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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Dreiundzwanzigstes Hauptstück

8.

Einige seiner Verwandten waren mit Verwandten von mir verheiratet; auch stand er mit einem anderen frommen Diener Gottes, der mit einer Base von mir verheiratet war, in häufigem Verkehre. Durch diese Verwandten bemühte ich mich um seine Vermittelung bei jenem Priester, der mit ihm innig befreundet und ein ebenso großer Diener Gottes war wie er, damit dieser zu mir komme und ich mit ihm sprechen könne. Ich gedachte ihn zu meinem Beichtvater und geistlichen Führer zu wählen. Als nun der Edelmann ihn zu mir brachte, war ich voll Beschämung, mich in der Gegenwart eines so heiligen Mannes zu sehen. Ich erzählte ihm, wie es mit meiner Seele und mit meinem Gebete stehe. Er hörte mich an, aber mein Beichtvater wollte er nicht werden, weil er, wie er sagte, zu sehr mit anderen Geschäften überladen sei, was auch wirklich der Fall war. Da er mich, wie er es meinem Gebete nach mit Recht voraussehen mußte, für eine starke Seele hielt, verlangte er mit heiliger Entschiedenheit von mir, daß ich Gott in keiner Weise beleidige. Weil ich aber nicht die Kraft in mir fühlte, dieser Forderung so auf einmal auch in kleinen Dingen mit so großer Vollkommenheit zu entsprechen, betrübte ich mich sehr. Wie ich sah, hielt er die Angelegenheit meiner Seele für eine Sache, die mit einem Male abgetan werden könnte, indes ich doch fühlte, daß sie eines weit längeren Heilverfahrens bedürfe. Kurz, ich sah ein, daß die Mittel, die er mir angab, nicht die rechten waren, durch die mir geholfen werden konnte. Sie waren für eine vollkommenere Seele berechnet; ich aber stand bezüglich der Übung der Tugenden und der Abtötung noch am Anfang, wenn ich auch den von Gott empfangenen Gnaden nach vorangeschritten war. Fürwahr, ich glaube, meiner Seele wäre nicht Heil geworden, hätte ich mich mit keinem anderen beraten können; denn die Traurigkeit, die ich darüber empfand, daß ich nicht tat und nicht tun zu können glaubte, was jener mir sagte, hätte genügt, mir alle Hoffnung zu benehmen und mich dahin zu bringen, daß ich endlich alles aufgegeben hätte. Ich wundere mich zuweilen darüber, wie dieser Priester, der doch sonst eine besondere Gabe hat, die Seelen zu Gott zu führen, die meinige nicht verstand und sich mit ihrer Leitung nicht befassen mochte. Aber ich sehe ein, daß dies alles zu meinem Besten war, damit ich nämlich so heilige Männer, wie die Väter der Gesellschaft Jesu sind, kennenlernen und mit ihnen verkehren sollte.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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