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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Weg der Vollkommenheit
Zweiundvierzigstes Hauptstück

1.

Der gute Jesus scheint mir Grund gehabt zu haben, diese Bitte für sich zu sprechen. Sehen wir ja doch, wie sehr er des Lebens auf Erden müde war, als er beim Abendmahle zu seinen Aposteln sprach: »Sehnlichst habe ich verlangt, dieses Osterlamm mit euch zu essen«, weil es das letzte Abendmahl seines Lebens war. Daraus ist ersichtlich, wie lebensmüde er schon sein mußte. Jetzt sind die Menschen noch nicht müde, wenn sie auch hundert Jahre gelebt; sie möchten immer noch länger leben. Aber unser Leben ist auch wirklich nicht so elend und so voll Mühseligkeiten und Armut wie das unseres guten Jesus. Was war sein Leben anders als ein immerwährendes Sterben, da er den grausamen Tod, der seiner wartete, beständig vor Augen hatte? Und das war noch das wenigste. Mehr schmerzten ihn die vielen Beleidigungen, die er gegen seinen Vater begehen sah, und der Untergang so vieler Seelen. Wenn dies schon jeder Seele, die wahre Liebe hat, großen Schmerz verursacht: Welchen Schmerz mußte dann der Herr in seiner überschwenglichen, unermeßlichen Liebe empfunden haben? Wieviel Grund hatte er also nicht, den Vater zu bitten, daß er ihn von so vielen Übeln und Mühseligkeiten erlösen und ihm die ewige Ruhe seines Reiches geben wolle, dessen wahrer Erbe er war!

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