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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Siebentes Hauptstück

11.

Um jene Zeit fiel mein Vater in seine letzte Krankheit, an der er schon nach einigen Tagen starb. Ich ging hin, ihn zu pflegen, war aber, weil in eine Menge Eitelkeiten versunken, der Seele nach kränker als er am Leibe. Doch waren nach meinem Dafürhalten meine Verirrungen in der ganzen Zeit, von der ich hier spreche und in der es am schlimmsten mit mir stand, nicht von der Art, das ich mich im Stande der Todsünde befunden hätte; denn in einem solchen Stande würde ich, sobald ich ihn erkannt hätte, um keinen Preis länger mehr verblieben sein. Während der Krankheit meinen Vaters unterzog ich mich großer Mühe und Beschwerde, so daß ich glaube, ihm dadurch wenigstens etwas von jenen Mühen vergolten zu haben, die er in meinen eigenen Krankheiten auf sich genommen hatte. Obwohl ich selbst sehr leidend war, raffte ich doch meine Kräfte zusammen, ihn zu pflegen. Ich fühlte es, daß mit seinem Hingange alles Wohl und alle Freude für mich dahin sein würde; denn ich war zu einem Sein mit ihm verbunden. Dennoch war ich starkmütig genug, um vor ihm meinen Schmerz zu verbergen und mich, bis er ausgehaucht hatte, so zu verhalten, als wäre ich unempfindlich. Es war mir aber, als ich ihn verscheiden sah, so zumute, daß ich meinte, die Seele würde mir aus dem Leibe gerissen; denn ich hatte ihn außerordentlich lieb. Er nahm ein so schönes und erbauliches Ende und starb so gern, daß wir Ursache hatten, den Herrn zu loben. Rührend waren die Ermahnungen, die er nach dem Empfange der Letzten Ölung uns noch gab. Er trug uns auf, ihn Gott zu empfehlen und dessen Barmherzigkeit für ihn anzuflehen, und er ermahnte uns, allzeit Gott zu dienen und niemals die Wahrheit aus den Augen zu verlieren, daß alles einmal ein Ende nimmt. Unter Tränen bekannte er uns seinen großen Schmerz darüber, daß er Gott nie in rechter Weise gedient habe; er wünsche jetzt als Ordensmann im allerstrengsten Orden gelebt zu haben, den es gebt. Ich halte es für ganz gewiß, der Herr habe ihn vierzehn Tage vor seinem Tode erkennen lassen, daß er nicht länger mehr leben werde; denn vorher, obschon bereits erkrankt, meinte er dies nicht; nachher aber, als es schon wieder besser mit ihm geworden war und die Ärzte selbst ihm dies erklärten, gab er nichts darauf, sondern beschäftigte sich nur noch damit, seine Seele in Ordnung zu bringen.

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