes, so daß zu Mark. 1. (scio quod sis sanctus Dei) Chrysostomus sagt: „Der Teufel hatte keine feste und
zuverlässige Kenntnis von der Ankunft Gottes; er wußte aber, daß Christus
im Gesetze versprochen war und deshalb heißt es Luk. 4.: Sie wußten,
Er sei Christus.“ Daß sie jedoch Ihn als Sohn Gottes bekannten, war
mehr Mutmaßung wie Sicherheit. Deshalb bemerkt Beda zu Luk. 14.
„Sie wußten, Er sei Christus. Da aber der Teufel Ihn vom Fasten geschwächt und ermüdet sah, meinte er, Christus sei doch ein bloßer Mensch.
Da er jedoch Ihn in der Versuchung nicht überwinden konnte, zweifelte er
wieder, ob es nicht trotzdem der Sohn Gottes sei. Und als nun Christus
gar Wunder wirkte, wuchs sein Mutmaßen beinahe zur zuverlässigen Gewißheit, daß es der Sohn Gottes sei. Er ließ Ihn also von den Juden gekreuzigt werden; nicht als ob er nicht gemeint hätte, es sei der Sohn
Gottes, sondern weil er nicht vorhersah, wie er selber durch diesen Tod
seine Gewalt verlieren solle. Von diesem Geheimnisse spricht der Apostel
(1. Kor. 2.): „Niemand unter den Fürsten dieser Zeit hat es gekannt; denn würden sie es gekannt haben, so hätten sie nie den Herrn der Herrlichkeit
gekreuzigt.“ III. Die Wunder gegenüber den Dämonen wirkte der Herr zu unserem Nutzen, nicht zu dem des Teufels. Deshalb verbot Er dem Teufel,
ihn zu verherrlichen und zu bekennen: 1. wegen des Beispiels: „Er
zügelte die Rede des Teufels, obgleich dieser Wahres sagte, damit Er unsdaran gewöhne, wir sollten auf solche Reden nicht achten, wenn sie auch wahr wären; denn Bosheit ist es, vom Teufel belehrt werden zu wollen, da uns doch die heilige Schrift zur Hand ist“ (Athan. in ep. de syn. Arim.); und zudem ist es gefährlich, weil die Dämonen gewöhnlich mit Wahrem Lügenhaftes vermischen; — 2. „damit sich die Dämonen nicht die Ehre der Apostel anmaßten; und es nicht der Würde Christi zukam, von schmutzigen Zungen anerkannt zu werden“ (Chrysost.); — 3. weil er, wie Beda sagt (l. c.), „nicht die Eifersucht der Juden entstammen wollte. Deshalb verbietet Er auch den Aposteln, von Ihm zu sprechen, damit nicht, wenn seine göttliche Majestät in dieser Weise gepriesen würde, das Geheimnis des Leidens Aufschub erlitte.“ IV. Christus hatte besonders das Heil der Seelen bei seinen Wundern vor Augen. Deshalb sagt Chrysostomus (hom. 29. in Matth.): „Christus ließ die Teufel in die Schweine fahren, nicht etwa auf das Verlangen der Teufel hin; sondern 1. damit Er die Menschen belehre, wie viel und wie großes Verderben sie den Menschen bereiten; 2. damit alle lernten, daß die Teufel ohne seine Erlaubnis nicht einmal gegen Schweine etwas thun können; 3. damit Er darthue, wie sie schwereren Schaden jenen Menschen gethan hätten als den Schweinen, wenn die göttliche Vorsehung sie nicht gehindert haben würde.“ Aus denselben Gründen gestattete Er, daß jener gequälte von der Besessenheit geheilte Mensch einen Augenblick lang schwerer vom Teufel beschädigt wurde; von welchem Schaden Er ihn jedoch bald befreite. „Oft nämlich,“ sagt diesbezüglich Gregor der Große (hom. 2. in Evgl.), „wenn wir uns, nachdem wir gesündigt, zu Gott bekehren wollen, werden wir schärfer und wie mit neuen Waffen vom Teufel verfolgt; — damit er uns Haß gegen die Tugend einflöße oder sich räche, weil man ihn fortgejagt hat.“ Der geheilte Mensch nämlich ist geworden wie ein gestorbener (Hieron. ad huc loc.); zu solchen geheilten sagt Paulus (Koloss. 3.): „Ihr seid tot und euer Leben ist mit Christo verborgen in Gott.“

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