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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Berichte und Gunstbezeigungen der hl. Theresia
II. Gunstbezeigungen Gottes

34.

Im Monat April 1575 war ich in Veas zur Gründung des Klosters, als Pater Magister Hieronymus Gracian von der Mutter Gottes dort ankam. Ich beichtete manchmal bei ihm, ohne ihn jedoch als Ersatz für meine anderen Beichtväter zu betrachten oder mich ausschließlich von ihm leiten zu lassen. Eines Tages nun war ich bei Tisch, und hatte gar keine innere Sammlung, als meine Seele plötzlich in Ekstase geriet und sich sammelte; es kam mir der Gedanke, daß ich irgendeine Verzückung haben würde. Ich hatte dabei folgende Vision mit der gewöhnlichen blitzartigen Schnelligkeit. Ich sah, wie mir scheint, neben mir den Heiland Jesus Christus in der Gestalt, wie er mir gewöhnlich erscheint. An seiner rechten Seite war dieser Pater Gracian und ich an seiner linken Seite . Der Heiland nahm seine rechte Hand und die meinige und legte sie ineinander mit den Worten: »Ich will, daß dieser Pater während deines ganzen Lebens bei dir meine Stelle vertrete. Ihr werdet beide in allem die gleichen Ansichten haben, wie es so passend ist.« Ich hatte die feste Überzeugung, daß Gott in mir sprach, und doch fühlte ich ein schreckliches Widerstreben in mir, als ich an die zwei Beichtväter dachte, die mich wiederholt ziemlich lange geleitet, denen ich gehorcht hatte und zu großem Dank verpflichtet war, besonders aber als ich an einen von ihnen mich erinnerte, der mein ganzes Vertrauen genießt.

Ich glaubte ihm dadurch eine Beleidigung zuzufügen; andererseits empfand ich große Hochachtung und Verehrung für ihn. Ich war jedoch sicher, daß es so für uns gut sei; außerdem freute es mich, daß ich nun, wie ich glaubte, endlich nicht mehr von einem zum anderen zu gehen brauchte und verschiedene Meinungen anhören mußte; denn manche hatten mir großen Kummer bereitet, weil sie mich nicht verstanden. Da jedoch der Fehler vielleicht auf meiner Seite lag, habe ich niemals einen dieser Beichtväter aufgegeben; ich wartete, bis sie fort waren oder bis ich selbst anderswohin mich begab.

Bei anderer Gelegenheit legte mir der Herr an das Herz, mich nicht zu fürchten, und sprach mehrere Worte zu mir, um mich zu versichern, daß er es sei, der mir diesen Pater gebe. Ich verstand endlich, daß es der Wille Gottes sei, und entschloß mich, in keiner Weise dagegen Einspruch zu erheben, mich während des ganzen übrigen Lebens an ihn zu halten und in allem der Ansicht dieses Paters zu folgen, vorausgesetzt, daß sie nicht augenscheinlich gegen Gott sich richte; ich bin aber sicher, daß er es nicht tun wird; denn der Entschluß, immer das Vollkommenste zu tun, wurde, wie ich glaube, von ihm ebenso wie von mir gefaßt, wenn ich nach gewissen Dingen urteile, die mir zu Ohren kamen.

Als ich meinen Entschluß einmal gefaßt hatte, lebte ich in so tiefem Frieden und ward so erleichtert, daß ich darüber staunen mußte; auch hatte ich die Überzeugung, daß dies der Wille Gottes sei; denn dieser Friede und dieser Trost können meiner Ansicht nach nicht vom Teufel kommen. Ich war so verzückt, daß ich dies unmöglich mit Worten wiedergeben kann. Jedesmal, so oft mir der Gedanke daran von neuem kommt, lobpreise ich Gott und erinnere ich mich an den Vers: Qui posuit fines suos pacem. Ich möchte mich zur Verherrlichung Gottes hinopfern und ich glaube, daß mein Entschluß zu seiner Ehre beitrug; deshalb nehme ich mir vor, nicht mehr zu wanken.

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Berichte und Gunstbezeigungen der hl. Theresia

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