6.
Nachdem ich über den Armen erfahren, was ich eben mitgeteilt, suchte ich ihm noch mehr meine Liebe zu erzeigen. Die Absicht, die ich dabei hatte, war zwar gut, aber dennoch tat ich unrecht; denn um etwas Gutes zu erzielen, wie vortrefflich es auch sein mochte, durfte ich auch ein geringes Übel nicht begehen. Ich sprach sehr häufig von Gott zu ihm, und es wohl anzunehmen, daß diese Gespräche einen heilsamen Einfluß auf ihn ausübten. Gleichweg glaube ich, daß seine große Liebe zu mir noch wirksamer war; denn um sich mir gefällig zu erweisen, ließ er sich herbei, mir das kleine Götzenbild einzuhändigen, das ich sofort in einen Fluß werfen ließ. Als dieses Zaubermittel entfernt war, begann er wie einer, der aus tiefem Schlafe erwacht, sich allmählich alles dessen zu erinnern, was er jene Jahre hindurch begangen hatte. Schrecken vor sich selbst und Reue über seine Missetaten ergriffen seine Seele, und er begann jetzt jene Person zu verabscheuen. Unsere Liebe Frau dürfte ihm viel dabei geholfen haben; denn er war ein großer Verehrer ihrer Empfängnis, deren Fest er stets sehr feierlich beging. Endlich mochte er die Buhlerin gar nicht mehr sehen und konnte fortan Gott für seine Erleuchtung nicht genug danken. Gerade ein Jahr später — von dem Tage an gerechnet, an dem ich ihn zum erstenmal gesehen — starb er. In der Zwischenzeit hatte er Gott noch sehr eifrig gedient.