10.
Wieder ein anderes Mal sah ich Unsere Liebe Frau, wie sie den Pater Präsentatus aus demselben Orden, von dem schon öfter die Rede gewesen, mit einem schneeweißen Mantel umgab. Ich sagte zu mir, daß sie ihm diesen Mantel gebe als Belohnung für den Dienst, den er ihr durch seine Hilfe bei Gründung unseres Klosters erwiesen, sowie zum Zeichen, daß sie fortan seine Seele rein und von jeder schweren Sünde frei bewahren wolle. Ich halte für gewiß, daß dies auch geschehen ist; denn sein noch übriges Leben war so bußfertig und sein Tod, der wenige Jahre nach dieser Vision erfolgte, so heilig, daß man, soweit sich das erkennen läßt, nicht daran zweifeln kann. Ein Bruder, der bei seinem Tode zugegen war, bezeugte mir, daß er vor seinem Ende gesagt habe, der heilige Thomas sei bei ihm. Er starb sehr freudig und mit dem Verlangen, aus dieser Verbannung zu scheiden. In der Folge ist er mir einigemal in sehr großer Glorie erschienen und hat mir manches mitgeteilt. Er befand sich auf einer so hohen Stufe des Gebetes, daß er, als er es auf seinem Sterbebette infolge großer Schwäche unterlassen wollte, nicht imstande war, sich zu zerstreuen, so häufig waren die Verzückungen. Kurz vor seinem Tode schrieb er mir, was er tun sollte, da er nach der Messe, ohne es verhindern zu können, lange Zeit verzückt werde. Endlich gab ihm Gott den Lohn für den großen Eifer, womit er ihm sein ganzes Leben hindurch gedient hat.