209. Brief — An Johann de Ovalle und an Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes
Ávila, am 10. Dezember 1577
Familienangelegenheiten. Nachrichten über das Kloster der Menschwerdung.
Jesus sei mit Ihnen!
Ich habe wenig Zeit zum Schreiben dieses Briefes; darum will ich Ihnen nur berichten, daß mir Ihre Angelegenheit große Sorge macht. Zweimal schon habe ich an Doña Luise geschrieben, und jetzt gedenke ich wieder einen Brief an sie zu senden. Sie scheint diesmal mit der Antwort zu zögern. Ich habe wirklich mein möglichstes getan und tue es noch [um ein Wort von ihr zu erlangen]. Möge Gott diese Angelegenheit so ordnen, daß sie mehr zum Heile Ihrer Seelen gereicht! Denn das ist die Hauptsache.
Ich sehe nicht ein, warum Sie dieser Dame irgend etwas geben; denn ich fürchte, daß alles verloren ist. Auch bin ich über den Aufwand für Ihre Reise nach Toledo ungehalten, da ich hierin keinen Erfolg erblicken kann. Es würde gut sein, an ihren Bruder irgendein Geschenk zu senden; denn er leitet alles. Sie verlieren dabei nichts. Diese Leute wollen eben nichts tun, außer sie haben Hoffnung aus irgendeinen kleinen Nutzen.
Alle Edelleute begeben sich zur Winterszeit auf ihre Landgüter; ich weiß nicht, warum es Ihnen gerade jetzt so schwer fällt, dorthin sich zu begeben. Was meine Schwester betrifft, so will ich ihr sagen, daß ich um sie weniger bekümmert bin, da sie ja als Begleiterin Doña Beatrix hat. Ich empfehle mich ihr vielmals! Meine Gesundheit ist nicht schlechter wie gewöhnlich, und das will schon viel heißen.
Die Nonnen des Klosters der Menschwerdung sind von der Exkommunikation befreit; aber sie sind noch ebenso fest in ihrer Haltung wie vorher. Ihre Leiden haben noch zugenommen, da man ihnen auch die unbeschuhten Karmeliten genommen hat. Ich weiß nicht, wie weit diese Beschuhten noch gehen werden. Sie verursachen mir großes Herzeleid, da sie ganz unsinnig handeln.
Meine Brüder erfreuen sich einer guten Gesundheit; sie wissen nichts von diesem Briefe, wenigstens nichts von dieser Botengelegenheit, wenn nicht andere es ihnen gesagt haben. Theresia ist fieberfrei, hat aber den Schnupfen. Gott sei allezeit mit Ihnen allen!
Heute ist der 10. Dezember.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu