24. Brief — An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo
Toledo, Mitte August 1570
Die in der Kirche der Karmelitinnen zu Toledo gestifteten Kaplaneien.
Jhs
Unser Herr verleihe Ihnen seine göttliche Gnade!
Ich habe sehr gewünscht, daß Sie mich in diesen Tagen besuchen möchten, und habe Sie deshalb auch darum bitten lassen. Nachdem Sie mir aber diese Liebe nicht erwiesen und die Zeit meiner Abreise herangekommen ist, die nach meinem Vorhaben morgen schon erfolgen soll, so möchte ich Ihnen noch sagen, was ich das letztemal über die gesungenen Messen an Sonn und Feiertagen mit Ihnen zu sprechen begonnen habe. Ich habe nämlich in diesen Tagen diese Sache näher ins Auge gefaßt, was bei jener Besprechung weniger der Fall gewesen war, da ich es nicht für notwendig hielt, darüber zu verhandeln. Auch glaubte ich, meine Absicht sei in der hierüber gefertigten Schrift nicht klar ausgedrückt, die ich, wie man mir sagt, erklären müsse. Was ich gewollt, war dies, daß die Herren Kapläne verpflichtet sein sollten, an den Festtagen zu singen, denn an diesen Tagen sind die Messen nach den Vorschriften unserer Satzungen zu singen. Keineswegs aber wollte ich die Nonnen zum Gesange verpflichten, weil auch die Regel ihnen dazu keine Verpflichtung auflegt, die Vorschrift der Satzungen sie aber nicht unter Sünde verpflichtet. Urteilen Sie selbst, ob ich die Nonnen dazu hätte verpflichten sollen. Ich hätte dies um keinen Preis getan. Auch haben weder Sie noch sonst jemand ein solches Verlangen an mich gestellt, und ich sagte nur, es werde geschehen, wenn es uns gelegen sei. Befindet sich in dem schriftlichen Übereinkommen ein Irrtum, so kann man doch billigerweise jetzt nicht mit Gewalt von den Nonnen fordern, was ihrem freien Willen anheimgestellt ist; und da diese ja doch, um sich Ihnen gefällig zu zeigen, für gewöhnlich die Messen singen, so bitte ich Sie, ihnen gütigst zu gestatten, von ihrer Freiheit Gebrauch machen zu dürfen, wenn die Umstände es erheischen. Verzeihen Sie, daß ich durch eine fremde Hand schreiben lasse, da die Aderlässe mich geschwächt haben und der Kopf mir nicht erlaubt, mehr zu tun. Unser Herr erhalte Sie!
Der Herr Martin Ramírez hat mir große Freude gemacht. Gott wolle ihn zu seinem eifrigen Diener machen und Sie zum Wohle aller erhalten! Sie werden mir einen großen Liebesdienst erweisen, wenn Sie mir erklären, wie es mit den genannten Messen zu halten sei. Weil die Messen fast täglich gesungen werden, ohne daß eine Verpflichtung dazu besteht, so wird es billig sein, daß Sie uns von dieser Beängstigung befreien und sowohl die Schwestern als auch mich in einer Sache, an der so wenig gelegen ist, zufriedenstellen, denn wir alle sind von dem Verlangen beseelt, Ihnen zu dienen.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Don Didakus Ortiz, meinen Gebieter.
