5.
Das eben Gesagte scheint eine unnütze Bemerkung zu sein, da wir ja ohnehin wissen, daß uns Gott allzeit gegenwärtig ist und uns hört. Dies ist unzweifelhaft wahr. Aber hier will dieser unser höchster Gebieter und Herr, wir sollen innewerden, daß er uns hört, und erkennen, was seine Gegenwart tut, sowie auch, daß er anfangen will, auf besondere Weise in der Seele zu wirken. Dies ist zu entnehmen aus der großen inneren und äußeren Befriedigung, die Gott der Seele gewährt, und aus dem Unterschiede, der, wie gesagt, zwischen dieser Wonne und den irdischen Freuden besteht. Scheint es doch, daß hier die Leere wieder ausgefüllt werde, die durch unsere Sünden in der Seele entstanden ist. Tief in ihrem Innersten fühlt die Seele diese Befriedigung, ohne zu wissen, woher oder wie sie gekommen ist. Oftmals weiß sie auch nicht, was sie tun oder wünschen oder um was sie noch bitten soll. Es scheint ihr, sie habe alles Gute samt und sonders gefunden, und doch kann sie nicht sagen, was sie gefunden. Ich selbst weiß es nicht verständlich zu machen; denn dazu bedürfte ich der Wissenschaft der Gelehrten. Da viele es nicht wissen, so wäre es hier gut, zu erklären, was der allgemeine und was der besondere Gnadenbeistand ist, und wie der Herr will, hat die Seele auf dieser Gebetsstufe den besonderen Gnadenbeistand gleichsam mit Augen sehe. Zu dieser Erklärung aber mangelt mir die erforderliche Wissenschaft, und dasselbe muß ich in betreff vieler anderer Dinge bekennen, die ich eben deshalb vielleicht unrichtig erkläre. Glücklicherweise darf ich außer Sorge sein, da diese Schrift Männern zu Gesicht kommt, die, wenn wirklich etwas Irriges darin enthalten ist, es entdecken werden. Ich weiß ja, daß ich sowohl der Wissenschaft dieser Männer als auch ihren Erfahrungen in geistlichen Dingen vertrauen kann, und darum zweiste ich nicht, daß sie vorkommende Unrichtigkeiten erkennen und ausstreichen werden.