1.
Sprechen wir jetzt von der dritten Art, den Garten zu bewässern, die darin besteht, daß man das Wasser aus einem Flusse oder aus einer Quelle hineinleitet. Diese Art ist weit weniger mühsam als die vorhergehenden, wenn auch das Leiten des Wassers in den Garten immerhin einige Arbeit macht. Der Herr will hier dem Gärtner in einer Weise helfen, daß er gewissermaßen selbst der Gärtner ist und selbst alles tut. Die Seelenkräfte befinden sich in einem Zustande des Schlafes, wobei sie sich zwar nicht ganz verlieren, aber auch nicht begreifen, wie sie wirken. Das Vergnügen, die Süßigkeit und die Wonne ist hier unvergleichlich größer als bei der vorigen Gebetsstufe. Es ist, als ob der Seele das Wasser der Gnade bis an die Kehle reiche, so daß sie weder vor noch rückwärts gehen kann und nicht weiß, wie sie es imstande wäre. Sie möchte nur die überaus große Herrlichkeit genießen, die ihr hier zuteil wird. Es ist ihr wie einem Sterbenden, der schon die Kerze in der Hand hält und dem wenig mehr fehlt, des ersehnten Todes zu sterben. In dieser Todesart genießt sie eine größere Wonne, als man es aussprechen kann; denn nichts anderes scheint mir dieser Zustand zu sein als ein gänzliches Absterben für alle Dinge dieser Welt und ein gleichzeitiger Genuß Gottes. Ich kann dies nicht mit anderen Worten ausdrücken und erklären. Die Seele weiß alsdann auch nicht, was sie tun soll; sie weiß nicht, ob sie sprechen oder schweigen, lachen oder weinen soll. Es ist dies eine glorreiche Verrücktheit, eine himmlische Torheit, in der man die wahre Weisheit erlernt; es ist dies für die Seele ein überaus wonnevoller Genuß.