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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Briefe

137. Brief — An Pater Hieronymus Garcián in Sevilla

Toledo, am 19. November 1576

Mißbilligung der Vorschriften des Paters Johannes von Jesu. Projekt der Gründung zu Granada.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Sie können jetzt Einsicht nehmen von den lästigen Vorschriften, die uns Pater Johannes von Jesu [bei seiner Visitation] hinterlassen hat. Mir scheint, daß diese Verordnungen nichts anderes sind als eine Wiedergabe der von Euerer Paternität gegebenen Satzungen. Ich sehe nicht ein, wozu dies dienen soll. Das, was meine Nonnen fürchten, hat darin seinen Grund, es möchten [mit der Zeit] einige allzu strenge Vorgesetzte kommen, die sie recht überladen und drücken. Auf diese Weise richtet man nichts aus. Es ist sonderbar, daß man glaubt, ein Kloster visitiert zu haben, wenn man recht viele Verordnungen hinterläßt. Wenn die Ordensleute an den Kommuniontagen keine Rekreation haben sollen, dann werden wohl die Priester, die alle Tage Messe lesen, gar keine mehr haben? Wenn aber die Priester

davon ausgenommen sind, warum sollen dann die anderen armen Brüder [oder Nonnen] an diese Vorschriften gebunden sein?

Dieser Pater schrieb mir, es sei eine solche Strenge notwendig gewesen, da in jenem Kloster noch keine Visitation gehalten worden sei; und so müsse es sein. In einigen Stücken mußte er wohl einschreiten, allein mich hat schon die Lesung dieser Vorschriften müde gemacht; wie würde es mir erst ergehen, wenn ich sie beobachten müßte? Glauben Sie mir, unsere Regel verlangt keine strengen Visitatoren; denn sie ist schon selbst strenge genug.

Pater Salazar geht nach Granada. Der dortige Erzbischof, der sein intimer Freund ist, hat ihn gerufen. Er wünscht gar sehr, dortselbst ein Nonnenkloster unseres Ordens zu bekommen, und mir wäre es auch nicht unlieb; denn dies könnte errichtet werden, ohne daß ich mich persönlich dorthin begäbe. Ich wünschte aber vor allem, daß auch Cyrillus damit einverstanden wäre; indessen weiß ich nicht, ob die Visitatoren auch zur Stiftung von Nonnenklöstern ebenso die Erlaubnis geben können wie zur Stiftung von Männerklöstern. Ich spreche so, falls die Franziskaner nicht unseren Platz wegnehmen, wie es in Burgos geschehen ist.

Santelmo ist sehr böse über mich wegen der Novizin, die nunmehr ausgetreten ist; allein mein Gewissen erlaubte mir nicht, anders zu handeln, und auch Sie hätten nicht anders handeln können. Man hat getan, was man in einem solchen Falle tun konnte; und weil es sich hier um das Wohlgefallen Gottes handelte, so mag darüber die Welt zugrunde gehen. Ich habe mir nichts daraus gemacht, und auch Euere Paternität soll das nicht weiter berühren. Es gereicht uns nie zum Vorteil, wenn wir gegen den Willen unseres höchsten Gutes handeln. Ich kann Euerer Paternität versichern, daß ich mich nicht besser für sie hätte verwenden können, wenn sie die Schwester meines Paulus gewesen wäre. Und das ist wohl das höchste, was ich sagen kann. Santelmo blieb fest auf seiner Ansicht, ohne Vernunft anzunehmen. Was ihn gegen mich aufgebracht hat, das ist die Wahrnehmung, daß ich für wahr halte, was meine Nonnen sagen. Er meint nämlich, daß die Priorin sich von Leidenschaftlichkeit leiten lasse, und daß alles unwahr sei, was man über seine Novizin sage. Er hat sich jetzt entschlossen, sie mit einigen anderen, die am Hofe leben, in ein Kloster zu Talavera zu bringen, und darum ließ er sie abholen. Gott bewahre uns davor, daß wir der Geschöpfe bedürfen! Er gebe, daß wir nichts mehr nötig haben außer ihn!

Santelmo sagt, ich hätte so gehandelt, weil ich ihn nicht mehr nötig hätte, und vielleicht hat man ihm auch gesagt, daß ich solcher Unredlichkeit fähig sei. Bedenken Sie aber, daß er mir nie so notwendig war als gerade damals, als es sich um die Entlassung dieser Novizin handelte. Ach, wie wenig kennt man mich doch! Möge es dem Herrn gefallen, daß ich allezeit seinen Willen zu erfüllen weiß! Amen.

Heute ist der 19. November.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und

Untergebene

Theresia von Jesu

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