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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Siebenunddreißigstes Hauptstück

10.

Ich sage es also nochmals: ich wüßte wahrlich nicht, wie ich leben sollte; so gequält findet sich die arme Seele (bei solch einem Treiben). Auf der einen Seite soll sie ihre Gedanken stets auf Gott hinrichten, und man sagt ihr, dies sei notwendig, um sie aus vielen Gefahren zu retten. Auf der anderen Seite aber sieht sie, daß sie dieser Pflicht nicht nachkommen kann aus Angst, sie möchte auch nur im mindesten etwas von den Höflichkeitsbezeigungen der Welt unterlassen, um denen, die ihre Ehre darein setzen, keine Gelegenheit zur Entrüstung zu geben. Damit habe ich mich schon recht gequält und nie konnte ich mich genug entschuldigen; denn trotz der größten Sorgfalt konnte ich doch öftere Verstöße in dieser Hinsicht nicht vermeiden; und dies sieht man, wie gesagt, in der Welt nicht leicht nach. Zwar sollten wir Ordensleute in solchen Stücken billig entschuldigt sein; aber ist dies auch wirklich der Fall? Mit nichten; denn man sagt, die Klöster müssen Hochschulen sein, wo man Hofbildung lernt. Das kann ich aber fürwahr nicht begreifen. Vielleicht hat, wie ich mir dachte, irgendein Heiliger gesagt, daß die Klöster Hochschulen sein müssen, wo jene gebildet werden sollen, die Hofleute des Himmels werden wollen, und man hat es verkehrt verstanden. Denn ich begreife nicht, wie einer, der billigermaßen beständig darauf bedacht sein soll, Gott zu gefallen und die Welt zu verachten, auch darum sich so sehr bekümmern könne, wie er die Weltleute bei dem so häufigen Wechsel der Dinge befriedigen werde. Könnte man dies auf einmal so recht erkennen, so ginge es noch an. Nun aber bedarf man sozusagen schon für die bloßen Überschriften der Briefe eine eigene Schule, um zu lernen, wie sie anzubringen sind; denn da muß man bald auf der einen Seite, bald auf der anderen Raum lassen, und jenen, den man zuvor noch nicht »Euer Herrlichkeit« zu nennen pflegte, muß man nun »Euer Durchlaucht« titulieren.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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