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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Briefe

202. Brief — An Alfons de Aranda, Priester in Ávila, in Madrid

Ávila, am 10. November 1577

Beunruhigung der Nonnen im Kloster der Menschwerdung wegen der Wahl der Heiligen zur Priorin daselbst. Bemühungen der Heiligen, den Frieden wieder herzustellen.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Vater, und unser Herr lohne Ihnen den Trost, den Sie mir durch Ihre Briefe verschaffen!

Das so günstige Urteil, das im Prozesse gefällt wurde, hat mich hoch erfreut, und ich habe unserem Herrn vielmals dafür gedankt. Ich weiß nicht, ob eine so große Freude an einer zeitlichen Sache ein Zeichen besonderer Vollkommenheit ist. Ich glaube, daß auch Sie darüber sehr erfreut waren, und ich möchte Ihnen hiezu nur Glück wünschen, was ich auch hier zum Ausdruck bringen will. Wir werden uns unter den jetzigen Verhältnissen sehr verlassen fühlen, wenn Sie nicht in Madrid sich aufhalten. Möge Gott unsere Angelegenheiten so ordnen, daß wir der Gunst der gnädigen Frau Marquise und Ihrer eifrigen Bemühung nicht mehr bedürfen!

Ich lasse Sie, mein Vater, wissen, daß die Nonnen des Klosters der Menschwerdung noch immer in einer Lage sich befinden, in der sie mein herzlichstes Mitleid erwecken. Es wäre mein innigster Wunsch, wenn sie sich in allem der Priorin, die als solche aufgestellt wurde, unterwerfen und ihr nicht bloß als Vikarin Gehorsam leisten würden. Sie sind überzeugt, daß das Wohl des Klosters von der Wahl abhängt, die sie vollzogen, aber Vielleicht irren sie sich hierin. Wenn ich nicht Priorin sei, sagen sie, so verfalle in kurzem das Kloster dem Ruin, da die Beschuhten schon dorthin zurückgekehrt sind. Sie hätten die Absicht, die Sache so lange hinauszuschieben, als sie nur könnten. Erkundigen Sie sich um der Liebe willen, ob es kein Mittel dagegen gebe oder ob nicht Pater Tostado oder der Provinzial oder selbst der Nuntius, wenn er nach Madrid kommt, diese Nonnen von der Exkommunikation lossprechen könnte. Denn wie die Sache liegt, vermögen die Nonnen nichts. Und wenn dieser Zustand noch länger dauern sollte, so wäre es doch recht hart. Besprechen Sie sich auch mit dem Lizentiaten Padilla und schreiben Sie an Pater Julian de Ávila, welche Maßregeln man anwenden müsse. Dieser hat großen Einfluß auf die Nonnen, und vielleicht kann er sie bestimmen, daß sie die [ihnen aufgedrängte] Doña Anna als Priorin anerkennen. Auf mich werden sie wenig achten, weil sie wissen, daß ich mich nicht zu ihnen begeben will.

Die gnädige Frau Marquise bitte ich inständig, sich doch für diese Angelegenheit verwenden zu wollen, soweit es ihr möglich ist. Es wäre ein großer Trost für mich, diese Nonnen wieder beruhigt zu sehen. An den Lizentiaten Padilla schreibe ich nicht, da er ohnehin schon durch seine vielen Arbeiten ermüdet ist. Fragen Sie ihn, was Tostado tut, ich möchte es gerne wissen. Auch bitte ich Sie, dem Lizentiaten alles zu sagen, was diese Nonnen besonders betrifft; denn es geht nicht an, sie länger in diesem Zustand zu lassen; ja, diese Lage sollte schon beendigt sein, da die Beunruhigung groß ist und es auf diese Weise nicht ohne Beleidigungen Gottes abgehen kann. Seine Majestät erhalte Sie! Ihre Töchter des St. Josephsklosters empfehlen sich Ihnen. Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Martin.

Finden Sie, nachdem Sie von allem unterrichtet sind und mit dem Lizentiaten Padilla diese Angelegenheit besprochen haben, keinen Boten, der sogleich abgeht, so wird Ihnen die gnädige Frau Marquise einen ihrer Diener zur Verfügung stellen; wenn Sie aber dies für zu umständlich halten, so senden Sie einen eigenen Eilboten ab, den wir hier bezahlen werden. Denn es geht nicht an, noch über die kommende Woche hinaus zu warten. Was aus einem Kloster wird, in dem die Verwirrung herrscht, das können Sie aus beiliegendem Billett ersehen, das mir eben heute Pater Johannes zuschickt. Wenn Sie einen eigenen Boten bestellen, so machen Sie den Herrn Lizentiaten Padilla und den Herrn Rochus de Huerta darauf aufmerksam; vielleicht haben sie einige Briefe von unserem Vater an uns zu schicken. Diese Ereignisse bereiten mir Kummer. Möge der Herr alles leiten und Sie erhalten.

Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Martin.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Dem Herrn Lizentiaten Padilla schreibe ich doch. Besprechen Sie daher mit ihm nur, welche Maßregeln in der besagten Angelegenheit zu ergreifen sind; denn hier kann nicht mehr zugewartet werden. Zeigen Sie ihm auch das Billett des Paters Johannes vom Kreuz.

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