312. Brief — An die Mutter Maria von Jesu in Veas
Malagón, anfangs Februar 1580
Klage über die Nachlässigkeit dieser Nonne im Briefschreiben. Die Stiftung des Klosters zu Villanueva de la Jara.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Lieb, meine Tochter!
Wenn Sie ein solches Kopfleiden und so viele Geschäfte hätten wie ich, dann würden Sie eine Entschuldigung dafür haben, daß Sie mir so lange nicht mehr geschrieben. Da aber dies nicht der Fall ist, so kann ich nicht umhin, mich über Sie und meine geliebte Schwester Katharina von Jesu zu beklagen. Dieses Zeichen der Vergeßlichkeit von Ihrer Seite habe ich doch wahrlich nicht verdient. Wäre es mir möglich, so würde ich so oft an Sie schreiben, daß Sie von dieser Vergeßlichkeit aufmachen müßten. Ich tröste mich mit dem Bewußtsein, daß Sie gesund und zufrieden sind, sowie auch damit, daß Sie, wie man mir berichtet, unserem Herrn treu dienen. Gebe Gott, daß es wirklich so ist! Ich bitte ihn beständig darum. Es wäre mein Wunsch, mich jetzt in Ihrem Kloster von den vielen Mühseligkeiten und Leiden erholen zu können, die ich in den letzten Jahren auf so mannigfache Weise erdulden mußte. Dieser Wunsch hat seinen Grund in meiner sinnlichen Natur; aber wenn ich vernünftig denke, sehe ich wohl ein, daß ich nur Kreuz und wieder Kreuz verdiene. Unser Herr verleiht mir eine große Gnade, wenn er mir nichts anderes sendet.
Die Mutter Priorin wird es Euerer Lieb schon gesagt haben, daß man mir den Auftrag gab, mich zur Stiftung eines Klosters zu begeben, gegen die ich mich schon seit mehreren Jahren gesträubt habe. Da man aber so beharrlich darnach verlangt und auch unser Oberer sie billigt, so habe ich die feste Zuversicht, es werde diese Stiftung zur Ehre unseres Herrn gereichen. Bitten Euere Lieb ihn um diese Gnade sowie auch darum, daß er mir behilflich sei, jederzeit seinen Willen zu vollziehen!
Entbieten Sie den Schwestern Katharina von Jesu, Elisabeth von Jesu und Eleonora vom Erlöser meine Empfehlungen! Ich wünschte, mehr Zeit und weniger Beschwerden an meinem Kopfe zu haben, um Ihnen einen längeren Brief schreiben zu können. Sie aber sollen sich nicht zu kurz fassen, wenn Sie schreiben, und sich nicht wundern, wenn ich nicht sogleich antworte! Seien Sie versichert, daß ich mich über Ihre Briefe freue und nicht vergesse, Sie unserem Herrn zu empfehlen. Seine Majestät mache Sie so heilig, wie ich es wünsche, [und verleihe Euerer Lieb ihren Heiligen Geist mit der Fülle seiner göttlichen Gaben! Amen.]
Euerer Lieb unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu