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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Siebenundzwanzigstes Hauptstück

13.

Es ist eine Schande, und ich schäme mich wahrhaftig über mich selbst, und wenn es im Himmel noch eine Beschämung geben könnte, so würde ich dort noch mehr beschämt sein als irgend jemand. Wie können wir doch so große Güter und Wonnen und eine Glorie ohne Ende nur auf Kosten unseres guten Jesus suchen? Sollten wir denn nicht wenigstens mit den Töchtern Jerusalems weinen, wenn wir ihm doch nicht mit dem Manne von Cyrene das Kreuz tragen helfen? Wie, werden wir wohl mit Vergnügungen und eitlen Unterhaltungen das erlangen, was er uns durch Vergießung so vielen Blutes verdient hat? Das ist unmöglich. Oder denken wir etwa, mit eitlen Ehren eine Schmach aufzuwiegen, wie er sie erduldet hat, damit wir ewig herrschen mögen? Da hätten wir wohl keinen Grund, dies zu hoffen; da wären wir weit, recht weit abgeirrt vom Wege, und nie würden wir zu diesem Ziele gelangen. Verkünden doch euer Gnaden laut diese Wahrheiten, weil mir Gott die Freiheit dazu nicht gegeben hat. Ich möchte mir selbst sie unablässig zurufen. Ach, wie aus dieser Schrift zu ersehen ist, hörte ich so spät auf das, was Gott und mein Gewissen mir zuriefen, daß ich nur mit großer Beschämung davon spreche und darum lieber schweigen will. Bloß das will ich noch sagen, was ich manchmal bei mir selbst erwäge, wenn ich an die Seligen des Himmels denke, deren Glück der Herr auch mir dereinst verleihen wollte. Welch eine besondere Glorie und welche Freude wird es für diese Seligen sein, auch für jene aus ihnen, die erst spät dem Dienste Gottes sich hingegeben, wenn sie sehen, daß sie nicht unterlassen haben, um Gottes willen also zu tun, was sie tun konnten, und ihm jedes Opfer zu bringen, daß sie nach ihrem Stande und ihren Kräften zu bringen vermochten! Und je mehr einer getan hat, desto größer wird auch seine Glorie und Freude sein. Wie reich wird sich der finden, der um Christi willen alle Reichtümer verlassen! Wie hochgeehrt jener, der um seinetwillen die Ehre verschmäht und mit Freuden sich in tiefer Erniedrigung erblickt hat! Wie weise wird dort sein, wer sich freute, daß man ihn für einen Toren hielt, weil auch der, der die Weisheit selbst ist, sich so nennen ließ! Ach, unsere Sünden sind Ursache, daß es deren jetzt so wenige gibt! Ja, jene sind, wie es scheint, schon ausgestorben, die die Welt deshalb für Toren hielt, weil sie Zeugin der heldenmütigen Taten der wahren Liebhaber Christi war. O Welt, o Welt, wie sehr gewinnst du an Ehre, weil es so wenige gibt, die dich kennen!

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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