173. Brief — An Pater Ambrosius Mariano in Madrid
Toledo, am 16. Februar 1577
Besorgnis um die Krankheit dieses Paters. Einige Vorschläge bezüglich der Bildung einer eigenen Provinz der Unbeschuhten.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Eurer Hochwürden, mein Vater!
Ich wundere mich nicht darüber, daß Sie noch krank sind, wohl aber, daß Sie noch leben, nachdem Sie dort innerlich und äußerlich so vieles leiden mußten. Es hat mir unendlich leid getan, als ich erfuhr, daß Sie bettlägerig seien; denn ich kenne Euere Hochwürden. Ich war aber sehr getröstet, als man mir mitteilte, daß Ihre Krankheit, wenn auch schmerzlich, doch nicht gefährlich sei. Ich habe mir gedacht, ob nicht Ihre Erkrankung von einer Verkältung herrühre, die Sie sich vielleicht auf Ihren langen Reisen zugezogen. Wollen mir doch Euere Hochwürden um der Liebe Gottes willen recht ausführlich schreiben, wie es Ihnen geht, und mir mitteilen, ob Sie etwas bedürfen; ich bin zufrieden, wenn der Brief auch nur von Pater Miseria geschrieben ist. Im übrigen machen Sie sich über nichts Sorge! Was mich betrifft, so bin ich, da die Angelegenheiten besser zu stehen scheinen, nie weniger unzufrieden als eben jetzt. Sie wissen ja, daß der Herr immer will, wir sollten zur Einsicht kommen, daß er selbst zustandebringt, was uns zum Heile gereicht. Damit wir besser einsehen und erkennen, daß dies sein Werk ist, pflegt er tausend Widersprüche zuzulassen. Gerade dann aber geht alles am besten vonstatten.
Es tut mir leid, daß Sie nichts von meinem Vater Padilla schreiben; er selbst läßt auch nichts mehr hören. Ich wünschte, daß er gesund sei, damit er sich Ihrer annehmen kann, wenn Pater Balthasar fortreisen muß. Möge unser Herr Euerer Hochwürden bald wieder die Gesundheit verleihen! An alle Väter in Madrid schreibe ich, was vorgefallen ist. Es scheint, daß dieser Bote keine andere Bestimmung hat, als meine Briefe zu befördern.
Hören Sie, mein Vater, was ich mir gedacht habe. Wir werden den guten Nuntius sehr vermissen; denn er ist ein wahrer Diener Gottes, und darum würde es mich überaus schmerzlich berühren, wenn er jetzt mit Tod abgehen müßte. Wenn er nicht alles getan hat, was wir wollten, so war der Grund der, daß ihm vielleicht die Hände mehr gebunden waren, als wir denken. Ich habe große Furcht über das, was in Rom angezettelt wird; und weil dort einige sind, die beständig [zugunsten der Beschuhten] agitieren, so muß der Nuntius große Schwierigkeiten haben. Der gute Nikolaus sagte, soviel ich mich erinnere, auf seiner Durchreise dahier, die Unbeschuhten sollten einen Kardinal zu ihrem Beschützer haben. Dieser Tage sprach ich mit einem meiner Verwandten, der ein sehr guter Mann ist, über diese Frage. Dieser sagte mir, er kenne in Rom einen Prokurator bei der päpstlichen Kurie, der ein kluger Mann sei und alles, was wir wünschten, besorgen würde, wenn wir ihn entsprechend bezahlten. Ich habe Ihnen schon geschrieben. Aus welchem Grunde ich wünschte, in Rom einen Mann zu haben, der gewisse Angelegenheiten mit unserem Pater General verhandeln würde. Überlegen Sie, ob es nicht gut wäre, wenn der Gesandte einige Bittgesuche zugunsten der Unbeschuhten an ihn richten würde.
Pater Petrus Fernández war hier. Nach seinen Worten gelten die Verordnungen der Visitatoren, wenn Tostado nicht Vollmachten über die Visitatoren selbst empfängt. Wenn aber seine Autorität eine größere ist, dann haben wir nichts zu sagen, wir müssen gehorchen und auf anderem Wege Hilfe suchen. Denn nach seiner Ansicht hätten dann die Kommissäre nicht die nötige Autorität, um eine eigene Provinz zu errichten und Definitoren zu ernennen, wenn sie nicht in diesem Augenblicke ausgedehntere Vollmachten besäßen als früher; man muß darum einen anderen Weg suchen, um sich aus dieser Klemme zu ziehen. Möge Gott uns helfen; denn er ist es, der alles tun muß! Möge er ihnen in seiner Barmherzigkeit baldmöglichst die Gesundheit wieder verleihen, um die ihn alle Schwestern inständig bitten!
Dieser Bote geht zu keinem anderen Zweck nach Madrid, als um zu erfahren, was man von mir verlangt, und um zu sehen, wie es Euerer Hochwürden geht.
Sagen Sie um der Liebe willen dem Pater Johannes Diaz, wie er die beiliegenden Briefe, die von großer Bedeutung für mich sind, an Pater Olea abgeben soll; wenn es aber anders nicht gut geht, so lassen Euere Hochwürden ihn rufen, und übergeben Sie ihm die Briefe ganz im geheimen.
Heute ist der 16. Februar.
Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu