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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Siebenundzwanzigstes Hauptstück

4.

Sogleich, aber schweren Herzens, begab ich mich zu meinem Beichtvater, ihm diese Vision mitzuteilen. Er fragte mich, in welcher Gestalt ich Christum sehe? Ich antwortete, daß ich ihn nicht sehe. Darauf fragte er wieder, wie ich denn wisse, daß es Christus sei? Ich antwortete, daß ich das »Wie« selbst nicht wisse; aber ich könne nicht umhin, wahrzunehmen, daß er neben mir weile, ich sehe und erkenne es klar; auch sei die Sammlung der Seele im Gebete der Ruhe weit inniger und andauernder, die Wirkungen seien ganz andere als die gewöhnlichen, und dies alles sei mir ganz klar. Ich konnte mich nur durch Gleichnisse ausdrücken, um mich verständlich zu machen; aber für diese Art von Visionen scheint mir keines recht zu passen. Sie gehört zu den erhabensten, die es gibt, wie mir später ein heiliger, im geistlichen Leben sehr erfahrener Mann, Bruder Petrus de Alcántara mit Namen, sagte, von dem ich noch ausführlicher erzählen werde; auch andere hochgelehrte Männer behaupteten dasselbe. Nach ihnen ist es unter allen Arten von Visionen gerade diese, in die sich der böse Feind am allerwenigsten einmischen könne. Wir Frauenspersonen, die wir so wenig verstehen, finden keine Ausdrücke, um uns darüber aussprechen zu können; die Gelehrten werden dies besser zu erklären wissen. Sage ich, ich sehe Christum weder mit den Augen des Leibes noch der Seele, eben weil es keine (körperliche, noch auch eine) einbildliche Vision ist: wie kann ist dann, und zwar weit klarer, als wenn ich ihn sähe, erkennen und auf der Behauptung bestehen, daß er neben mir sei? Denn ob es auch scheinen möchte, es sei hier ebenso, wie wenn jemand, der blind oder im Finstern ist und also nichts sieht, einen anderen neben sich bemerkt, so paßt dieses Gleichnis doch nicht recht. Es hat wohl eine Ähnlichkeit damit, aber nicht viel; denn dort hat man das Zeugnis der Sinne; man hört den anderen reden oder sich bewegen, oder tastet ihn an; hier aber kommt nichts solches vor. Auch merkt man keine Finsternis, sondern der Herr stellt sich der Seele in einer Wahrnehmung dar, die weit klarer ist als die Sonne. Ich sage nicht, daß man Sonnenlicht oder eine andere Klarheit sieht; es ist aber ein Licht, das den Verstand, ohne daß man Licht sieht, erleuchtet, auf daß die Seele ein so großes Gut genieße. Eine solche Gnade bringt große Vorteile mit sich.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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