3.
Jene, die Gott wahrhaft lieben, lieben alles Gute, wollen alles Gute, fördern alles Gute, loben alles Gute, gesellen sich allzeit zu den Guten, helfen ihnen und verteidigen sie; sie lieben nur die Wahrheit und was wahrhaft liebenswürdig ist. Oder glaubt ihr, solche Seelen, die Gott in Wahrheit lieben, könnten noch die Eitelkeiten, die Reichtümer, die Freuden, die Ehren der Welt lieben, oder es sei Streit oder Neid unter ihnen? Nichts von alledem werdet ihr bei ihnen finden; denn sie suchen nichts anderes, als ihrem Geliebten zu gefallen. Sie sterben gleichsam vor Verlangen, von ihm geliebt zu werden, und darum setzen sie für das Streben, sich ihm immer wohlgefälliger zu machen, ihr Leben ein. O es ist unmöglich, daß die Liebe Gottes, wenn sie eine wahre ist, sich verborgen hält? Seht nur einen heiligen Paulus und eine heilige Magdalena an! Der eine, der heilige Paulus, sing schon nach drei Tagen an, zu erkennen zu geben, daß er vor Liebe krank ist; an Magdalena offenbarte es sich gleich am ersten Tage. Und wie deutlich konnte man dies sehen! Denn da die Liebe bei den einen größer, bei den anderen geringer ist, so gibt sie sich nach eben diesem Verhältnisse auch mehr oder minder deutlich zu erkennen. Ist sie groß und stark, dann zeigt sie sich auch so; ist sie schwach, so gibt sie sich auch nur schwach zu erkennen. Immer aber wird sich die Liebe Gottes, wo sie ist, kundgeben, mag sie eine große oder geringe sein.