4.
In solcher Angst brachte ich einige Zeit zu. Endlich nach hartem Kampfe und nach Ablegung aller Besorgnisse entschloß ich mich, mit einem im geistlichen Leben erfahrenen Manne mich zu besprechen und ihn zu fragen, welche Bewandtnis es mit meinem Gebete habe, und bat ihn, mir die Augen zu öffnen, wenn ich im Irrtum sein sollte; denn ich war jetzt bereit, alles zu tun, was in meinen Kräften stünde, um ja Gott nicht zu beleidigen. Was mich zuvor (in dieser Beziehung) so furchtsam gemacht hatte, war, wie gesagt, der Mangel an Stärke, den ich in mir fühlte. O Gott, welch große Täuschung war es doch, daß ich mich, um gut sein zu wollen, vom Guten fernhielt! Der Teufel muß einer Seele, die den Tugendweg zu wandeln beginnt, gewaltig zusetzen, damit sie ja den Freunden Gottes sich nicht mitteile, da ich mich so schwer dazu entschließen konnte. Er weiß eben, daß darauf alle Wohlfahrt der Seele sich gründet; darum zauderte ich so sehr, bis ich zu einem festen Entschluß kam. So wie damals, als ich das innerliche Gebet unterließ, wollte ich auch jetzt erst warten, bis ich mich gebessert hätte. Vielleicht aber wäre dies gar niemals geschehen; denn ich war an gewisse kleine Fehler so sehr gewöhnt, daß ich sie nicht einmal als solche recht erkannte und darum zu meiner Besserung notwendig der Hilfe anderer bedurfte. Gepriesen sei der Herr, denn im Grunde war doch er es, der als der erste seine Hand mir reichte!