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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Weg der Vollkommenheit
Siebzehntes Hauptstück

3.

Ich sage dies nicht ohne wichtigen Grund; denn es liegt, wie schon erwähnt, viel daran, zu wissen, daß Gott nicht alle denselben Weg führt. Vielleicht steht gerade jener, der ganz in der Tiefe zu wandeln vermeint, sehr hoch in den Augen des Herrn. Nicht deshalb also, weil alle in diesem Hause das (innerliche) Gebet üben, müssen auch alle beschaulich sein. Das ist unmöglich; und wüßte eine, die nicht beschaulich ist, diese Wahrheit nicht, so müßte sie wohl sehr niedergeschlagen sein. Die Beschauung ist ein Geschenk Gottes; weil sie zum Heile nicht notwendig ist und Gott sie nicht als Bedingung unserer dereinstigen Belohnung fordert, so denke keine, sie werde von ihr verlangt. Ist eine auch nicht beschaulich, so kann sie desungeachtet doch sehr vollkommen sein, wenn sie das tut was bisher gesagt wurde. Ja, sie kann sogar weit mehr Verdienst haben, weil sie mehr Mühe hat, weil der Herr sie als eine starke Seele führt und ihr alle Genüsse (für das Jenseits) aufbewahrt, die sie hienieden nicht kostet. Darum soll sie weder mutlos werden noch das Gebet aufgeben, sondern sich benehmen wie alle anderen. Zuweilen kommt der Herr sehr spät noch und bezahlt auf einmal so reichlich, wie er es anderen gegenüber in vielen Jahren nach und nach getan.

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