3.
Einmal befand ich mich in sehr großer Betrübnis, weil ich wußte, daß jemand, gegen den ich große Verbindlichkeit hatte, einen großen Fehler gegen Gott und gegen seine (eigene) Ehre begehen wollte und schon fest dazu entschlossen war. Mein Schmerz darüber war um so größer, als ich kein Mittel wußte, ihn von seinem Entschlusse abzubringen; es schien mir, daß es auch keines gebe. Da bat ich Gott aus ganzem Herzen, er selbst möchte Mittel und Wege schaffen; bis dies aber geschah, fand ich keine Linderung meines Schmerzes. In dieser Not ging ich in eine Einsiedelei, von denen wir einige in diesem Kloster haben. Diese ist sehr abgelegen, und es befindet sich darin das Bildnis Christi an der Säule. Als ich ihn hier nun anflehte, mir doch die gewünschte Gnade zu gewähren, hörte ich eine ganz sanfte Stimme wie lispelnd zu mir reden. Mir starrten die Haare, so groß war der Schrecken, der mich erfaßte. Ich hätte jedoch gern verstanden, was die Stimme zu mir sagte, aber es war mir unmöglich, weil sie gleich wieder verstummte. Ter Schrecken war indessen bald wieder vorüber, und ich empfand eine innere Ruhe, Freude und Wonne, daß ich darüber staunte, wie daß Anhören einer Stimme, die ich mit leiblichen Ohren vernahm, ohne ein Wort davon zu verstehen, eine solche Wirkung in der Seele zustande bringe. Daraus erkannte ich, daß mein Gebet erhört worden sei; und so war es in der Tat. Mein Schmerz verschwand, und es war mir, als wäre schon geschehen, was nachher wirklich geschah, (daß nämlich jene Person ihr böses Vorhaben aufgab). Diese Begebenheit teilte ich meinen beiden damaligen Beichtvätern mit, die sehr gelehrte Männer und große Diener Gottes waren.