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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Weg der Vollkommenheit
Neunzehntes Hauptstück

15.

Durch ein Beispiel will ich mich deutlicher erklären. Es befällt uns wie einst den heiligen Paulus ein heftiges Verlangen, jetzt schon bei Gott zu sein und darum vom Kerker dieses Leibes erlöst zu werden. Es mag nun keiner geringen Abtötung bedürfen, eine Pein zu mäßigen, die aus solcher Ursache entsteht und in sich sehr süß sein muß; sie ganz zu ersticken, wird ohnehin nicht möglich sein. Aber manchmal kann diese Pein so heftig werden, daß sie fast den Verstand raubt, wie ich unlängst an einer Person gesehen habe. Diese ist von Natur nicht stürmisch, scheint mir aber, obwohl sie gewöhnt ist, ihren Willen zu brechen, den Verstand schon ganz verloren zu haben, wie man in anderen Dingen an ihr gewahrt. Eine Zeitlang sah ich sie infolge ihrer großen Pein und ob der Gewalt, die sie sich antat, sie zu verbergen, wie von Sinnen. Bei einem so übermäßigen Drange, auch wenn er vom Geiste Gottes kommt, halte ich es der Demut entsprechend, zu fürchten; denn wir dürfen nicht denken, wir hätten eine so große Liebe zu Gott, daß sie uns in einen so gefährlichen Zustand versetzt.

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