• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Drittes Hauptstück

6.

Drei Monate dauerte der Kampf, den ich in meinem Innern zu bestehen hatte. In diesem Kampfe ermunterte ich mich durch die Betrachtung, daß die Beschwerden und die Pein, die ich als Nonne auszustehen haben würde, ja doch nicht größer sein könnten als die Pein des Fegfeuers, indes ich mit Recht schon die Hölle verdient hätte; darum, so dachte ich mir, wäre es gewiß nicht zu viel, wenn ich jetzt wie im Fegfeuer lebte, um dann, wie ich ja wünschte, geraden Wegs in den Himmel einzugehen. Jedoch scheint mich bei dieser Anregung zum Eintritt in den Ordensstand mehr knechtische Furcht als Liebe geleitet zu haben. Der böse Feind dagegen gab mir ein, ich würde, weil so sehr an Wohlstand und Bequemlichkeit gewöhnt, die Beschwerlichkeiten des Ordensstandes nicht ertragen können. Dieser Einflüsterung stellte ich die Leiden entgegen, die Christus erduldet, indem ich mir dachte, es wäre nicht zu viel, wenn auch ich aus Liebe zu ihm etwas leiden würde. Er selbst, mochte ich mir auch gedacht haben, werde mir alle Beschwerden tragen helfen; doch kann ich mich des letzteren nicht mehr erinnern. Zu den vielen Anfechtungen in jenen Tagen kamen auch noch häufig Fieberanfälle, die mit schweren Ohnmachten verbunden waren; denn ich hatte von jeher eine sehr schwächliche Gesundheit. Ich gewann nun Vorliebe zu guten Büchern, und dadurch erhielt ich Mut und Kraft. Insbesondere waren es die Briefe des hl. Hieronymus, die mich in einer Weise ermutigten, daß ich mich entschied, den von mir gefaßten Entschluß meinem Vater mitzuteilen. Dies war bei mir fast ebensoviel, als wenn ich schon das Ordenskleid angenommen hätte; denn ich hielt so sehr auf meine Ehre, daß ich meines Erachtens eine Erklärung, die ich einmal abgegeben, um keinen Preis mehr zurückgenommen haben würde. Mein Vater aber liebte mich so sehr, daß ich auf keine Weise seine Einwilligung erhalten konnte, und auch die Bitten anderer, die ich um Vermittlung ansprach, halfen nichts. Nur das eine war von ihm zu erreichen, daß er sagte, ich könnte nach seinem Tode tun, was ich wollte. Weil ich jedoch mir selbst nicht viel zutraute und meiner Schwachheit wegen fürchtete, ich möchte wieder zurückgehen, so hielt ich einen solchen Aufschub nicht für ratsam. Ich suchte darum auf andere Weise mein Ziel zu erreichen, wie ich es im folgenden erzählen werde.

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (325.38 kB)
  • epubEPUB (315.38 kB)
  • pdfPDF (1.12 MB)
  • rtfRTF (949.24 kB)
Übersetzungen dieses Werks
Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung