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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Fünfzehntes Hauptstück

6.

Zur Zeit des Ruhegebetes hat nun die Seele nichts anderes zu tun, als sich in stiller Hingabe und ohne Geräusch zu verhalten. Geräusch nenne ich hier, wenn man mit dem Verstande viele Erwägungen anstellt und nach vielen Worten sucht, um für diese Wohltat zu danken; aber wenn man seine Sünden und Fehler zusammenhäuft, um sich seine Unwürdigkeit zu Gemüte zu führen. Das alles regt sich hier. Der Verstand stellt es der Seele vor, und das Gedächtnis ist beständig damit beschäftigt. Diese Seelenkräfte ermüden mich in Wahrheit zu Zeiten gar sehr; und so schwach auch mein Gedächtnis ist, so kann ich es doch nicht bezwingen. Da soll aber der Wille, der ruhig ist und weise, begreifen, daß es nicht gut ist, sich der Kraft der Arme zu bedienen, um mit Gott zu verkehren, und daß diese nur großen Holzscheiten gleichen, die, unklugerweise auf das Fünklein geworfen, es ersticken. Das erkenne der Wille und in Demut spreche er, tief durchdrungen von der Erkenntnis, daß seine Worte Wahrheit sind: »Herr! Was kann ich hier tun? Welches Verhältnis besteht zwischen dem Diener und dem Herrn, zwischen der Erde und dem Himmel?« Oder andere, Liebe atmende Worte, die sich ihm hier darbieten; auf den Verstand aber, der doch nur ein lästiger Narr ist, achte er nicht. Oft nämlich wird man sehen, daß der Wille mit Gott vereinigt und ruhig ist, der Verstand dagegen sehr umherschweift. Wollte hier der Wille den Verstand seines Genusses teilhaftig machen oder sich bemühen, ihn zu sammeln, so würde er nichts ausrichten; darum ist es besser, er läßt ihn gehen, als daß er ihm nachgebe. Es verbleibe also der Wille, der klugen Biene gleich, in seiner Zurückgezogenheit und genieße der ihm verliehenen Gnade. Würde keine von den Bienen in den Korb gehen, sondern immer eine der anderen nachfliegen, so stünde es mit der Honigbereitung schlecht. Ebenso würde auch die Seele viel verlieren, falls sie sich in dieser Hinsicht nicht klug verhielte, besonders wenn sie einen scharfen Verstand hat; denn sobald dieser einmal anfängt, Gespräche zu ordnen und Worte zu suchen, so wird er, falls ein dies nur ein wenig gelingt, gleich meinen, er tue etwas Großes.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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